Praxis
Kabel und Kopf
Des einen Liebe ist des anderen Leid. Wovon ich spreche? Von beidseitig geführten Kabeln. Für einen DJ-Kopfhörer ist es meiner Meinung nach eher zuträglich, auf eine einzelne, austauschbare Strippe zu setzen. Das ist beim SRH550DJ nicht der Fall, denn beide Enden sind fest montiert und liegen in einer Gummimanschette an der Muschel an. Zudem sind sie für meine Begriffe zu dünn geraten. Im Falle eines Defektes ist daher der Handelspartner zu bemühen und hoffentlich ein Ersatzkopfhörer vorhanden. Das Kabel selbst misst zwei Meter und mündet in einer 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse, für die ein 6,3 Millimeter Adapter beigefügt wurde.
Tragekomfort, Handling
Verstellt wird der Shure SRH550DJ über ein beidseitig elffach gerastertes Kopfband, das in seinem Schnappmechanismus vielleicht etwas präziser hätte ausfallen können. Zudem fällt auf, dass ich bei dem benötigten Kraftaufwand fürs Einstellen doch schnell mal eine Einteilung überspringe. Den mir lapidar vom Kollegen im Vorbeigehen zugeworfenen Spruch „Grobmotoriker“ habe ich großzügig überhört, denn nichtsdestotrotz lässt sich die Schelle passend auf die Ohren und die Kopfform abstimmen. An jeder Seite lässt sich das Band um satte 45 Millimeter ausziehen, was auch in der Fülle gesegneteren Häuptern passgenauen Sitz versprechen sollte. Im Punkt Ohrmuschelandruck liegt der Kandidat mit seinen 90-Millimeter-Polstern im gediegenen Mittelfeld. Dort würde ich auch die Nachgiebigkeit des Bügels einordnen, ungefähr gleichauf mit dem Widerstand eines Denon oder Stanton. Summa summarum geht der Tragekomfort in Ordnung, und der DJ sollte selbst längere Mixsessions ohne Ermüdungserscheinungen am Lauscher bewältigen können. Dem spricht auch ein nominales Gewicht von 235 Gramm ohne Kabel zu. Bei der Kopfbügelpolsterung hätte ich allerdings gern ein wenig mehr Futter gesehen.
Solltet ihr zu der Spezies gehören, die unentwegt während der Performance mit dem Kopf im Takt wippt und dabei die Hände in die Luft reißt, werdet ihr sicherlich begrüßen, dass einem der Kandidat dabei nicht so schnell vom Haupt flutscht, wie es manche Konkurrenten im Testumfeld tun. Nicht sonderlich anders sieht es aus, wenn es um das Klappverhalten geht. Die Muscheln können nach innen, um 90 Grad nach vorn, um 50 Grad nach hinten sowie um 180 Grad um die eigene Achse gedreht werden, womit der Shure SRH550DJ gängige Abhörpositionen meistert, die bei einem DJ-Kopfhörer wichtig sind. Auch hinter dem Ohr oder um die Schulter getragen, fällt er nicht negativ auf.
Klang
Der Shure SRH550 klingt sehr detailliert und neutral. Es fällt auf, dass sich der Bass bei hohen Pegeln nicht so sehr in den Vordergrund drängt, wie es bei einigen Konkurrenzmodellen im Testumfeld der Fall ist. Der Sound bleibt eher ausgeglichen, vielleicht mit einer Tendenz zur Mittenbetonung. Inwieweit das den eigenen Mixgewohnheiten zugutekommt, muss jeder für sich entscheiden, doch finde ich persönlich, dass ein bisserl mehr Wucht untenherum dem DJ-Kopfhörer gut zu Gesicht gestanden hätte, obschon es zur Ortung der Bässe, Drums und Hi-Hats auf mittellauten Partys definitiv ausreicht. Beim Lautstärketest zeigt sich, dass der Proband mit hohen Pegeln sehr gut zurechtkommt. Ich konnte den Cue am Kopfhörerverstärker meines DJM-Mixers fast bis zum Anschlag aufreißen, ohne dass sich der Shure eine Blöße gegeben hätte, sprich üble Verzerrungen auftraten. Was die Außenabschirmung angeht, kann ich bestätigen, dass man mit diesem Produkt gutes Monitoring betreiben kann. Auch für eine lockere Trainingsrunde im viel zitierten Bedroom unter Verwendung eines am Kopfhörerausgang schwächer betuchten Einsteiger-Controllers ist der Shure laut genug. Als Partner für iPhone oder Galaxy während einer Bahnfahrt wäre er mir doch etwas zu voluminös, wenngleich ich ihm zugutehalten möchte, dass auch hier die Lautstärke ausreicht und sich auch die Pegelbelästigung des Sitznachbarn in Grenzen hält.