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Shure Super 55 Test

Praxis

Blau. Cool oder nicht?

Traditionalisten werden sicher das leuchtende Blau des Shure Super 55 zu auffällig finden. Aber bei typischer Bühnenbeleuchtung fällt es weniger auf als man denkt, und wer sich wirklich daran stört, lässt halt seine Garantieansprüche sausen, kitzelt den Heimwerker in sich und tauscht den Schaumstoff aus. Garantie bei einem dynamischen Shure ist so etwas wie ein Plastik-Einkaufswagenchip im Portemonnaie: Das braucht kein Mensch. Shure sind für Zuverlässigkeit bekannt, das gilt für SM58 wie für 55er-Mikros (besonders dann, wenn sie keinen Schalter besitzen).

Die Farbe ist ein wenig auffälliger als Schwarz, aber es gibt wichtigere Aspekte bezüglich des Super 55.
Die Farbe ist ein wenig auffälliger als Schwarz, aber es gibt wichtigere Aspekte bezüglich des Super 55.

Moderner

Bedenkt man, dass sich Aufnahme- und Wiedergabesysteme im Laufe der Jahrzehnte deutlich verändert haben, ist es nur sinnvoll, dass das Super 55 diesem Umstand Rechnung trägt. Es ist eindeutig kräftiger und durchsetzungsfähiger, verliert aber gleichzeitig nur recht wenig von seinem Vintage-Charakter. Es erscheint einleuchtend: Die modernere Kapsel liefert etwas mehr Pegel in den Tiefmitten, ist in den Präsenzen und Höhen weniger überspitzt, aber dennoch „hört man das Gehäuse“. Der auffällige Grill ist der Linearität nicht gerade zuträglich. Insgesamt ist das Super 55 deutlich ausgeglichener, ruhiger, weniger blechern und weniger kauzig als das preiswertere 55SH II – im Zweifel muss man selbst entscheiden, was einem wichtiger ist. Aber dass das Super 55 ein bisschen mehr wie ein Shure Beta 58 klingt, halte ich für recht passend, selbst für eine aktuelle Rockabilly-Combo. 

Audio Samples
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30 cm, axial 30 cm, 45 Grad 2 cm im Kontext

Rocker haben eine Aversion gegen Popper

Die Ruhe zeigt sich auch in der Dynamik. Unterschiedliche Pegel werden etwas feiner wiedergegeben, was deutlich an Shures SM-Serie erinnert. Dennoch sollte man mit Popplauten vorsichtiger sein, denn im Nahbereich ist wie bei fast allen derartigen Rock’n’Roll-Mikros mit einer durchaus hohen Empfindlichkeit zu rechnen. 

Bei derartigen Mikrofonen ist gute Mikrofondisziplin notwendig, um Popplaute zu vermeidern oder immerhin zu verringern.
Bei derartigen Mikrofonen ist gute Mikrofondisziplin notwendig, um Popplaute zu vermeidern oder immerhin zu verringern.

Rückkopplungsgefahr geringer

Ein Segen ist die im Vergleich zum althergebrachten Kapseldesign geringere Anfälligkeit für Rückkopplungen. Solltet ihr Sänger sein und ein Live-Techniker schon beim Anblick eures Super 55 die Augen nach oben drehen, dann solltet ihr ihm schnell „Nicht das 55, das du kennst! Neu! Superniere! Bisschen wie das Beta 58! Off-Axis Rejection deutlich höher!“ zurufen, bevor er tief eingeatmet hat, um zu seinem Feedback-Pamphlet ansetzen kann. Ebenfalls zugute halten kann man dem Super 55, dass es etwas weniger rauscht und, so zumindest meine Meinung, keinen Schalter besitzt.

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