Praxis
Shure: stabil
Das stabile Gehäuse ist eine Wonne. Beim Aufbauen kommt mir der Gedanke “Genau so muss es sein!“ Mit XLR-XLR-Kabel vom Mikrofon zum mit Klettbändern am Mikroständer fixierten X2u lässt sich das Shure hervorragend benutzen. Allerdings erschien mir der Versuch, es direkt an verschiedene Mikrofone anzudocken aufgrund des Eigengewichts des Teilchens für den Dauerbetrieb doch etwas heikel. Beim robusten SM58 habe ich es dennoch reinen Gewissens gemacht.
Gutes Monitoring
Angenehm ist die dezente optische Rückmeldung per LEDs, die Stellung der Rädchen lässt sich jedoch aufgrund fehlender Markierungen nicht einmal erraten. Spricht hier eigentlich etwas gegen einen auf die Rädchen aufgedruckten weißen Keil, der mit größer gewählten Werten breiter wird? Nee, oder? Außerdem ist die Auskunft “Monitoring” nicht sonderlich aussagekräftig. Die tatsächliche Funktion erkennt man im Grunde erst aus der Benutzung. Es handelt sich nämlich um einen Blend-Regler, der das Verhältnis zwischen Playback- und Direktsignal bestimmt. Das könnte man auch einfach mit auf das Gehäuse schreiben. Aber Shure sind nicht die Einzigen, die sich das sparen. Allerdings verdient es Lob, dass bei den Monitoring-Funktionen nicht gespart wurde. Ich hatte mit meinen Wurstfingern zum Teil etwas Mühe, die kleinen, geriffelten und sehr tief versenkten Stellrädchen differenziert einzustellen. Ich bin diesbezüglich jedoch nicht Otto Normalverbraucher, sondern eher der Gegenpol zu Uhrmacher und Buddelschiffbauer. Immerhin kann man Gain & Co. kaum aus Versehen verstellen, wenn man das X2u anfasst.
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Feine Auflösung, ein bisschen zu wenig Substanz
Der erste klangliche Eindruck zeigt keinen auffälligen Qualitätsunterschied zu klassischen USB-Interfaces mit eingebautem Mikrofon-Vorverstärker. Die Höhen werden erstaunlich fein aufgelöst, auch die Tiefenwiedergabe ist so, wie man es sich von so einer kleinen Mücke wünschen kann. Am Beispiel “Legokiste” wird zudem deutlich, dass das X2u, das für seine beiden wesentlichen Aufgaben (Vorverstärkung und Wandlung) mit der USB-Busspannung zurechtkommen muss, auch im Bereich Dynamik gut aufgestellt ist. Kommt die menschliche Stimme ins Spiel, fällt aber die etwas geringe Substanz auf. Untere Mitten und der Präsenzbereich könnten für diese Anwendung noch ein wenig mehr Fleisch vertragen. Setzt man hier nicht mit dem EQ breibandig und mit geringem Gain an, wirkt der Sound schnell etwas dünn und verhalten. Den Instrumentalaufnahmen tut dies jedoch gut! Merke: Das Shure X2u ist recht universell ausgerichtet, nicht primär auf das Recording von Sprache und Gesang optimiert. Das Rauschen hält sich in angenehmen Grenzen. Dass es laut Shure bei voll aufgerotztem Gain bei -78 dBFS liegt, erscheint absolut glaubwürdig. Der Headphoneamp wird zwar in puncto Power von einigen anderen in den Schatten gestellt, für die übliche Arbeit mit den meisten Kopfhörern ist sie jedoch dicke ausreichend.