Praxis
Fertigung und Usability
Das Los- und Festschrauben des Mikrofonkopfes gelingt mühelos, sodass der Austausch kein Problem darstellt. Der Schaft des Handsenders ist vollständig aus Metall gefertigt und vermittelt so einen extrem hochwertigen, stabilen und durchweg bühnentauglichen Eindruck. So ist etwa der Drahtgeflechtkorb der Mikrofonkapsel durch einen Ring gegen Verformung geschützt. Zusätzlich ist das obere Ende des Korbs abgeflacht, wodurch der Korb zusätzlich an Stabilität gewinnt. Das satinierte Finish der Oberfläche ist gegenüber Fettflecken durch Fingerabdrücke, Handschweiß und Feuchtigkeit besser gewappnet als glatte, glänzende Oberflächen. Und auch das auf der Oberseite angebrachte Display und der zugehörige Ein/Aus-Schalter machen hinsichtlich ihrer Verarbeitung einen guten, robusten Eindruck.
Eine gut austarierte Gewichtsverteilung sorgt für einen sicheren Halt des Mikrofons. Beim Blick auf das Display des Handsenders sehe ich eine sehr kontrastreiche Anzeige, die nicht zuletzt auch aufgrund ihrer Hintergrundbeleuchtung und ihrer guten ausreichenden Größe sehr gut ablesbar ist. Um an das Batteriefach zu gelangen, muss der untere Teil des Mikrofon-Schafts abgeschraubt werden. Das Batteriefach ist durch einen weiteren Klappdeckel gesichert. Um ihn zu öffnen, muss der Multifunktionsschalter in einer bestimmten Kombination gedrückt werden. Leider hilft mir auch die auf dem Batteriefachdeckel abgebildete Grafik dabei nicht wirklich weiter. Und so bleibt es für mich im Test Glückssache, ob sich „Sesam öffnet oder nicht“…
Außerdem wird unter dem abgeschraubten Mikrofon-Schaft-Rohr eine Multifunktionstaste zugänglich, womit die Menüführung des Handsenders gesteuert wird. Die Steuerung gestaltet sich jedoch – zumindest für mich – ein wenig kniffelig. Denn der besagte Taster kann an zwei Positionen gedrückt werden (links und rechts), um einen Menüpunkt auszuwählen oder eine getroffene Parameterauswahl zu bestätigen. Zugleich bietet er aber auch eine Kippfunktion (nach oben und unten), um so durch Menüpunkte zu browsen oder einen ausgewählten Parameter zu ändern. Während die Kippfunktion mehr oder weniger »idiotensicher« ist, bleiben die beiden Tastpunkte des Multifunktionstasters für meinen Geschmack zu ungenau. Das hängt vor allem damit zusammen, dass sie mir beim Drücken weder ein haptisches Feedback noch ein Knackgeräusch oder Ähnliches geben. Stattdessen bleibt der Druckpunkt weich und „schwammig“. Die Einschätzung, ob eine Auswahl erfolgreich war, kann ich deshalb nur über das Display treffen.
Das Gehäuse des Funkempfängers QLXD4 kommt im 9,5“-Format daher und beherbergt nicht nur zahlreiche professionelle Features, sondern macht mit seinem aus gebürsteten Aluminium gefertigten Chassis auch optisch etwas her. Die beinahe schon zur Schau gestellte »Wertigkeit« des Empfängers spiegelt sich auch in dessen Gewicht wieder. Mit rund 780 g ist er etwa doppelt so schwer wie Funkempfänger der Einstiegsklasse. Auch gefällt mir gut, dass das Netzteil des QLXD4 fest verschraubt werden kann. Bei häufigem Transport kann das beispielsweise auf einer dezidierten Trägerplatte geschehen, die im Rack befestigt wird. Die Menüführung des Empfängers ist intuitiv gestaltet und durchweg nachvollziehbar. So kann etwa die Scan-Funktion des Empfängers per „One Touch“-Funktion freie Frequenzen aufspüren und mittels Infrarotübertragung mit den Sendern abstimmen. Eine Sperrfunktion verhindert ein versehentliches Abändern der Parameter. Ein nettes Feature ist die Anzeige der verbleibenden Dauer für die mögliche Batterie-/Akku-Nutzung, die somit über eine reine Ladestatusanzeige hinausgeht. Voraussetzung ist jedoch, dass der optional erhältliche Shure-eigene Akku SBC900 verwendet wird.
Dadurch, dass der Ein/Aus-Schalter des Empfängers vertieft angebracht ist, kann ein versehentliches Betätigen in der Praxis nahezu ausgeschlossen werden. Die Installation der Funkstrecke gelang mir im Test mühelos. Auch ohne direkten Sichtkontakt bleibt die Signalqualität über etliche Meter hinweg erstklassig. Und wo wir schon bei der Usability sind: Auch das Rack-Kit konnte ich problemlos installieren. Auf einer Trägerplatte aus Stahlblech werden Funkempfänger und U-förmige Front-Stahlbleche verschraubt. Letztere sind an den Winkeln noch einmal durch Vertiefungen versteift. Selbst bei härtester Belastung durch Live-Betrieb und Tour-Transport ist deshalb ein Verbiegen des Rack-Kits höchst unwahrscheinlich und ein sicherer Halt der Empfangseinheit absolut gewährleistet.
Funk- und Signalqualität
Mit der „Digital Predictive Switching Diversity“ bietet der QLXD4 eine Arbeitsweise, die den Zeitverlauf aufgegriffener Funksignale überwacht und so auf Basis von Schätzungen („Predictions“) deren Entwicklung vorwegnehmen kann. Damit kann die Diversity-Funktion des Empfängers bereits dann zum jeweils anderen Empfangssignal umgeschaltet werden, wenn sich ein schlechteres Funksignal auch schon nur ansatzweise abzeichnet. Im Test konnte ich keinerlei Probleme feststellen. Aussetzer oder Störgeräusche traten zu keinem Zeitpunkt auf. Der ausgegebene Signalpegel des Empfängers war im Test durchweg brauchbar und benötigte eine zusätzliche Verstärkung von etwa 20 dB, um auf Arbeitspegel zu kommen.
Um eine sichere Signalübertragung zu gewährleisten, wird das Signal im Advanced Encryption Standard AES-256 verschlüsselt. Doch nun zum Klang…
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Klang
Das digitalisierte Signal der Funkstrecke liegt als 24Bit/48kHz-Stream vor. So verwundert es nicht, dass ich im Test den Werbespruch des Herstellers durchaus nachvollziehen kann. Die versprochene klangliche Transparenz und der angepriesene Detailreichtum werden durch das digitale Audiosignal zweifellos sichergestellt. Und tatsächlich zeigt sich der Klang des Funksets „glasklar“ und ausgesprochen „transparent“.
Rauschanteile beschränken sich hier im Wesentlichen auf diejenigen Anteile, die von den Preamps des Empfängers ausgehen. Hier empfiehlt sich ein moderates Level-Management an der Funkstrecke und ein Verstärken des ausgegeben Audiosignals an einem nachgeschalteten rauscharmen Vorverstärker. Im Test habe ich zu diesem Zweck bspw. auf einen Preamp des RME Fireface 800 zurückgegriffen.
Bei nahem Mikrofonabstand (etwa 10 cm) bleibt der Nahbesprechungseffekt in der Haupteinsprechrichtung der Kapsel ausgesprochen dezent. Generell betont diese die Vocal-Performer-typischen Frequenzbereiche, in denen die Formanten stark ausgeprägt sind, wodurch eine hohe Sprachverständlichkeit gegeben ist. Transienten werden feinauflösend eingefangen und Zischlaute wirklich äußerst transparent übertragen. Sängern und Sprechern mit wenig ausgeprägter Artikulationsdifferenzierung wird das sehr entgegenkommen. Abhängig vom jeweiligen Akteur kann hier also der Einsatz eines De-Essers ratsam werden.
In der Off-Axis-Besprechung bleibt der Klangcharakter im Wesentlichen erhalten. Abgesehen von dem zu erwartenden Pegelverlust verliert das Signal nur unwesentlich an Höhenanteilen und ist durchaus brauchbar. Der Klang der nahen Off-Axis-Besprechung ist vergleichbar mit demjenigen der On-Axis-Besprechung bei mittlerer Mikrofondistanz (ca. 25cm). Im Test wollte ich es mir nicht nehmen lassen, das auf die Spitze zu treiben und auch die Besprechung jenseits der Haupteinsprechrichtung bei mittlerer Mikrofondistanz zu checken. Abgesehen von der erwarteten weiteren Pegelreduktion und nochmals geringeren Bassanteilen bleibt der zentrale Klangcharakter des aufgegriffenen und verarbeiteten Gesangssignals auch hier weitgehend gleich. Hut ab! Es spricht also nichts dagegen, die Funkstrecke auch bei Sängern oder Sprechern einzusetzen, die bei ihrer Performance auf große Gesten setzen, oder bei solchen, die im Umgang mit Mikrofonen ungeübt sind.
Die Nebengeräusche des Handsenders sind äußerst moderat. Während der Ein/Aus-Schalter das Deaktivieren der Funkverbindung mit einem satten Übertragen des mechanischen Schaltergeräuschs quittiert (Stichwort Körperschallübertragung), geht das Wiederherstellen der Funkverbindung nahezu geräuschlos vonstatten. Apropos Körperschall: Handgeräusche stellen beim Gebrauch des QLXD2 nahezu kein Problem dar – abgesehen von einigen unvermeidlichen dumpfen, aber pegeltechnisch keineswegs bedenklichen Geräuschanteilen. Ein einfaches Verrutschen des Mikrofons in der Handfläche bleibt während einer Sprach- oder Gesangs-Performance klanglich unbemerkt.
Daniel sagt:
#1 - 04.11.2014 um 15:36 Uhr
Ich nutze das QLX-D zusammen mit einer DPA D'facto 2 Mikrofonkapsel. In meinen Augen eine absolute Traumkombination und momentan das Beste, was drahtlos-mikrofontechnisch machbar ist.