Geringes Gewicht – aber auch leichte Kopflastigkeit
Als mein Testbass gebaut wurde, lag offensichtlich ein relativ leichtes Stück Sumpfesche auf dem Band. Der Bass wiegt nämlich ziemlich genau 4kg und liegt damit für Viersaiter-Verhältnisse absolut im grünen Bereich. Streuungen sind innerhalb einer Serie natürlich immer möglich. Wer auf ein geringes Gewicht Wert legt, sollte sich vor der Bestellung deshalb ruhig das Gewicht nennen lassen oder sich eben im Laden ein geeignetes Exemplar aussuchen.
Mit einer leichten Kopflastigkeit muss man sich bei allen preisgünstigeren Bässen im Fender-Stil arrangieren, weil in der Regel schwere Vintage-Mechaniken verbaut werden, die das Gewicht der Kopfplatte massiv erhöhen. Auch beim Sire Marcus Miller P8 zieht der Hals aus diesem Grund leicht nach unten, mit einem rutschfesten Gurt spürt man davon aber rein gar nichts mehr.
Boutique-Bass-Feeling beim Hals
Der Hals stellt definitiv keine spieltechnische Hürde dar, denn er ist ausgesprochen schlank, sodass wirklich jeder auf Anhieb damit klarkommen kann. Er besitzt exakt die Masse der Sire-Jazzbässe und liegt perfekt in der Hand. Aufgrund der abgerundeten Griffbrettkanten und einer sehr organisch wirkenden seidenmatten Versiegelung fühlt sich der Hals zudem außerordentlich hochwertig an – hier kommt direkt Boutique-Bass-Feeling auf!
Lob gibt es außerdem von mir für das Setup und die Bundierung. Der Sire Marcus Miller P8 kam mit einer relativ flachen Saitenlage und perfekt justierter Halskrümmung bei mir an und war selbst frisch aus dem Karton sehr leicht zu bespielen.
Um die Qualität der Bundierung zu checken, wollte ich die Saiten dann aber doch noch eine Etage tieferlegen. Und siehe da, auch das war kein Problem: Selbst mit nur 1,5mm bei der G-Saite und 2mm bei der E-Saite lässt sich der P8 dank der erstklassigen Bundierung nahezu schepperfrei spielen!
Gesunde Ansprache, gutes Sustain
Bei den ersten Tönen im Trockenmodus macht der P8 einen guten Eindruck und klingt wirklich sehr gesund. Er spricht schnell an und verfügt in allen Lagen über ein ordentliches Sustain. Lediglich um den fünften Bund auf der G-Saite schwächelt der Preci etwas. Von einem Deadspot würde ich aber nicht sprechen – alles liegt noch völlig Rahmen und ist generell bei Schraubhalsbässen aller Preisklassen nicht unüblich.
Was der neue Sire-Preci am Amp so kann, werden wir jetzt anhand der folgenden Sound-Files beurteilen. Die Signalkette bei der Aufnahme war, wie immer, denkbar einfach: P8-Kabel-Audiointerface-LogicProX-fertig.
Sire Marcus Miller P8: Schon passiv ein Knaller!
Bereits im passiven Betrieb liefert der Sire Marcus Miller P8 einen durch die Bank in vielerlei musikalischen Situationen ausgezeichnet einsetzbaren Sound. Unten herum klingt der Precision Bass aus dem Hause Sire voll und bestens definiert, während der gut austarierte obere Bereich für Durchsetzungskraft und Ortbarkeit im Mix sorgt. Zu Beginn hört ihr den Sire Marcus Miller P8 mit beiden Tonabnehmern sowie mit voll aufgedrehter Tonblende:
Blendet man mit dem Balance-Regler auf den Split-Coil, so liefert der Sire einen eher schlichten Sound und klingt – logischerweise – wie ein Preci. Er verfügt allerdings nicht über den starken Mitten-Punch der Fender-Originale und kommt insgesamt etwas braver und kultivierter daher, was an der Abstimmung des Split-Coils liegen dürfte.
Das ist allerdings keine Kritik, sondern lediglich eine Feststellung. Prinzipiell ist die Qualität der von Sire entwickelten Tonabnehmer nämlich absolut überzeugend – sie lösen ausgesprochen fein auf und klingen gleichermaßen ausgewogen wie organisch. Pickups dieser Qualität sind auch bei Bässen in der Preisklasse des Sire Marcus Miller P8 leider nicht selbstverständlich!
Zahlreiche Klangfarben im Aktivbetrieb
Schaltet man den Sire Marcus Miller P8 in den aktiven Betrieb, so wird das Signal nur minimal lauter und der Klangcharakter verändert sich nur marginal. Das spricht für die gute Qualität des Heritage-3 Preamps, der sicherlich zu den vielseitigsten Bass-Onbord-Preamp am Markt zählt.
In den nächsten Klangbeispielen hört ihr den Sire Marcus Miller P8 mit beiden Tonabnehmern und verschiedenen EQ-Einstellungen. Im ersten Clip habe ich sowohl die Mitten (600Hz) als auch die Höhen für mehr Durchsetzungskraft geboostet und im zweiten Clip geht es mit einem deutlichen Bass- und Höhen-Boost in die Hifi- oder Scoop-Sound-Richtung.
Geslappt gefiel mir der Sire Marcus Miller P8 mit dem Halstonabnehmer im Solomodus am besten! Mit dem EQ habe ich sowohl die Bässe als auch die Höhen jeweils zu 50% angehoben:
Mit dem durchstimmbaren Mittenband kann man den Klangcharakter sehr breitbandig und gezielt steuern und den P8 für nahezu jede Musikrichtung passend machen. Für den folgenden Sound habe ich die Tiefmitten angehoben und mit der Tonblende den oberen Bereich abgemildert. Der Sire Marcus Miller P8 klingt jetzt wie ein passiver Vintage-Preci!
Zum Abschluss des Praxisteils geht es in die klassische Jazz-Bass-Richtung. Der typische Jaco-Sound kommt beim Sire Marcus Miller P8 schön knurrig und ist prinzipiell aufgrund der 60er-Position des Stegtonabnehmers auch ohne EQ tragfähig. Mit einem Bass- und Mitten-Boost bei gleichzeitiger Absenkung der Höhen wirkt der Sound aber noch etwas runder und plastischer, wie ich finde:
Sire Marcus Miller P8 NT 4-String – das sind die Alternativen
Features | Sire Marcus Miller P8 NT 4-String | Fender Player Plus P-Bass MN CJ | Sadowsky MetroExpress 21 Hybrid SGMP |
Mensur | 34“ | 34“ | 34“ |
Elektronik | Marcus Heritage-3 Preamp mit Mittenfrequenzregler, aktiv/passiv | aktiv, 3-Band-EQ | aktiv, 2-Band-EQ |
Tonabehmer | Marcus Super PJ Revolution Set | Player Plus Precision Bass Split Coil (Hals) und Player Plus Noiseless Jazz Bass Singlecoil (Steg) | Sadowsky P-Style Split Coil (Hals) und Sadowsky J-Style Singlecoil (Steg) |
Korpus | Esche | Erle | Okoume |
Hals | gerösteter Ahorn, Groffbrett aus geröstetem Ahorn, geschraubt | Ahorn geschraubt. Ahorngriffbrett | Ahorn, Ahorngriffbrett geschraubt |
inklusive Gigbag | Ja: Sire official Gigbag | Ja: DLX Gigbag | Ja: Sadowsky Portabag |
Preis | 899,- Euro | 1139,- Euro | 729,- Euro |
Produkt bei Thomann | Sire Marcus Miller P8 NT 4-String kaufen (Affiliate) | Fender Player Plus P-Bass MN CJ kaufen (Affiliate) | Sadowsky MetroExpress 21 Hybrid SGMP kaufen (Affiliate) |
Doomsday sagt:
#1 - 21.08.2023 um 14:06 Uhr
Swamp-Ash war schon immer teurer als Erle und wird in Zukunft noch weiter im Preis steigen. Grund dafür ist der Emerald Ash Borer, der sich in den letzten 50 Jahren stark verbreitet hat und die Baumbestände ruiniert. Fender und etliche andere Hersteller haben vor Jahren das Holz aus ihrem Sortiment genommen und auch mit anderen Tonhölzern experimentiert, ich erinnere mich an eine Tele aus Kiefer. Einige amerikanische Boutique-Fabrikanten nutzen für ihre Kleinserien Esche aus städtischer Baumpflege, das sind Bäume, die ohnehin gefällt werden mussten.