Praxis
Tragekomfort des Shure AONIC 50 Gen 2
Beim Aufsetzen des Shure AONIC 50 Gen 2 macht sich die Größenanpassung der gerasterten Kopfbügeleinstellung zwar lautstark bemerkbar. Dafür verstellt sie sich aber, einmal angepasst, nicht von selbst. Zumindest für meine Kopfgröße ist auch das Transportcase groß genug, um den Kopfhörer in der gewählten Größe zu fassen. Dadurch muss seine Größe nicht stets aufs Neue eingestellt werden.
Der Anpressdruck des Kopfbügels ist kräftig, aber nicht zu stark. Die ohrumschließenden Ohrpolster sind mit Memory-Schaumstoff gefüllt und sorgen für hohen Tragekomfort. Dadurch, dass die Hörschalen schwenk- und kippbar sind, lassen sie sich hervorragend anpassen. Auch die Polsterung des Kopfbandes ist gut gelöst. Das Verhältnis von Kopfhörergewicht, Anpressdruck und Polsterung fällt beim AONIC 50 Gen 2 außerordentlich ausgewogen aus. Der Kopfhörer macht mit seinem Gewicht einen satten Eindruck auf dem Kopf, ohne dass er schwer lasten würde. Auch bei schnelleren Kopfbewegungen sitzt er tadellos und verrutscht nicht. Auch das macht ihn in meinen Augen wunderbar alltagstauglich.
Shure AONIC 50 Gen 2 im Handling-Check
Der Power-Taster des Shure AONIC 50 Gen 2 kann mit Pairing, Batteriestatusabfrage und Löschen aller bereitgestellten Verbindungen noch drei weitere Funktionen ausführen. Das zwischen der erforderlichen Haltedauer des Tasters zum Pairen oder aber Löschen der Verbindungen gerade einmal zwei Sekunden liegen, könnte hin und wieder zu Schwierigkeiten führen. Hier benötigt man also eine gute innere Uhr oder sollte eine Stoppuhr zur Hand haben, wenn nicht versehentlich die gespeicherten Geräteverbindungen gelöscht werden sollen.
Gleich zehn Funktionen sind auf dem zentralen Taster zwischen den Volume-Tastern untergebracht. Abhängig von der Anzahl der Tasterbetätigungen und der Haltedauer sind hier Wiedergabefunktionen, Voice Assistant und verschiedene Telefonfunktionen zu Hause. Das erfordert doch eine gewisse Einarbeitung. Auf die reine Wiedergabesteuerung entfallen zum Glück die einfachsten Kombinationen, sodass dem Musikhören nichts im Wege steht.
Per gerastertem Schiebeschalter darüber wird zwischen Environment-Mode, ANC und reinem Kopfhörergebrauch gewählt. Der Schalter rastet auch auf der Mittelposition gut ein, sodass der Anwender stets weiß, in welchem Modus sich der Kopfhörer gerade befindet. Im Test gelingt das Pairing reibungslos. Als positiv empfinde ich die Ansagen, die zum Stand des Pairings von einer Frauenstimme auf Englisch ausgegeben werden.
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ANC- und Environment-Features
Was mich beim Aufsetzen des Shure AONIC 50 Gen 2 wundert, ist seine eher geringe passive Dämpfung von Außengeräuschen. Denn für einen geschlossenen Kopfhörer ist er relativ „hellhörig“. Überraschenderweise ist die akustische Isolation nach außen ein wenig besser aufgestellt. Das gilt vor allem für geringe bis mittlere Lautstärken. So lässt sich der Lieblings-Band oder -Serie lauschen, ohne dass Familienmitglieder oder der Sitznachbar in der Bahn mithören müssen.
Schalte ich das ANC-Feature ein, werden der Umgebung erfolgreich Geräuschanteile entzogen. Raumton wird von der aktiven Geräuschunterdrückung ebenso erfolgreich entgegengewirkt wie dem Surren eines Computer-Kühlers und ähnlichen gleichmäßigen Hintergrundgeräuschen. Hier leistet der Shure AONIC 50 Gen 2 ganze Arbeit.
Noch überzeugender ist für mich der Environment-Mode. Während manches Modell der Konkurrenz klanglich nur erahnen lässt, was um den Träger des Kopfhörers herum passiert, ist das beim AONIC 50 Gen 2 anders. Die externen Mikrofone greifen bis ins Detail den Sound umliegender Schallquellen auf und sorgen für einen sehr guten klanglichen Eindruck der Umwelt, ohne dass dafür der Kopfhörer abgenommen werden müsste. Das liegt sicher auch an den relativ großflächig verteilten Schallöffnungslöchern, durch die die Mikrofone Umgebungsschall aufgreifen können.
So klingt der Shure AONIC 50 Gen 2
Gleich bei den ersten Musikklängen fällt mir neben dem weichen Sound des Shure AONIC 50 Gen 2 auf, dass er nicht ganz frei von Resonanzen ist. Ein Problem, mit dem so mancher geschlossener Kopfhörer ringt. Je nach Audioproduktion stellt sich ein leicht „dosiger“ Gesamteindruck ein. Das ist vor allem bei spärlich instrumentierten Audioproduktionen der Fall.
Im Frequenzbild dominiert bei den tiefen Tönen werksseitig der Bereich zwischen oberen Bässen und unteren Mitten. Tiefbässe von Urban Music & Co. bildet der Kopfhörer zwar ab, imponiert dabei aber nicht. Die Mitten des Kopfhörers würde ich als „warm“ bezeichnen. Dennoch ist ihre Sprachverständlichkeit bei Rock- und Popsongs hoch. Der Höhenbereich ist verhalten und seidig, weit entfernt von jeglichem Hype. Weil auch der Superhochtonbereich dezent ist, fehlt dem AONIC 50 Gen 2 für mich im Klang von Haus aus die letzte Offenheit. Entsprechend sind die subjektive Signalauflösung und die Tiefenstaffelung im Bereich der Schulnote 2- angesiedelt.
Ebenso zurückhaltend wirkt auf mich auch die Wiedergabedynamik. Denn Transienten werden von diesem Kopfhörer eher sanft abgebildet. Was mir gefällt, ist, dass der Kopfhörer auch mit einem einfachen Smartphone gekoppelt für ordentlich Lautstärke sorgt. Regle ich die Lautstärke bis ans obere Limit, treten keine Verzerrungen auf. Auch sind dann die Dynamik und das Klangbild des Shure AONIC 50 Gen 2 am besten. Was beim Starten und Stoppen beziehungsweise Pausieren der Musik per Kopfhörertaste stört, ist ein vom Kopfhörer ausgegebener Ton, der den Tastendruck quittiert. Er klingt wie ein vorbeischwingendes Laserschwert aus einem Science-Fiction-Film und bietet dem Anwender keinerlei Mehrwert. Leider lässt sich dieser Ton nicht wie andere Hinweistöne des Kopfhörers ausschalten.
Letzte Worte zur ShurePlus PLAY App
Die knapp 45 MB große ShurePlus PLAY App findet den bereits drahtlos verbundenen Kopfhörer mühelos. Die Handhabung aller Parameter ist in der App übersichtlich gelöst und selbsterklärend. Für den per Touchbedienung in der Frequenzkurve anpassbaren EQ stehen in der App sieben voreingestellte Presets bereit. Die zuletzt gewählten Equalizer-Einstellungen bleiben auf dem Kopfhörer gespeichert. Das ist praktisch, weil sich so ein Wunschprofil erstellen und der Kopfhörer dauerhaft klanglich individualisieren lässt.
Auch das ANC-Feature kann in der App nachjustiert werden. Außerdem gibt es einen Spatializer mit drei verschiedenen Wiedergabe-Modi. Er soll ein Klangbild mit natürlicherer Räumlichkeit liefern als das andere Kopfhörer leisten können. Und der Spatializer sorgt tatsächlich für ein besonders breites, räumliches Klangbild. Hier besteht Suchtgefahr. Denn wird der Spatializer ausgeschaltet, wirkt das einmal genossene breite Stereobild wie in sich zusammengefallen. Mit eingeschaltetem Spatializer ist übrigens auch die Basswiedergabe des Kopfhörers deutlich satter. Für den Einsatz im Heimkino gibt es noch einen Kino-Modus und auch für Podcasts hat der Spatializer ein Preset am Start. Dieses Feature gefällt mir sehr gut.
Per App lassen sich übrigens maximale Geräuschunterdrückung und Environment-Modus gleichzeitig aktivieren. Wer nur die Geräuschunterdrückung nutzen möchte, kann aus den drei Intensitätsstufen „Max.“, „Mäßig“ und „Licht“(!) wählen. Ein Übersetzungsfehler, der das englische Adjektiv light als Substantiv übersetzt hat. Das geht besser. Für den Umgebungsmodus stehen gleich elf Stufen zur Wahl. Außerdem kann er an das Abspielen von Audiotiteln gekoppelt werden. Denn ohne dass Musik läuft, lassen sich durch die geschlossenen Kopfhörer hindurch auch laute Umgebungsgeräusche hören.
Eine Zusatzfunktion ermöglicht das Hinzumixen der eigenen Telefonstimme zum gehörten Signal. So spricht man als Nutzer des Shure AONIC 50 Gen 2 bei aufgesetztem Kopfhörer nicht zu laut am Smartphone. Weitere App-Features sind das Einstellen des USB-Modus zwischen „Kommunikation“ und „Hi-Res“ sowie des Multipoint-Verhaltens des Kopfhörers, wenn weitere bekannte Bluetooth-Audioquellen in Reichweite sind. Außerdem können das Ladeverhalten und der Sleep-Timer des Kopfhörers eingestellt werden. Zu guter Letzt ist auch noch ein Medienplayer in der App untergebracht. Mit den hier gebotenen Funktionen dürfte deshalb nahezu jeder Nutzer glücklich werden.
Shure AONIC 50 Gen 2 im Verleich zu anderen Modellen
Anhand der folgenden Tabelle könnt ihr zentrale Daten und Werte des AONIC 50 Gen.2 gegenüber seiner Konkurrenz einordnen:
Shure AONIC 50 Gen 2 | Sennheiser HD 450BT | Audio-Technica ATH-M50 XBT2 | |
Blueetooth-Version | 5.1 | 5.0 | 5.0 |
max. Betriebsdauer | 40-45 Std. | 30 Std. | 50 Std. |
Schnellladefunktion | ja | ja | ja |
Audio-Frequenzumfang | 20 Hz – 22 kHz | 18 Hz – 22 kHz | 15 Hz – 28 kHz |
Impedanz | 39 Ohm | 18 Ohm | 38 Ohm |
Schalldruck | 97,5 dB | 108 dB | 99 dB |
Telefonie | ja | ja | ja |
App-Anbindung | ja | ja | ja |
Straßenpreis | 395,– € | 129,– € | 179,– € |