Marcus Millers Kooperation mit der indonesischen Company Sire erweist sich schon seit einiger Zeit als sehr erfolgreich. Auf bonedo gab es ja schon mehrere Tests dieser preiswerten Bässe, die allesamt sehr gute Noten einfahren konnten. Auch ich durfte kürzlich bereits einen Fünfsaiter der neuen Vintage-Serie unter die Lupe nehmen. Das war mein erster Kontakt mit diesen Instrumenten, und ich war erstaunt, wie viel Qualität man hier für den Preis geboten bekommt. Laut eines persönlichen Statements des Firmenchefs auf der Sire-Homepage braucht man auch kein schlechtes Gewissen beim Kauf zu haben: der günstige Preis erklärt sich durch den Direktvertrieb, diverse Prozessoptimierungen etc. – und nicht etwa durch unfaire Löhne bei der Fertigung in Fernost. Heute halte ich ein weiteres Exemplar der Sire-Bässe in meinen Händen: einen bundlosen Fünfsaiter! Das erlebt man als Autor von Testberichten nicht jeden Tag, und schon gar nicht in dieser Preisklasse. Marcus Miller und Sire erweitern hier basierend auf ihrem erfolgreichen Konzept abermals ihre Zielgruppe, indem sie auch den Fans von Fretless-Bässen ein erschwingliches Arbeitsgerät bieten wollen.
Details
Der MM7 5 Fretless kommt als Jazz-Bass-Derivat erwartungsgemäß mit bewährten Hölzern und im traditionellen Look daher. Der Korpus besteht aus Erle und wurde mit einer klassischen Vierpunkt-Verschraubung mit dem Hals verbunden. “Antique White” nennt sich die Farbe des Finish – es entspricht ungefähr dem beliebten “Olympic White”, also einem leicht ausgeblichenen Weiß. Das Tortoise-Schlagbrett rundet die klassische Optik ab.
Der Sire wird ferner mit einem Ahornhals mit einem bundlosen Griffbrett aus Palisander ausgeliefert. Dieses wurde mit einem cremefarbenen Binding eingefasst, was ein charmantes Vintage-Flair versprüht. Auf dem Griffbrett befinden sich aufgemalte Linien an den Stellen, an denen auf einem bundierten Bass die Bünde säßen. Das macht es vor allem denjenigen Bassisten/innen leichter, die (wie ich) nur ab und zu mal zum Fretless greifen. Zum Schutz des Griffbretts wurde es ebenso wie die Halsrückseite mit Klarlack überzogen.
Auf der Kopfplatte befinden sich im Verhältnis 4:1 die Stimmmechaniken aus eigener Produktion. Auch am Sattel wurde nicht gespart, denn er wurde aus Knochen gefertigt statt aus günstigem Kunststoff. Lobenswert in dieser Preisklasse ist der großzügige Saiten-Niederhalter, der kurz hinter dem Sattel alle Saiten nach unten drückt. Der dadurch erreichte steilere Winkel der Strings erhöht den Druck auf den Sattel und fördert somit die Schwingungsübertragung.
Zusätzlich wird der MM7 5 ab Werk mit hochwertigen D’addario Chromes-Flatwoundsaiten ausgeliefert. Diese reduzieren abermals zusätzlich die Abnutzung des Griffbretts.
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Der Body des MM7 5 Fretless beheimatet die zwei Marcus Super Jazz Tonabnehmer, welche aus Sires eigener Produktion stammen, sowie wie die Marcus Heritage 3 Elektronik, deren fünf Regler auf der Control Plate sitzen. Die Klinkenbuchse musste aus Platzgründen in die Zarge ausweichen.
Die Marcus Big Mass Brücke lehnt sich an den Blechwinkel des Vorbilds von Leo Fender an, besitzt jedoch deutlich massivere Saitenreiter. Außerdem bietet sie die Möglichkeit, die Saiten auch durch den Korpus zu fädeln (string through body), um den Anpressdruck auf die Brücke zu erhöhen.
Auf der Rückseite des Bodies befinden sich das Elektronikfach und die beiden separaten Batteriefächer. Die Marcus Heritage 3 Elektronik benötigt nämlich zwei 9V-Batterien für ihre Betriebsspanung von 18 Volt.
Insgesamt ist die Verarbeitung des MM7 5 Fretless vorbildlich. Da ist definitiv kein Schwachpunkt auszumachen – was ich angesichts des Preises wirklich erstaunlich finde!