Praxis
Es ist seit geraumer Zeit bekannt, dass man von Sire viel für sein Geld bekommt. Das trifft allerdings leider auch auf das Gewicht zu: 4,6 Kilogramm zeigt die Waage – das rangiert schon eher im oberen Bereich für einen 5-Saiter. Hier lohnt es sich eventuell, mehrere Bässe auszuprobieren, falls man mit Rückenproblemen zu kämpfen hat.
Auch Kopflastigkeit ist ein gewisses Thema beim MM V7, was aber an der grundlegenden Konstruktion eines Jazz-Basses liegt. Es ist sozusagen “systemimmanent”, weshalb man es dem Sire schlecht zum Vorwurf machen kann. Spielt man im Stehen, hängt das Instrument allerdings gut ausbalanciert am Gurt. Hier gleicht der schwere Korpus die Kopflastigkeit wieder aus und er pendelt sich von selbst in eine angenehme, leicht schräge Position ein.
Das Profil des Halses wird seitens Sire als “C” bezeichnet. Beim 4-Saiter kann ich das unterschreiben, beim 5-Saiter würde ich “Tendenz D” ergänzen. Das Griffbrett ist nun deutlich flacher, der Radius wurde hier im Vergleich zur ersten Generation von 7,25 auf 9,5 Zoll erhöht: “Weg von Vintage, hin zur Moderne!”, könnte man sagen. Ein flacheres Griffbrett kommt nämlich in erster Linie Techniken wie Slapping, Tapping, Akkordspiel etc. zugute. Und auch das dünne Finish des Halses beugt einem durch Schweiß bedingten Bremseffekt vor. Die Haptik wurde dadurch spürbar verbessert und man hat fast das Gefühl, das Holz zu berühren!
Spielt man über das komplette Griffbrett, machen sich die abgerundeten Bünde schnell positiv bemerkbar. Wo beim Vorgänger ab und an noch eine lästigen Kante zu spüren war, gleitet man nun ungehindert auf und ab. Auch die Werks-Saitenlage ist sehr angenehm, ich habe mir sie für meinen persönlichen Geschmack sogar noch etwas erhöht. Saitenschnarren muss man schon mit entsprechend kräftigem Einsatz erzwingen. Und durch die Jazz-Bass-typischen Cutaways erreicht man auch den 20. Bund problemlos.
Keine Überraschung ist, dass die Kombination aus Esche-Korpus mit einem Ahorn-Griffbrett akustisch bereits für einen hellen und klaren Ton sorgt. Auch Sustain gibt es ausreichend! Im Vergleich zum kürzlich getesteten 4-Saiter der 2nd Generation wirkt der Fünfer etwas gesetzter. Das ist nicht negativ gemeint, sondern eher als grundlegende Charaktereigenschaft. Das Agile und Spritzige scheint einer gelassenen Souveränität gewichen zu sein. Dafür ist zum einen die größere Masse verantwortlich, aber vor allem auch die Grafitstäbe. Sie sorgen in der Regel immer für einen ausgeglichenen und stabilen Ton.
Viel Spaß mit den Soundbeispielen:
Für dich ausgesucht
Ihr merkt es schon: Wo V7 draufsteht, ist Jazz Bass drin! “Authentische Sounds plus X” trifft es wohl am besten. Zum einen wird durch die fünfte Saite der Tonumfang erweitert, zum anderen bekommt man dank der 3-Band-Elektronik im Vergleich zum klassischen Jazz Bass eine gehörige Portion Flexibilität. Wer möchte, kann den V7 aber natürlich jederzeit in den Passiv-Modus schalten. Die tiefe B-Saite dürfte für mich gerne noch etwas mehr Definition bzw. mehr Kern im Ton vertragen ‑ aber das ist wirklich Meckern auf hohem Niveau, denn klanglich ist das alles sehr solide und für diese Preisklasse definitiv weit über dem Durchschnitt!
Kai Calvato sagt:
#1 - 15.08.2019 um 15:44 Uhr
....in den beispielen klingt die H-saite echt sehr indifferent und tatsächlich ein bissl leiser als die anderen saiten, das ist echt schade....
Dumpf sagt:
#2 - 03.09.2019 um 18:10 Uhr
Ich vermisse eine Angabe zum String Spacing, auch auf der Herstellerseite keine Angabe darüber :(Dann noch ein Hinweis: "... Das Material des Drahtes ist nun reines Enamel ..." steht im Text. Na hoffentlich nicht, dann käme kein Sound aus dem Pickup. Enamel ist die Beschichtung/Isolierung des Pickup-Drahtes, Hier ein Zitat aus Gitarre&Bass:"Das sind relativ dicke Beschichtungen, Formvar noch ein bisschen dicker
als Plain Enamel. Die Folge davon: Die einzelnen Kupferlagen haben einen
größeren Abstand voneinander. Die äußeren Wicklungen der Spule sind
deshalb weiter von den Polstücken des Spulenkerns entfernt und liegen
somit anders im Magnetfeld als bei dem späteren, dünneren
Beschichtungsverfahren mit Polyuhrethan oder Polysol. Die Folgen kennen
wir aus der Geschichte alter Gitarren: Die Pickups mit dünnerer
Wickeldraht-Isolierung klingen dünner und höhenbetonter."