Der Sire Marcus Miller M3 punktet mit Eigenständigkeit in Design, soll jedoch mit seinem Marcus Heritage 3-Preamp und den Marcus Blue Hum-Pickups eine ähnlich hohe Qualität in Sachen Klanggüte bereithalten wie sein Bruder, der Sire Marcus Miller V7, den wir kürzlich unter dem Testmikroskop hatten.
Der koreanische Gitarrenhersteller Sire hat sich bekanntermaßen vorgenommen, im Low Budget-Bereich neue Maßstäbe zu setzten und liefert derzeit mit der Marcus Miller-Serie wirklich beeindruckend hochwertige Bässe zu einem erstaunlichen Preis. Sire fertigt die Instrumente in einer eigenen Fabrik in Indonesien und erledigt den Vertrieb über eine Niederlassung in den USA, um die Übersicht über den kompletten Prozess zu behalten und die bestmögliche Qualität gewährleisten zu können.
Ein weiterer wichtiger Baustein ist aber natürlich die Partnerschaft mit Basslegende Marcus Miller. Millers Wissen und seine immense Erfahrung machten es dem Sire-Team möglich, die Instrumente ständig zu verfeinern, bis sie schließlich den hohen Standards aller Beteiligten genügten. Der Sire Marcus Miller V7 Jazz Bass erhielt ja erst kürzlich im BONEDO-Test Bestnoten und hat mich mit seinem erstklassigen Sound wirklich überrascht. In diesem Test heben wir nun den Sire Marcus Miller M3 auf den Prüfstand. Ich bin gespannt, ob er den Test-Parcour genau so souverän absolviert wie der V7.
Details
Im Gegensatz zum Sire V7, der in Sachen Konstruktion und Design unverkennbar auf Leo Fenders Jazz Bass basiert, kann man den M3 als modernen Bass mit einem eigenständigen Design bezeichnen. Der kompakte Korpus wurde an den Kanten leicht abgeflacht und läuft am hinteren Ende oberhalb des Gurtpins spitz zu. Bei der Wahl des Korpusmaterials fiel die Entscheidung auf Mahagoni, welches mit seinem warmen und ausgewogenen Klang zu den beliebtesten und am vielseitigsten einsetzbaren Hölzern im Gitarrenbau zählt. Auf den Mahagonikorpus wurde eine sehr schön gemaserte Ahorndecke aufgeleimt und schließlich mit einem transparent roten (STR) Hochglanzlack versehen. Der M3 ist außerdem aber auch mit schwarzen (TB) oder braunen (BR) Finishes erhältlich. Die Lackierungen sind jedoch immer transparent und lassen die schicken Ahorndecken der Bässe durchschimmern.
Zur modernen Ausrichtung des Marcus Miller M3 passt ein Ahornhals mit großem Tonumfang. Der Hals wurde mit 24 mitteldicken Bünden ausgestattet und an vier Punkten mit dem Korpus verschraubt. Für die Verschraubung wurde auf der Korpusrückseite allerdings keine Metallplatte wie beim Jazz Bass V7 verwendet, sondern einzelne Metallhülsen, die mitsamt den vier Schrauben bündig in den Korpus eingelassen sind. Als Griffbrettmaterial kommt das altbewährte Palisander zum Einsatz, und am Übergang des Halses zur Kopfplatte sitzt ein Sattel aus “PPP Tusk”. Davon hatte ich ehrlich gesagt noch nie etwas gehört, die Sire-Webseite gibt aber erfreulicherweise Auskunft über das verwendete Material: PPP (Poly Pehnylene Sulfid) wird auch als “synthetisches Elfenbein” bezeichnet und besitzt dieselben klanglichen Eigenschaften wie echtes Elfenbein. PPS Tusk ist sehr stabil und sorgt für einen ausgeglicheneren Klang als herkömmlicher Kunststoff, der gerne bei günstigen Bässen für den Sattel verwendet wird.
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Der Hals geht schließlich in eine leicht abgewinkelte Kopfplatte über, die genau wie der Korpus ein eigenständiges Design besitzt und mit einem deckenden Hochglanzlack versehen wurde. Die Schraube für den Halseinstellstab zur Justierung der Halskrümmung sitzt beim M3 übrigens auf der Kopfplatte unter einer kleinen Plastikabdeckung (und nicht am Halsende wie beim V7).
Für die richtige Stimmung der vier Saiten sorgen beim M3 gekapselte Druckguss-Mechaniken, die genau wie der Rest der Hardware in Chrom gehalten sind. Die Tuner fühlen sich zwar nicht ultra hochwertig an, laufen aber relativ geschmeidig, halten aber die Stimmung und verrichten damit ihre Aufgabe zufriedenstellend.
Am anderen Ende des Basses sitzt die sogenannte Marcus Big Mass Bridge, eine stabile Brücke mit “string through body”-Option, bei der die Saiten also bei Bedarf auch durch den Korpus gezogen werden können. Die eher Fender-mäßigen Saitenreiter der M3-Brücke sind nicht ganz so massiv wie die quadratischen Reiter der V7 Jazz Bass-Brücke. Insgesamt ist Konstruktion aber immer noch sehr stabil und sollte eine gute Schwingungsübertragung gewährleisten. Justiert wird horizontal für die Intonation und vertikal für die Saitenlage, der Saitenabstand allerdings ist mit Kerben fixiert und beträgt “feste” 20 mm.
Trotz des günstigen Preises der Marcus Miller-Bässe legt Sire – im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern von Low Budget-Bässen – größten Wert auf die Qualität von Elektronik und Tonabnehmer, weil diese Komponenten zu maßgeblichen Teil für den Klang, die Vielseitigkeit und die Praxistauglichkeit eines Instrumentes verantwortlich sind.
Beim M3 kommt, wie beim bereits getesteten V7, der Marcus Heritage 3-Preamp zum Einsatz, den Sire mit dem Input von Marcus Miller im eigenen Haus entwickelt hat. Klangliche Flexibiltät steht beim üppigen Sire-Preamp im Vordergrund, denn er bietet neben den herkömmlichen Lautstärke- und Panorama-Potis eine 3-Band Klangregelung mit durchstimmbaren Mitten (200 Hz bis 1 kHz) und eine Tonblende für den aktiven und passiven Betrieb. Der Preamp wird von zwei 9 Volt-Batterien gespeist, die in kleinen, von der Elektronik separaten Fächern auf der Rückseite des Basses untergebracht sind und somit bei Bedarf schnell ersetzt werden können. Im Passivbetrieb funktioniert der M3 aber auch ohne Batterien – man kann den Gig also in Ruhe zu Ende spielen, falls die Stromlieferanten im denkbar unpassendsten Moment ihren Dienst quittieren sollten.
Für den Sound sorgen beim modern und flexibel ausgerichteten Marcus Miller M3 zwei ausgewachsene Humbucker-Tonabnehmer mit großen Polepieces im Music Man-Style: die sogenannten Marcus Blue Hum-Pickups aus eigener Herstellung.