Praxis
Sound
Das Pedal macht nicht nur auf den ersten Blick einen komplexen Eindruck. Hier muss man sich wirklich einarbeiten, um mit der Fülle an Reglern und deren Wechselwirkungen klarzukommen. Wenn man dann einen Sound gefunden hat, sollte man sich die Einstellungen mit dem Handy abfotografieren, denn irgendwelche Speichermöglichkeiten bietet das Gerät im Vergleich zu digitalen Geräten nicht. Dreh- und Angelpunkt des Pedals ist die Fuzz-Sektion, ohne die hier eigentlich gar nichts geht. Auch wenn sich die Verzerrung in dezenten Einstellungen sehr gut macht, klingt es erst in der Vollgasposition im Verbund mit den anderen Effekten richtig gut. Bevor es ans Eingemachte geht, gibt’s wie immer ein Referenzbeispiel mit deaktiviertem Pedal.
Wie bereits erwähnt, klingt das Fuzz in Lowgain-Settings wirklich hervorragend. Wenn man den Effekt alleine spielt, gefallen mir Einstellungen zwischen 12-Uhr bis 14-Uhr-Stellung am besten, denn hier klingt der Effekt nach einer gut gelungenen Mischung aus Distortion und Fuzz. Erst ab 15 Uhr tönt es allmählich leicht kaputt, so wie es sich für ein richtiges Fuzz gehört. Mit einem 70er-Jahre-Sound Germanium-Fuzz hat das Ganze aber nicht viel zu tun, dazu klingt es auch in der Vollgasposition noch zu kultiviert.
Kommen wir zur Filtersektion. Hier lässt sich der Sound auf eine für Gitarrensounds eher untypische Art und Weise verbiegen und es klingt im weitesten Sinn sofort synthetisch: für Soundforscher und diejenigen, die irgendwie anders klingen wollen, ein absoluter Traum. Bevor es an die abgedrehten Kombinationssound geht, stelle ich euch zuerst einige der wichtigsten Parameter einzeln vor. Zuerst hört ihr insgesamt vier Einstellungen des Freq-Reglers im LPF-Mode, beginnend mit der Minimaleinstellung. Der Gain-Regler der Fuzz-Sektion steht hier auf 12 Uhr.
Im BPF-Mode klingt der Effekt wegen des offenen Obertonbereichs etwas natürlicher und weniger nach einem Studiofilter. Im Beispiel hört ihr fünf verschiedene Einstellungen des Freq-Potis, beginnend in der Minimalposition.
In den beiden folgenden Audiobeispielen stelle ich euch den Envelope im Zusammenspiel mit der Filtersektion vor. Schon hier wird klar, dass ich euch wegen der enormen Wechselwirkungen aller Parameter nur einen kleinen Ausschnitt aller Soundmöglichkeiten zeigen kann. Auch die jeweilige Gitarre beeinflusst den Sound, und so reagiert das Gerät auf den Pegel und den Frequenzgang von Singlecoils anders als auf knallige Humbucker.
Aber kommen wir zurück zum Envelope. Im ersten Soundbeispiel hört ihr den Envelope mit dem Filter im BPF-Mode und im zweiten Beispiel dann im LPF-Modus. Die beiden Freq- und Resonance-Regler stehen auf 12 Uhr.
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Der LFO bringt eine weitere Fülle an Soundvarianten ins Spiel. Neben der Modulationstiefe und der Geschwindigkeit lässt sich auch die Wellenform und, mithilfe des Shape Reglers, die Länge bzw. die Anstiegs- und Abfallzeiten der Welle einstellen. Das klingt zwar kompliziert, ist es aber nicht, denn im Grunde hat man es hier mit einem sehr vielseitigen Tremoloeffekt zu tun, der sich intuitiv einstellen lässt. Im ersten Soundbeispiel hört ihr die Wirkungsweise des Wave-Reglers und im zweiten Beispiel die des Shape-Reglers. Die beiden Depth- und Speed-Potis stehen auf 12 Uhr und in der Fuzz-Abteilung ist die Trem-Funktion eingeschaltet.
Zum Schluss stelle ich euch noch einige Sample-Settings des Herstellers vor. Zuerst hört ihr die sehr abgefahrene Synthscape-Einstellung. Wie bei allen Sample-Settings ist auch hier der Gain-Regler der Fuzz-Sektion komplett aufgerissen. Der Grund dafür sind die zahlreichen Obertöne und der leicht kaputte, hochkomprimierte Sound, der dem Signal das nötige Sustain auf seiner Reise durch die Filter gibt.
Das zweite Sample-Setting trägt den vielversprechenden Namen „Blooming Filter“. Dieser völlig abgedrehte Sound erinnert an einen Rückwärtseffekt, den man aber im Vergleich zu Reverse-Delays ganz normal und in Realtime spielen kann.
Beim folgenden Setting steuert der Envelope zusätzlich zum Filter auch noch die Geschwindigkeit des LFOs. Um diesen Effekt zu erreichen, muss man den zweiten DIP-Schalter auf der Stirnseite des Pedals aktivieren.
Das letzte Soundbeispiel ähnelt einen klassischen Touch-Wah-Sound, hier jedoch mit eingebauter Verzerrung. Wie bei den beiden anderen Sample-Settings klingt das Pedal richtig klasse. Einen derart ausgeschlafenen und tiefen Sound bekommt man mit Digitalschleudern kaum hin. Dafür klingt es einfach zu dreckig, zu warm und zu unberechenbar.