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Shure PGA98D Test

Praxis

Bei der Handhabung zeigt die Halterung Schwächen

Zwei Dinge haben Käufer kleiner Mikrofone wie dem Shure PGA98D meistens im Sinn. Neben gutem Sound sollen sie wenig Platz einnehmen und optisch unauffällig sein. Ersteres kann die Konstruktion des PDA98D durchaus gewährleisten, der zweite Faktor wird nicht ganz erreicht. Man könnte auch sagen: Was bei konventionellen Mikrofonen über der Trommel hängt, befindet sich im Falle des PGA an der Seite. Hier wird deutlich, warum das Beta98 mehr als doppelt so teuer ist, denn dort wurde dem Aspekt der optischen Zurückhaltung offenbar mehr Aufmerksamkeit eingeräumt. Auch die Befestigung der Haltekonstruktion verläuft beim Testkandidaten etwas weniger elegant, als bei preisintensiveren Produkten. Die Spannreifenklaue ist relativ stramm, was bei der Fixierung an meinen regulären, geflanschten Spannreifen schon etwas Kraftaufwand erfordert und kurze Zweifel auslöst, ob ich nicht womöglich einen Fehler gemacht habe. An schmaleren RIMS-Halterungen hängt die Konstruktion wiederum etwas zu lose. Hier sind anpassbare Halterungen mit Schraubverschluss klar im Vorteil.

Flexibilität geht anders: Die Halterung besitzt keine Einstellmöglichkeiten.

Klanglich macht sich der Höhen-Peak deutlich bemerkbar

Ein kleines Yamaha Recording Standard Drumset in den Größen 18×14, 10×8, 12×8 und 14×10 sowie eine Yamaha Recording Stahl-Snaredrum mit den Abmessungen 14×5,5 Zoll kommen als Schallquelle zum Einsatz, auf allen Trommeln befinden sich offen gestimmte Remo Ambassador coated Felle. Um eine klangliche Referenz zu haben, habe ich das Testmodell an den Toms mit einem (sehr ausgewogen klingenden) Audio Technica ATM230 verglichen, an der Snare habe ich mein persönliches Referenzmikrofon, das Telefunken M80, benutzt. Auch ohne den Vergleich mit den Referenzen fällt mir beim ersten Durchhören der Soundfiles auf, dass das PGA98D ein eher die Höhen betonendes Mikrofon ist. Verwunderlich ist das nicht, denn schließlich handelt es erstens sich um ein Kondensator-Mikrofon, zweitens haben ihm die Shure-Entwickler die oben angesprochene Höhen-Anhebung spendiert. Der Verdacht liegt nahe, dass es mit der Impedanzanpassung zu tun hat, denn das Shure hat laut Manual erstaunliche 850 Ohm, üblicher wäre weniger als ein Viertel davon. Doch selbst an einem Röhrenverstärker mit deutlich geringerer Eingangsimpedanz als sonst üblich (Sebatron vmp-400e) war bezüglich des Frequenzgangs kein ernstzunehmender Unterschied gegenüber einem MotU-Preamp wahrnehmbar.

Fotostrecke: 4 Bilder 14u0022 Tom

Je keiner das Tom, desto besser klingt das PGFA98D

An den drei Toms klingt das Shure insgesamt schön präsent, in den Mitten und Bässen muss es sich allerdings dem ATM230 geschlagen geben. Was dem Attack zugute kommt, wirkt bei den Übersprechungen etwas scharf, was ihr besonders gut am Klang der Hi-Hats hören könnt. Hier beeinflusst das Signal den Sound der Hi-Hat auch im Mix recht deutlich. Am kleinen 10 Zoll Tom gefällt mir der frische Sound gut, die Trommel klingt lebendig und durchsetzungsstark. Am 12er macht sich im Vergleich mit dem ATM230 ein deutlich schlankerer Mittenbereich bemerkbar, welcher der Trommel ein bisschen ihrer natürlichen „Rundheit“ raubt. Das Audio Technica besitzt deutlich mehr Ton, die Mitten klingen zudem dreidimensionaler, was sich besonders im Mix mit den anderen Mikrofonen bemerkbar macht. Am 14er Tom geht dem Shure dann die Puste aus, was beim 12er schon fehlt, vermisst man beim 14er umso mehr. Die Präsenzanhebung wirkt hier außerdem recht aufgesetzt, wirklich natürlich klingt der Anschlagston nicht. Freunde klarer Kanaltrennung werden beanstanden, dass der Peak im 10000 Hertz-Bereich auch hier wieder den Klang der Becken im Set deutlich schärfer werden lässt als nötig. Trotzdem werden Fans eines insgesamt hellen und modernen Drumsounds mit dem PGA98D klanglich glücklich werden, zumal ich fairerweise einräumen muss, dass das Vergleichsmikrofon auch teurer ist. Hier könnt ihr die Files anhören.

Audio Samples
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Shure PGA98D, 10″ Tom, solo Shure PGA98D, 10″ Tom, im Kit Audio-Technica ATM230, 10″ Tom, solo Audio-Technica ATM230, 10″ Tom, im Kit Shure PGA98D, 12″ Tom, solo Shure PGA98D, 12″ Tom, im Kit Audio-Technica ATM230, 12″ Tom, solo Audio-Technica ATM230, 12″ Tom, im Kit Shure PGA98D, 14″ Tom, solo Shure PGA98D, 14″ Tom, im Kit Audio-Technica ATM230, 14″ Tom, solo Audio-Technica ATM230, 14″ Tom, im Kit

An der Snare funktioniert die Präsenzanhebung besser als an den Toms

Persönlich mag ich Mikrofone, die den Klang der Snare möglichst „komplett“ abbilden, also dafür sorgen, dass auch Details der Teppichansprache übertragen werden. Und so habe ich als Vergleichsmikrofon ein dynamisches Modell, das Telefunken M80, verwendet, welches sich allerdings durch kondensatorähnliche Klangeigenschaften auszeichnet. Das kleine Shure schlägt sich respektabel und liefert besonders im Mix ein wirklich brauchbares Signal. Dass das fast dreimal so teure M80 ihm dann doch das Wasser abgräbt, liegt daran, dass es auch hier wieder etwas an der Substanz im Mittenbereich mangelt, dem Snare-Signal würde etwas mehr „Bauch“ gut zu Gesicht stehen. Gleichzeitig zeigen sich auch hier wieder die relativ harsch klingenden Becken-Einstreuungen, die den Mix der Snare erschweren können. Ich habe euch die beiden Mikrofone natürlich wieder aufgenommen. 

Audio Samples
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Shure PGA98D, Snare, solo Shure PGA98D, Snare, im Kit Telefunken M80, Snare, solo Telefunken M80, Snare, im Kit
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