Praxis
Gewichtsmäßig liegt der MM V5 mit 4,1kg für Viersaiter-Verhältnisse noch im grünen Bereich, und wenn man einen ruschtsicheren Gurtverwendet, hängt der Bass auch einigermaßen ausbalanciert vor dem Körper. Ein geringes Maß an Kopflastigkeit muss man beim passiven V5 – wie bei fast allen traditionell konstruierten Bässen – allerdings in Kauf nehmen.
Für den Spielkomfort spielt die leichte Disbalance freilich keine große Rolle. Viel ausschlaggebender ist da schon eher die Haptik des Halses, und hierbei kann der MM V5 wirklich punkten. Dank des schlanken C-Profils und der bei Jazz-Bässen üblichen Sattelbreite von 38 mm fühlt man sich als Jazz-Bass-Spieler auf dem MM V5 auf Anhieb wie zu Hause.
Dazu sorgen die abgerundeten Griffbrettkanten und eine seidenmatte Lackierung auf dem Halsrücken für eine extrem angenehme und geschmeidige Haptik, die man bei einem Bass in dieser Preisklasse nicht unbedingt erwarten würde.
Und auch das Setup war bei meinem Testbass im Großen und Ganzen ok, Nachbesserungsbedarf sehe ich lediglich im Bereich des Sattels. Die Kerben wurden leider nicht so tief gefeilt, wie es für eine leichte Spielbarkeit in den ersten Lagen nötig und prinzipiell auch möglich wäre. Klar, erfahrene Bassisten oder ein Gitarrenbauer können den Sattel im Handumdrehen optimieren – besser wäre es aber natürlich, wenn die Endkontrolle bei Sire exakter arbeiten würde!
Richtig gute Nachrichten habe ich zum Thema “Sound”, denn der MM V5 macht schon beim ersten Trockentest einen gesunden und spritzigen Eindruck. Der Ton ist sofort da und schwingt in allen Lagen gleichmäßig aus. Deadspots sucht man auf dem Griffbrett zudem vergeblich – so muss es sein!
Wie der passive Sire-Bass verstärkt klingt, könnt ihr in den folgenden Audiobeispielen hören. Der Bass ging dabei direkt in mein Audio-Interface und wurde nicht nachbearbeitet.
Ganz klar, der MM V5 liefert den typischen Sound der Jazz-Bässe mit 70’s-Spezifikationen. Satte Tiefbässe sorgen für ein solides Fundament, und die präsenten Hochmitten liefern die nötige Durchsetzungskraft – ein toller Allround-Sound, mit dem man in nahezu jeder Musikrichtung bestehen kann! Der Sound ist in meinen Ohren etwas feiner aufgelöst und wirkt dadurch eine Spur moderner und aufgeräumter als bei einem “normalen” Fender Jazz Bass.
70’s-Jazz-Bässe liefern naturgemäß einen gescoopten Grundsound und eignen sich deshalb in der Regel hervorragend für knackige Slapgrooves. Das klappt auch mit dem Sire MM V5 aus dem Stand. Für die Aufnahme habe ich lediglich die Höhen mit der Tonblende leicht abgesenkt.
Für dich ausgesucht
Hier spiele ich den MM V5 mit der sogenannten Palm-Mute-Technik – eine cooler Sound für entspannte Songs oder Grooves!
Mit dem Halstonabnehmer im Solomodus liefert der Bass einen Preci-ähnlichen Sound, der trotz seiner Fülle absolut klar und straff abgebildet wird. Wer es milder und wärmer bevorzugt, dreht einfach die Tonblende zu und erntet einen schönen Vintage-Sound:
Vor allem Fusionbassisten und Jaco-Pastorius-Fans schätzen bei Jazz-Bässen den knochigen Solosound des Stegtonabnehmers. Der Jaco-Sound klingt gerade bei 70’s-Jazz-Bässen allerdings oftmals dünn, weil der Pickup eben näher am Steg sitzt und deshalb nicht allzu viele tiefe Frequenzanteile abgreifen kann. Auch dem MM V5 würde eine dezente Fundamentstärkung mittels EQ gut zu Gesicht stehen, der Jaco-Sound funktioniert aber überraschenderweise auch so ganz gut, wie ihr im letzten Beispiel hören könnt: