Praxis
Usability
Doch nun das Wichtigste: Die Funkstrecke aus BLX2 und BLX4R lässt sich wunderbar problemlos einrichten. Einfach per Knopfdruck auf den Group-Taster des Empfängers die Quickscan-Funktion starten und eine freie Frequenz suchen lassen, dann den Sender einschalten und die vom Empfänger getroffenen Einstellungen wählen – das war’s auch schon. HF-Balken und Akku-LED geben am Empfänger sogleich Auskunft über die Qualität des Funksignals und den Akkustand des Senders. Sendergruppe und Kanal werden auf dem Display des stationären Empfängers abgelesen. Beim Betrieb mehrerer Funkstrecken müssen lediglich alle vorangehend installierten Systeme eingeschaltet bleiben, damit ein neu in Betrieb zu nehmender Receiver nach Auswahl des richtigen Kanals automatisch eine freie Frequenz aufspüren kann.
Der Verstärkungsgrad beim BLX2 ist lediglich schaltbar, und zwar zwischen -10 und -20 dBV. Dies geschieht am Handsender mittels der Channel-Taste: Wird sie fünf Sekunden lang gedrückt, wechselt die Verstärkung zwischen den beiden Werten. Dabei erweist sich die Level-Anzeige im Display des Empfängers als große Hilfe für beim ersten Einpegeln über die Pad-Funktion
Durch simultanes Drücken der Group- und Channel-Taste am Handsender aktiviere ich die Lock-Funktion. Sie verhindert, dass der Ein/Aus-Schalter versehentlich betätigt wird. Auf die gleiche Weise gehe ich am stationären Empfänger vor. Das ist immer dann vorteilhaft, wenn die Tonregie Hoheit über den Gerätestatus behalten möchte.
Für das Racking des BLX4R liegen zahlreiche Zubehörteile bei. An beiden Seiten ist das Gehäuse leicht verjüngt, sodass die mitgelieferten Rack-Ohren zwar seitlich angebracht, aber zudem auf Ober- und Unterseite des Geräts verschraubt werden können. Das sorgt für Stabilität. Außerdem hat dies den Vorteil, dass sich zwei Empfänger nebeneinander verbauen lassen, wenn diese mittels einer kleinen, ebenfalls zum Lieferumfang gehörenden Metallplatte verbunden werden. Ohne Frage eine vortreffliche Lösung.
Wird der BLX4R im Rack untergebracht, sind die rückseitigen BNC-Anschlüsse für die Antennen nicht mehr in jedem Rack-Setup zugänglich Deshalb liegt dem Drahtlossystem ein Verlängerungspack für die frontseitige Montage der Antennen an den Rackohren bei. Einer optimalen Funkstrecke zwischen Sender und Empfänger steht so kaum noch etwas im Weg.
Funk- und Signalqualität
Die Performance des BLX24R SM58 S8 ist so zuverlässig, wie ich es von Shure gewohnt bin. Das Diversity-System sorgt für eine stabile Funkverbindung, die während meines Testbetriebs durch keinerlei Interferenzen gestört wird. Zwar muss das analoge Funkset gegenüber seinen digitalen Konkurrenten auf Shures Companding-Technik setzen und kann so Artefakte im Audiosignal erzeugen. Im Test stellt dies jedoch kein Problem dar. Die Signalqualität der Funkstrecke ist überzeugend klar und dynamisch. Aber Moment mal: Was bitte heißt hier „Companding-Technik“?
Während digitale Funkstrecken eine Codierung in Einsen und Nullen vornehmen, und die Signalqualität daher weitestgehend von Abtastrate und Bittiefe abhängt, ist die Audioqualität bei analogen Systemen von vielen Faktoren abhängig.Sollen die durch die analoge Funkübertragung entstehenden Rauschanteile dennoch möglichst gering gehalten werden, müssen andere Lösungen her. Shure geht dieses Problem bei allen analogen Funksystemen mit dem sogenannten „Audio Reference Companding“ an.
Dabei sorgt ein Kompander-Setup (Kunstwort aus Kompressor und Expander) dafür, dass das Signal per Kompressor senderseitig dynamisch eingeschränkt und per Expander im Empfänger dynamisch erweitert wird. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, dass das Funksignal mit höherem Pegel übertragen werden kann, was wiederum in einem besseren Signal-Rausch-Verhältnis resultiert. Um auch bei sehr leisen Signalen keine Artefakte in Form von Rauschfahnen, zischelnden Höhen oder Pump-Effekten zu erzeugen, setzt das „Audio Reference Companding“ auf pegelabhängige Kompressionsraten bis zu einer Ratio von 5:1/1:5. Leise Signale werden so beispielsweise unkomprimiert übertragen und sehr laute Signalspitzen durch einen Limiter begrenzt. So zeigt sich im Test lediglich ein geringes Grundrauschen, das kaum ins Gewicht fällt.
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Klang
Der weithin bekannte, charakteristische Sound des Shure SM58 zeichnet sich durch hohe Sprachverständlichkeit und einen angenehmen Grundklang aus. Dies spiegelt sich auch in unseren Testaufnahmen mit dem BLX24R-Funkset wider. Wie von der Nierencharakteristik eines echten SM58 zu erwarten, traten im Test keinerlei Probleme mit Rückkopplungen auf. Auch die Griffgeräusche des Handsets hielten sich in Grenzen. Das ist auch dem Erschütterungsabsorber zu verdanken, der auf eine Luftfederung zurückgreift. Man muss schon rabiat am Schaft des Senders hantieren, um Griffgeräusche wie im Audiobeispiel zu erzeugen. Meiner Meinung nach steht den SM58-Liebhabern deshalb klanglich nichts im Weg, was einen Umstieg von der kabelgebundenen Vocal-Performance zur funkgestützten Bühnenfreiheit vermiesen könnte.
Transienten werden vom SM58 wie gewohnt eher „breit“ und druckvoll, das heißt mit verringertem Crest-Faktor umgesetzt. Gleiches gilt auch für Schnalz- und Zischlaute, sodass es nur in seltenen Fällen erforderlich sein sollte, einen De-Esser einzusetzen. Ein ausgeprägter Nahbesprechungseffekt sorgt beim „Auf-die-Nase-Kleben“ des Mikrofons für einen voluminösen Stimmklang. Wie bei einem SM58 üblich, profitieren insbesondere Vocals mit wenig ausgeprägten Mittenanteilen im typischen Präsenzbereich von 3 bis 6 kHz vom Frequenzgang der Kapsel, ohne jedoch bei der Schallwandlung an Schärfe zuzulegen. Ebenso erfreulich ist am SM58, dass der Klang auch in der Bewegung konsistent bleibt. Selbstverständlich kommt bei mittlerer Mikrofondistanz (etwa 15-20 cm) ein gewisser Pegelverlust zum Tragen. Klanglich ändert sich jedoch, abgesehen vom fehlenden Nahbesprechungseffekt, erfreulicherweise nicht allzu viel. Und auch die Off-Axis-Besprechung bestätigt die Konsistenz des Klangbilds. Mit diesem Mikrofon darf auf der Bühne also richtig gearbeitet werden. Das SM58 lässt Raum für große Gesten und viel Bewegung, ohne dass der Sound des Perfomers darunter leiden würde.
Markus Galla sagt:
#1 - 17.03.2015 um 15:02 Uhr
Schöner Testbericht. Eine Frage aber noch zu den beiden Ausgängen: in der Bedienungsanleitung gibt es keinerlei Angaben dazu, ob der XLR-Ausgang symmetrisch oder asymmetrisch ist. Das ist ja nicht ganz unbedeutend. Hast Du den Empfänger mal aufgeschraubt und nachgeschaut oder war das die Aussage vom Vertrieb, dass der Empfänger auch am XLR-Ausgang asymmetrisch beschaltet ist?Der "Instrument Out" gibt laut Anleitung einen Pegel geringer als Line Level aus, damit auch Gitarrenverstärker damit klar kommen.
Carsten Kaiser sagt:
#2 - 17.03.2015 um 20:06 Uhr
Hallo Markus,Danke für dein positives Feedback.Auskunft darüber, dass es sich um unsymmetrische Ausgänge handelt, gibt ein Infoblatt von Shure.
Du findest es hier:
http://cdn.shure.com/brochu...Auf S.4 siehst Du dort in der rechten Spalte die technischen Spezifikationen der BLX-Empfänger.
Dort heißt es: "Audio Output Connector: XLR and 1/4" (6.3 mm) unbalanced"Zum Nachschauen aufgeschraubt hätte ich das Gerät nur im entgegengesetzten Fall.
Nämlich wenn seine Ausgänge als symmetrisch ausgewiesen worden wären, aber dennoch Probleme hinsichtlich Einstreuungen gezeigt hätten.Ich hoffe, die Info hilft Dir schon mal weiter.Besten GrußCarsten
Juergen Schwoerer sagt:
#3 - 06.12.2016 um 10:59 Uhr
Hallo,auch wenn der Bericht schon lange online ist muss ich kurz auf einen Fehler aufmerksam machen. Der XLR Ausgang ist entgegen dem Bericht selbstverständlich symmetrisch.Beste Grüße
Jürgen Schwörer
Applications Engineer
Shure Distribution GmbH