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Sidechain-Compression / External Keying

Ein Audio-Kompressor (hier kannst du lernen, wie er benutzt wird) ist ein notwendiges Tool bei Recording und Mixing: Er verdichtet Signale technisch, indem er die Dynamik verringert. 

Vereinfacht lässt sich sagen: Leise Signale werden angehoben, laute abgesenkt. Dadurch werden die Dynamikunterschiede geringer. Außerdem zählen Kompressor-Tools zu den “Soundmakern”, regeln etwa Punch einer Bassdrum und Länge einer Snare. Es gibt aber noch andere Anwendungen, die sinnvoll sind — um eine davon geht es hier. Alles zu Sidechain-Compression / External Keying!

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Inhalte
  1. Die wichtigsten Antworten zu Sidechain und External Key im Überblick
  2. Voraussetzung
  3. Was ist denn nun dieser
  4. Sidechaining: Eine wirklich automatische Automation
  5. Die Bassdrum als Key-Signal für den Bass / Audiobeispiele
  6. Weitere Anwendungsmöglichkeiten & Ducking mit einem Gate / Audiobeispiele
  7. Sidechain erweitert / Ducking
  8. External Key als Effekt

Was ist ein “Sidechain”?
  • Der Sidechain (manchmal auch “die Sidechain” übersetzt) ist das Audiosignal, welches zur Steuerung des eigentlichen Nutzsignal im Dynamikeprozessor abgezweigt wird.

Was kann man mit diesem Sidechain-Signal machen?

  • Das Sidechain-Signal kann verändert werden, um die Steuerung zu beeinflussen, beispielsweise durch einen EQ.

Was ist ein “External Key”?

  • Ein External Key ist ein Eingang an einem Kompressor oder einem anderem Dynamikgerät.

Wozu benutzt mal External Keying?

  • Ein Signal A kann durch ein Signal B im Pegel automatisch beeinflusst werden, beispielsweise kann eine Gitarre durch den Gesang automatisch leiser werden.

Kann man Sidechaining und External Keying mit jedem Gerät und jedem Plug-in machen?

  • Nein: Nicht jedes Hardware-Gerät besitzt die Möglichkeit, den Sidechain zu verändern oder ein fremdes Signal einzusetzen. Auch Plug-ins müssen dieses Feature anbieten; außerdem muss die DAW die entsprechende Routing-Infrastruktur bieten. Das ist bei dem Großteil der professionellen Programme aber mittlerweile der Fall. 
  • Manche Geräte bieten interne Sidechain-Filter, aber keinen Key Input. Andere hingegen stellen nur einen Keying-Eingang zur Verfügung.

Notwendige Voraussetzung: External-Key-Eingang beim Kompressor oder entsprechende Sidechain-Routing-Architektur in der Audio-Software

Nicht jeder Kompressor eignet sich zur hier erklärten Sidechain-Nutzung. Die beliebten Kompressor/Limiter 1176 und LA-2A beispielsweise fallen aus, das eine oder andere Audio-Aufnahmeprogramm für den Computer (oder sogar den Tablet-PC) ebenfalls. Hat euer Hardware-Kompressor einen Input für ein “External Key Signal” (manchmal auch “Sidechain Input”), unterstützt eure DAW das Routing von Signalen auf Plug-Ins, findet ihr in einem Kompressor-Eingang ebenfalls diese Möglichkeit? Falls ja: Ihr dürft mitspielen! Apple Logic, Ableton Live, Steinberg Cubase, Avid ProTools und andere “große” Audio-Sequencer sind da aber gut gerüstet. Doch Achtung: Manche Audioprogramme ermöglichen zwar die Nutzung externer Key-Signale, jedoch nicht für virtuelle Instrumente oder Busse, Subgruppen, Aux-Returns und dergleichen.

Was ist denn nun dieser “External Key” oder “Sidechain”?

Üblicherweise ist es das Audiosignal selbst, das bestimmt, wie stark ein Kompressor tätig wird. Bei Vocals beispielsweise ist es so, dass bei besonders laut gesungen Tönen der Kompressor tätig wird und das Signal etwas bedämpft, um diesen “Ausreißer” zu bändigen und nicht aus dem Mix herausstechen zu lassen. Bildlich kann man sich das so vorstelle

Normale Verschaltung bei der Kompression: Das zu komprimierende Signal keyt sich selbst.
Normale Verschaltung bei der Kompression: Das zu komprimierende Signal keyt sich selbst.

Neben der Möglichkeit, in dem Weg des Key-Signals einen Equalizer oder dergleichen unterzubringen, kann es auch von ganz woanders kommen. Ein Signal A wird also durch den Pegel eines Signals B komprimiert. Diese Kompression bedeutet vor allem, dass Signal B dann leiser wird, wenn Signal A besonders laut ist oder — je nach Einstellung des Kompressors — überhaupt spielt. 

External Keying: Ein fremdes Signal steuert die Kompression.
External Keying: Ein fremdes Signal steuert die Kompression.

Sidechaining: Eine wirklich automatische Automation 

Praktisch ist, dass durch diesen Vorgang eine Art Auto-Levelling geschieht, welches schneller und verlässlicher funktioniert als jede Automation. Und das geht auch dann noch, wenn man Signal A nicht gut voraussagen kann, also immer dann, wenn Random-Funktionen mit im Spiel sind oder spontan etwas umarrangiert wird oder es sich um ein Live-Signal handelt. 

“Wie setze ich Sidechain-Compression richtig ein? Und wofür?”

Wenn man einen Mix erstellt, “streiten” sich viele Signale um die Vorherrschaft in bestimmten Frequenzbereichen. Ein klassisches Beispiel findet sich im tieffrequenten Bereich: Dort sind es Bassdrum und Bass, die sich schnell in die Haare bekommen. Natürlich wird man zusehen, beide Signale mit dem EQ (oder besser vorher mit dem Einstellen des Sounds) voneinander zu trennen. Allerdings entsteht dann natürlich ein Loch, wenn eines der beiden Instrumente nicht zu hören ist. Bedenkt man, wie wichtig in vielen Musikrichtungen eine möglichst dichte, energiereiche Mischung ist, ist das natürlich oft kontraproduktiv. Selbstredend muss die Sidechain-/Ext.Key-Funktion aktiviert werden, also durch Auswahl im Plug-In-Fenster oder Drücken eines Tasters. Bei manchen Kompressoren reicht es auch, einfach ein Kabel hinten in die entsprechende Eingangsbuchse zu stecke

Pump-Effekt und mehr: Die Bassdrum als Key-Signal für den Bass

Im folgenden Beispiel erkennt man, wie die Mischung im Frequenzkeller an Dichte gewinnt. Natürlich geht dabei etwas an Dynamik verloren, das ist ja auch der Sinn. Achtet mal darauf, wie sich die Kick Platz verschafft, sie drückt den Bass geradezu weg — und wirkt dadurch noch mächtiger, weil ihr Einschlag Auswirkungen auf andere Signale hat und sogar diese zum Beben bringt. In gewisser Hinsicht ist Sidechaining also auch ein Soundeffekt (und hier zur Vorführung auch etwas übertrieben).

Audio Samples
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Bass solo Bass und Drums Bass und Drums, Bass durch Bassdrum gekeyt

Das folgende Diagramm zeigt die Verschaltung:

Die Bassdrum keyt den Bass, dadurch drückt die Kick das Bass-Signal nach unten.
Die Bassdrum keyt den Bass, dadurch drückt die Kick das Bass-Signal nach unten.

Mit dem Threshold des Kompressors regelt man, ab welchem Pegel das externe Key-Signal (hier also die Bassdrum) das “Slave”-Signal (den Bass) im Pegel verringert. Je tiefer der Threshold-Wert eingestellt ist, desto eher und stärker wird im Beispiel der Bass im Pegel verringert. Ratio regelt dann, mit welchem Faktor das geschieht. Wie bei normaler Kompression gilt also: 1,5:1 ist eine geringe Kompression, 4:1 etwa wäre eine schon recht hohe.
Eine wesentliche Rolle spielen Attack und Release. Im gezeigten Beispiel sind die Attacks so kurz, dass der Bass sehr schnell der Bassdrum Platz macht. Doch Vorsicht: Bei zu hohen Ratios und zu kurzen Zeiten kann es bei Bass-Signalen schon mal knacken! Will man den Effekt erzielen, dass der Bass schon kurz vor der Bassdrum ein wenig auf Tauchstation geht, müsste man mit einem Delay der Bassdrum nach dem Sidechain-Abgriff arbeiten — und natürlich alle anderen Signale der Mischung ebenfalls verzögern. Einfacher geht es in einem solchen Fall mit der Kopie der Bassdrum-Spur. Wenn sie nicht wie die anderen Signale auf dem Mix-Bus landet, kann man sie gemütlich ein Stückchen nach vorne ziehen. Nur sollte man nicht vergessen, sie immer gemeinsam mit der “echten” Bassdrum zu editieren, da es sonst zu “Geister-Bewegungen” führen kann.
Release legt fest, wie schnell sich im Falle des Beispiels der arme Bass vom heftigen Impact der Bassdrum erholt. Soll er schnell die Lücken füllen und dadurch maximale Dichte erzeugen? Kurze Release. Soll man das tiefe Loch, das der Einschlag der Bassdrum verursacht hat, wirklich plakativ  gezeigt bekommen? In diesem Fall bietet sich eine lange Release an.

Weitere Anwendungsmöglichkeiten, um Sidechain-Compression im Mix sinnvoll einzusetzen 

Unter den folgenden Beispielen finden sich einige Klassiker im Einsatz von External Keys. Wenn sich beispielsweise Gitarren und Vocals in die Quere kommen oder, auch sehr beliebt, Snare und Gitarren, dann kann auch dies mit dem angesprochenen Sidechaining hinbekommen. Im Folgenden findet ihr Beispiele, in denen Vocals Snare und Hi-Hat nach unten drücken und sogar einen kleinen Mix, in welchem sich sehr viele Signale gegenseitig beeinflussen. 

Es gibt viele Möglichkeiten, wie Sidechaining/Ext. Keying eingesetzt werden kann. Hier seht ihr einige Beispiele für Key- und Nutzsignale. Die nachfolgenden Beispiele der kurzen Songsequenz nutzen keine Gitarre, aber dafür E-Piano, einen hohen, auffälligen Beep, Bass und Vocals, die sich in unterschiedlichen Kombinationen beeinflussen.
Es gibt viele Möglichkeiten, wie Sidechaining/Ext. Keying eingesetzt werden kann. Hier seht ihr einige Beispiele für Key- und Nutzsignale. Die nachfolgenden Beispiele der kurzen Songsequenz nutzen keine Gitarre, aber dafür E-Piano, einen hohen, auffälligen Beep, Bass und Vocals, die sich in unterschiedlichen Kombinationen beeinflussen.
Audio Samples
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Instrumental-Mix ohne Dynamics Instrumental-Mix: Beep durch Drums und E-Piano gekeyt Instrumental-Mix mit umfangreichem Keying untereinander Vocal-Mix ohne Dynamics Vocal-Mix, E-Piano durch Vocals gekeyt Vocal-Mix, Drums durch Vocals gekeyt Vocal-Mix, Beep durch Vocals gekeyt Vocal-Mix, E-Piano, Drums und E-Piano durch Vocals gekeyt wie oben, zusätzlich Vocals durch Drums gekeyt

Sidechain erweitert / Ducking

Statt eines Kompressors kann natürlich jedes Sidechain-fähige Dynamikgerät oder -Plug-In verwendet werden. Gerne genutzt wird ein Noise-Gate. Bei diesem kann das externe Key-Signal nicht zum Öffnen bei Überschreitung des Thresholds genutzt werden, sondern zum Schließen. Manchmal ist diese Umkehrung der Gate-Funktion mit “Invert” oder sogar nur “Inv.” bezeichnet. Und besonders dann macht der Range-Parameter bei Gates Sinn: Anstatt das gekeyte Signal mit maximaler Absenkung vollständig zu sperren, senkt man es nur um beispielsweise 6, 12 oder 18 Dezibel ab. Der Unterschied zum External-Key-Kompressor liegt hier darin, dass beim Überschreiten nicht proportional in einem bestimmten Verhältnis, sondern um einen linearen Betrag abgesenkt wird.
Dieses Sidechaining mit einem Gate hat zwei sehr beliebte Anwendungen: Die Snare “triggert” als Key-Signal ein Rauschen (meist White Noise aber auch Pink Noise etc. sind möglich) und wird dadurch “rascheliger”. Die Bassdrum ist untenrum nicht fett genug? Dann lasst mal einen Sinus mit 35 oder 40 Hz laufen, der durch die Bassdrum getriggert wird – und schon boxt die Bassdrum in den Bauch, selbst dann, wenn sie ohne Tiefbass aufgenommen wurde…

External Key als Effekt

Ein im Abschnitt mit Attack und Release erklärter Fehler kann übrigens als Special Effect auch genutzt werden, beispielsweise eine “virtuelle Bassdrum”. Klingt kompliziert? Das geht aber eigentlich recht einfach:
Baut in eurer DAW einfach mal eine gleichmäßige, statische Synthesizer-Fläche und erstellt eine Bassdrum auf 1 und 3. Dann routet ihr die Bassdrum als External Key in den Kompressor im Synth-Pad-Kanalzug. Den Ausgang der Bassdrum schickt ihr aber nicht auf das Routing! Wenn ihr mit Mute in eurer DAW auch den Sidechain stummschaltet, schickt die Bassdrum stattdessen auf einen unbenutzten Bus oder wählt als Ausgang einfach “No Output”. Ihr könnt euch vorstellen: Das ist eine tolle Alternative zum sonstigen LFO-Einerlei! Und natürlich kann man mit Sidechaining/Ext. Key noch eine Menge anderen Schabernack machen.

Hier wird der Sidechain-Eingang eines Noise-Gates, nicht das eines Audio-Kompressors benutzt – auch das wird in Profi-Mixes häufig eingesetzt.
Hier wird der Sidechain-Eingang eines Noise-Gates, nicht das eines Audio-Kompressors benutzt – auch das wird in Profi-Mixes häufig eingesetzt.
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Profilbild von Thomas Feldkamp

Thomas Feldkamp sagt:

#1 - 17.11.2017 um 10:25 Uhr

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Sehr anschaulicher Artikel. Besten Dank.

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