Praxis
Vorweg noch dies: Die Technik dieses Shure-Systems arbeitet mit der sogenannten Frequenzmodulation (FM). Die Audioinformation wird im Sender auf eine Funkfrequenz (Trägerwelle) moduliert, und der Empfänger demoduliert das Audiosignal wieder vom Funksignal. Die Dynamik, die bei so einer Technik übertragen werden kann, ist technisch eingeschränkt, daher bedient man sich hier eines Tricks, der zugleich der Rauschunterdrückung dient: Über sogenannte Kompander (Kompressor/Expander) wird der Dynamikumfang des Audiosignals im Sender vor der Übertragung reduziert und über einen Expander im Empfänger dann wieder annähernd in die ursprüngliche Dynamik gewandelt, was am Ende nicht wirklich hörbar ist.
Nun gut, der Testaufbau geht blitzschnell, da die Komponenten klar strukturiert sind. Am BLX4 schließe ich das externe Netzteil an, verbinde dann den Audio-Ausgang mit einem Mischpult. Dann suche ich über ein kurzes Drücken des Group-Tasters einen freien Funkkanal und schon ist der Empfänger betriebsbereit – das geht schnell und völlig stressfrei.
Als Nächstes gilt es, das SM31FH-Headset am verriegelbaren TA4F-Stecker des Senders anzuschließen, diesen mit dem Schiebeschalter gleich daneben einzuschalten und über den Gruppen- und Kanaltaster auf den Empfänger einzustellen. Stimmen beide überein, wird eine sichere und funktionierende Funkverbindung zwischen dem BLX4 und dem BLX1 hergestellt und es leuchtet die grüne Receiver-LED auf. Auch der Taschensender merkt sich den eingestellten Kanal und ist beim nächsten Einschalten sofort wieder betriebsbereit.
Für die Montage des Headsets braucht unser Testsprecher allerdings etwas Zeit und Übung, denn obwohl es leicht und stabil ist, muss der optimale Sitz dieser Sprechgarnitur erst mal ausgelotet werden. Die beste Platzierung ist, den Bügel links und rechts über den Ohren anzuordnen, denn dort sitzt er sehr fest und sicher, auch wenn der Anwender läuft, tanzt oder springt.
Der vordere Teil des SM31FH ist flexibel, daher lässt sich das Mikrofon sehr gut in einem Abstand von rund zwei Zentimetern vom Mund ausrichten. Überhaupt ist die Konstruktion dieses Headsets so gestaltet, dass es eigentlich nur das linksseitige Tragen des Mikros erlaubt. Ein Wechsel des Schallwandlers auf die rechte Seite ist nur über einen mechanischen Eingriff möglich (und zwar mit der Zange an der Drahtkonstruktion des Bügels!). So, jetzt noch den Schaumstoff-Windschutz, der wirklich vortrefflich und fest sitzt, über das Mikro stülpen und es kann mit der Gain-Kontrolle am Sender weitergehen: Ein zur Sprachübertragung periodisch aufleuchtendes grünes Signal am Empfänger bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Gain-Voreinstellung korrekt ist, denn bei einem zu hohen Pegel respektive einer Übersteuerung würde die LED am Empfänger im Rhythmus des Audiosignals rot aufleuchten.
Der Transmitter lässt sich einfach und sicher mit der bereits angesprochenen Metallklammer an einem Gürtel, einem Instrumentengurt oder an der hinteren Hosentasche befestigen, wobei die Kabellänge des Headsets mit 1,1 Metern für den praktischen Einsatz meiner Meinung nach passend gewählt ist, denn es ist lang genug und vermeidet Kabelgewirr.
Bei der Aufstellung des Drahtlossystems ist grundsätzlich Folgendes zu beachten, damit es nicht zu einem Abriss der Funkverbindung kommt: Ein Sichtkontakt zwischen Sender und Empfänger hilft, funktechnischen Problemen aus dem Weg zu gehen und verbessert immer die Betriebssicherheit. Wände, Traversen oder andere störende Bauträger sollten sich nicht zwischen den beiden Geräten befinden. Manchmal hilft es auch, den Receiver (beispielsweise auf einem leeren Case) „hochzustellen“, um potenzielle Hindernisse am Set zu überbrücken. Sollten trotzdem Störungen auftreten, hilft vielleicht eine Drehung oder ein Kanalwechsel, um die Übertragung zu verbessern.
Vorsichtig ziehe ich nun den Kanal des Mischpultes auf und höre mir das Audiosignal auf meiner Test-PA an, mit dem Ergebnis, dass ich die Sprachverständlichkeit auch ohne klangliche Korrekturen als exzellent bezeichnen würde. Je nach verwendetem PA-System bietet es sich eventuell an, die unteren Mitten und den Bassbereich etwas schlanker zu machen, doch das ist sicherlich Geschmackssache. Mit dem Windschutz auf dem Mikro kommt es weder zu einer Überbetonung von T- oder P-Lauten, noch wird das Atemgeräusch sonderlich hervorgehoben. Wenn man natürlich in das Mikrofon pustet, als würde man eine Luftmatratze aufblasen wollen, sieht das jedoch schon etwas anders aus. „Ob denn der Sender wohl ein Schaltgeräusch aufs Pult schickt, wenn ich ihn zwischendurch aus- und wieder einschalte?“, schießt es mir durch den Kopf. Nein, Entwarnung. Allerdings muss ich gut zwei Sekunden warten, bis die Funkverbindung wieder aufgebaut ist. Bei einem Reichweitentest im freien Gelände kamen wir tatsächlich auf die prognostizierten 90 Meter Übertragungsentfernung.
Auch den Gesangstest meisterte das Headset-Mikrofon SM31FH problemlos. Hier kann man je nach Stimme und benutzter PA kleine Klangkorrekturen vornehmen, aber grundsätzlich klingt es nach dem populären und hinlänglich bewährten Shure-Sound. Es ist also kein piepsiges Sprachmikrofon, sondern es steht den „Handmikro-Kollegen“ um nichts nach. Die Nierencharakteristik erlaubt ein kräftiges Bühnenmonitor-Signal und filtert auch lautere Instrumente auf der Bühne weitgehend weg. Das Headset kann im Übrigen auch durch ein Handmikrofon wie das Shure BLX2 ersetzt werden. Der Frequenzbereich ist mit dem Taschensender identisch und es verfügt über ähnlich einfach zu handhabende Bedienelemente. Wer die Funkstrecke indes für sein Instrument benutzen möchte, der muss sich aus dem Zubehörangebot das Gitarrenkabel WA302 besorgen. Es wird anstelle des Headsets am Taschensender angeschlossen. Bei dieser Betriebsart muss allerdings der Input-Gain am Sender erhöht werden.
Vielleicht eines noch vor dem Fazit: Am 31.12.2015 ist der „böse“ Stichtag für die Funkfrequenzen von 790 – 814 MHz und 838 – 862 MHz und ihre Anwender. Der Bereich von 823 – 832 MHz liegt allerdings zwischen dem Up- und Downstream der LTE-Betreiber, daher bleibt das Shure SM Fitness Headset-Funksystem auch nach diesem Datum frei nutzbar und es fallen keine Gebühren an.