Praxis
Im folgenden Videos könnt ihr alle zehn Preset Kits sowie einen kurzen Dynamikcheck des Snarepads hören bzw. sehen:
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Mehr InformationenNix für große Leute
Man ist ja als E-Drum-Tester gewöhnt, in kleineren Dimensionen – zumindest im Vergleich zu einem akustischen Drumset – zu denken, aber das SD200 ist tatsächlich noch etwas kleiner als vergleichbare Kits. Selbst bei maximaler Aufbauhöhe reichen mir die Beckenpads etwa bis zur Hüfte, und mit knapp 180 cm Körpergröße bin ich wahrlich kein Riese. Folglich muss ich eine relativ niedrige Sitzposition einnehmen, was mich nicht stört, da ich sowieso normalerweise eher tief sitze, aber für den einen oder anderen Drummer könnte das womöglich problematisch werden. Andererseits eignet sich das SD200 aufgrund dieser Tatsache natürlich hervorragend für Kinder.
Begrenzte Flexibilität beim Aufbau, eigenwilliges Kickpad
Die Drumpads sind bezüglich des Neigungswinkels variabel, was allerdings nicht für die Beckenpads gilt, die auch in der Höheneinstellung kaum flexibel sind. Die Gummipads bieten einen guten Rebound, erzeugen aber naturgemäß ein lauteres Anschlaggeräusch als das Mesh Head Snarepad, dessen Spannung per Stimmschlüssel an die persönlichen Präferenzen angepasst werden kann. Besonders gespannt war ich im Vorfeld auf das Spielgefühl des Kickpads. In der Praxis lässt es sich aufgrund des Prinzips “Schlägel trifft auf Pad” angenehmer und genauer spielen als ein Bassdrum-Controller konventioneller Bauart, allerdings lassen sich schnelle Doppelschläge mit einem herkömmlichen Bassdrum-Pedal deutlich leichter realisieren. Um ein Verrutschen des sehr leichten Pedals zu verhindern, sollte man die integrierten Metallspitzen ausfahren und auch das mitgelieferte Klettband nutzen. Letzteres gilt natürlich auch für den Hi-Hat-Controller.
Sounds o.k. – Dynamik eingeschränkt
Im Praxistest zeigt sich, dass die Dynamik und Variabilität der Sounds an höherpreisige Kits erwartungsgemäß nicht heranreicht. Zudem produziert der Hi-Hat-Controller zeitweise etwas ruppige Übergänge zwischen offenem und geschlossenem Sound. Andererseits sind die Sounds an sich für ein Kit dieser Preisklasse gar nicht schlecht. Aber hört doch selbst… Hier folgen einige Klangbeispiele ausgewählter Kits:
Für dich ausgesucht
Die Sounds einzelner Instrumente gibt es im Folgenden zu hören. Hier wird deutlich, dass die Anzahl der Dynamikstufen begrenzt ist, sodass keine organischen Verläufe von leise nach laut möglich sind. Einen kurzen Überblick über die zehn Play-Along Songs habe ich euch ebenfalls aufgenommen.
Um die Dynamik sichtbar zu machen, folgt hier noch eine Grafik, in der oben die reale Anschlagstärke des Snarepads zu sehen ist und unten das, was das Modul draus macht. Auffallend ist hier auch, dass es Ausreißer in Form von Schlägen, die das Modul bezüglich der Dynamik “falsch” interpretiert, gibt. In der zweiten Grafik seht ihr unseren obligatorischen Latenzcheck, der Auskunft darüber gibt, wie lange es dauert, bis das Modul das Triggersignal in einen Sound umsetzt. Leider beträgt die Zeitspanne hier zwölf Millisekunden (die besten Module brauchen etwa 3ms), was sich beim Spielen auch deutlich bemerkbar macht, vor allem beim Begleiten der Play-Alongs, wo man das Gefühl hat, dass man immer etwas hinter dem Beat spielt.
Die App legt nochmal eine Schippe drauf
Obwohl das SD200 selbstverständlich auch autark funktioniert, ergeben sich durch die Kopplung mit der leider nur für iOS-Geräte erhältlichen App weitere interessante Möglichkeiten. Um die App nutzen zu können, muss ich das Modul mit meinem iPad verbinden, wozu neben einem USB-Kabel auch ein Lightning-to-USB Kameraadapter nötig ist. Die App bietet im Kit Edit Modus die Möglichkeit, bei den Preset Kits neben der Pad-Zuordnung und der Lautstärke auch Parameter wie Pad Panorama, Pad Tuning, Pad Decay, Kit Reverb Level und Kit Chorus Level zu verändern. Allerdings wirken – da die Preset Kits fest gespeichert sind – die Änderungen nur temporär. So werden zum Beispiel Änderungen der Parameter Tuning, Panorama und Decay nicht gespeichert, wenn man zu einem anderen Kit wechselt. Immerhin bleiben die übrigen Werte, wie beispielsweise die Pad-Zuordnung, erhalten, aber auch nur solange das SD200 eingeschaltet ist. Schaltet man es aus und wieder ein, springen alle Preset Kits wieder auf die Werkseinstellung zurück. Will man auf Dauer ein eigenes Kit erstellen, ist dies nur unter Kit 11, dem einzigen User Kit, möglich.
Weiterhin gibt es in der App ein Teaching Tool, das analysiert, wie genau man zu den internen Übungssongs trommelt. Das Songtempo kann beliebig verändert werden. Wirklich interessant ist die Play-Along-Funktion. Hier kann man direkt auf Songs aus der eigenen Musikbibliothek des iOS-Gerätes zugreifen, sie im Tempo anpassen und bei Bedarf auch mit Effekten wie Reverb und Chorus versehen.
SD200 und Rechner verstehen sich prima
Über die USB/MIDI-Schnittstelle verbinde ich zu guter Letzt das SD200 mit meinem Macbook, um zu sehen, ob das Ansteuern von VST-Sounds aus dem Rechner reibungslos funktioniert. Schließlich gibt es hier sogar in einfachen Programmen wie Garage Band hervorragend klingende Drumkits, die die internen Sounds der preisgünstigen E-Drumsets im Allgemeinen deutlich übertreffen. Der Versuch lohnt sich, denn die Zuordnung der Kanäle stimmt auf Anhieb (die MIDI-Notennummern sind beim SD200 den Pads fest zugeordnet) und auch die Dynamik ist gegenüber den Modulsounds besser. Somit könnte das SD200 mit seinem günstigen Preis auch interessant für diejenigen sein, die von vorneherein externe Sounds nutzen möchten oder mit dem Kit lediglich MIDI-Noten aufzeichnen wollen.
microbug sagt:
#1 - 03.08.2020 um 11:02 Uhr
Simmons ist nicht „back“. Da hat nur jemand die Markenrechte gekauft und läßt bei Medeli entsprechend designte Versionen von deren Drumkits bauen, die ganzen aufgezählten Nachteile etc. entsprechen genau diesen Kits. Medeli ist ein großer OEM Hersteller, der zB die Drumkits aber auch andere Sachen für die Hausmarken der großen Händler wie Fame, XDrum und Millennium fertigt.
microbug sagt:
#1.1 - 04.08.2020 um 00:10 Uhr
Ergänzung: der Markenname gehört aktuell der amerikanischen Händlerkette "Guitar Center"
Antwort auf #1 von microbug
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