Nach der beeindruckenden Erfolgsgeschichte der Kooperation von Basslegende Marcus Miller und der indonesischen Company Sire war die Erweiterung des Portfolios um einem Precision Bass so sicher wie das Amen in der Kirche. Seit einiger Zeit ist es nun soweit! Dabei zeigt sich schnell, dass der neue Sire MM P7 kein reinrassiger Precision ist, sondern ein Hybrid aus Precision und Jazz Bass. Tatsächlich schwenkt das Pendel trotz großem “P” im Namen sogar mehr in Richtung Jazz Bass – was aber natürlich kein Nachteil sein muss. Heute liegt mir ein Sire MM P7 in der Version mit Esche-Korpus und Ahorn-Griffbrett vor. Diese Kombination ordnet man ja weitläufig eher den etwas aggressiveren Gangarten zu, soll sie doch einen etwas spritzigeren Ton liefern.
Details
Die Basis des P7 ist ein einteiliger Ahorn-Hals mit Ahorn-Griffbrett und einem Esche-Korpus. Dessen Form orientiert sich am Vorbild Precision-Bass, ist also recht schlicht und ohne ausladende Kurven und Shapings gehalten. Die transparente Lackierung lässt die Maserung der Esche schön erkennen. Das Schlagbrett in White Pearl bedeckt einen großen Teil der Decke, und auf ihm befinden sich auch die fünf Regler der Elektronik.
Wie in der Einleitung erwähnt, finden sich trotz “P” (von “Precision”) im Namen etliche Anleihen beim Jazz Bass. Der wohl wichtigste ist der Hals: Dieser ist identisch zum Sire MM7, es handelt sich also um einen Jazz-Bass-Hals mit einer Sattelbreite von 38 mm. Der P7 ist baulich also ein Hybrid aus Precision und Jazz Bass. Dies setzt sich konsequenter Weise in der P/J-Tonabnehmer-Bestückung fort, und auch die Optik des Griffbretts stammt vom MM7 ab. Schicke Block Inlays und Binding gibt es hier serienmäßig!
Die komplette Hardware und Elektronik werden von Sire selbst gefertigt, d.h. man benötigt hier keinerlei Zulieferer. Dies ist laut Webseite ein signifikanter Grund dafür, dass es möglich ist, den MM P7 zu diesem enorm günstigen Preis anzubieten.
Die Brücke ist ein typischer Blechwinkel, besitzt allerdings kräftige Saitenreiter. Sie bietet zudem die Möglichkeit, die Saiten durch den Korpus zu ziehen, was für mehr Anpressdruck der Saiten auf den Korpus sorgen und das Sustain erhöhen soll. Die Brücke wie auch die Stimmmechaniken hat man in Chrom gehalten.
Als Tonabnehmer kommen ein Marcus Super Jazz Singlecoil in der Stegposition und ein Marcus Super Precision Splitcoil am Hals zum Einsatz. Die Elektronik ist der vom MM7 bekannte Marcus Heritage-3 Preamp mit parametrischen Mitten und Aktiv/Passiv-Kippschalter. Auf der Rückseite des Korpus befinden sich zwei Batteriefächer, welche praktischerweise ohne Werkzeug zu öffnen sind.
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Ein klassischer Precision ist natürlich rein passiv mit nur zwei Reglern für Volume und Tone, aber auf den ersten Blick sieht man hier schon, dass der Sire MM P7 gar nicht versucht, klassisch zu wirken. Und das ist auch gut so, denn eine weitere reine Kopie braucht der Markt ganz sicher nicht mehr. Die umfangreiche Aktivelektronik mit ihrem Dreiband-Equalizer (Bass, Höhen und parametrischen Mitten) stellt daher einen bedeutenden Unterschied zum Original dar. Die gewünschte Mittenfrequenz lässt sich hier per Doppelstock-Poti stufenlos wählen und dann anheben oder absenken – nähere Angaben über den Frequenzbereich bleibt Sire leider schuldig.
Die Elektronik arbeitet mit 18 Volt und neigt daher bei extremeren Anhebungen der Frequenzen nicht so schnell zu Verzerrungen. Via Kippschalter kann man zudem zwischen passivem und aktivem Modus wählen.
Neben der Dreiband-Elektronik gibt es noch einen Volume- und einen Balance-Regler sowie eine passive Tonblende. Diese arbeitet sowohl im passiven wie auch aktiven Modus. Zählt man alle Optionen mit diversen Tonabnehmer-Konfigurationen und Elektronik zusammen, ergibt das eine enorme Anzahl an Reglern – aber auch an möglichen Sounds! Diese Flexibilität war hier sicher auch das Ziel und nicht, den reinen Preci-Puristen zufriedenzustellen.
Bei Sires Erstling MM7 sind die Regler der Elektronik ja ziemlich nahe beieinander, da sie alle auf die Jazz-Bass-typische Control Plate passen müssen. Das lässt bei fünf Reglern kaum Platz für die Finger und es wird im wahrsten Sinne des Wortes “fummelig”. Beim P7 ist man zum Glück nicht mehr auf die Maße der Control Plate beschränkt – die Abstände wurden folglich etwas weiter gewählt. Somit ist nun auch genug Platz, um die Potis zu drehen, ohne andere dabei zu verstellen.
Ein Kritikpunkt hat sich aber leider noch immer nicht verbessert. Der untere Regler der Doppelstock-Potis neigt dazu, sich mitzudrehen, wenn man den oberen Regler bewegt – und umgekehrt. Man muss sicherlich angesichts des Preis des MM P7 in Sachen Kritik die Kirche im Dorf lassen, aber dieser Punkt wurde immerhin bereits in mehreren Tests bemängelt! Da hatte Sire eigentlich genug Zeit, um sich des Problems anzunehmen. Insgesamt bleibt das Resultat aus Zutaten und Verarbeitung aber auch dieses Mal wieder absolut tadellos und immer wieder aufs Neue erstaunlich für diese Preisklasse.