Kommen wir zur ersten Übung
Die Basis für unsere Tonart-Wechsel-Übungen bilden Reihen, bestehend aus allen zwölf Tönen, in zufälliger Abfolge angeordnet. Damit ihr ein Höchstmaß an Flexibilität erreicht, habe ich dabei auch darauf geachtet, die enharmonischen Verwechslungen (wie z.B. F# entspricht Gb) gut durchzumischen.
Reihe 1:
F Ab C E Db B Eb F# G Bb D A
Reihe 2:
Eb G E G# C A F C# Bb Gb B D
Wenn ihr Lust habt, könnt ihr gerne ein Din A4 Blatt mit solchen Reihen vollschreiben und die Wechsel dann wie folgt üben:
Die nächsten Schritte lauten:
a) ein Geschlecht wählen (nämlich Dur oder Moll)
b) eine Lage auf der Gitarre wählen (ich empfehle zu Beginn die 2., 5., 7., 10 und 12.
Lage – plus/minus 1 Bund)
c) innerhalb dieser Lage die Pentatonik durch die Tonarten der oberen
Reihe spielen, gemäß dem unteren Beispiel (Reihe 1, Mollpentatonik, 3.Lage)
Für dich ausgesucht
TIPP: Achtet beim Üben unbedingt darauf, welchen der fünf Fingersätze der Moll-Pentatonik ich im ausnotierten Teil der Studie verwendet habe. Das hilft beim Üben und schafft Verständnis für die Abläufe.
Gerade wenn ihr noch nicht so viel Erfahrung im Umgang mit den Skalen habt, empfiehlt es sich, die entsprechenden Fingersätze in Ruhe herauszusuchen, bevor ihr praktisch werdet. Später, wenn sich Routine einstellt, werdet ihr dann auch in der Lage sein, das Ganze spontan und in Echtzeit zu erledigen.
Wenn ihr euch damit wohlfühlt, könnt ihr den Schwierigkeitsgrad etwas erhöhen, indem ihr die erste Tonart aufsteigend, die zweite absteigend, die dritte wieder aufsteigend usw. spielt.
Die nächsten beiden Notenbeispiele bestehen aus jeweils 60 Takten, über denen jeweils Töne in Druckbuchstaben notiert sind. Diese markieren die jeweiligen Tonarten der Pentatonik. Die Noten innerhalb des Notentextes schreiben euch den konkreten Startton vor. Dieser muss nicht unbedingt die genaue Oktavlage wie auf dem Blatt haben, er kann auch gerne eine Oktave höher oder tiefer gewählt werden. Das heißt, ihr spielt die einzelnen Pentas (in der Tonart des jeweiligen Druckbuchstaben) ab dem jeweils in der Notenzeile notierten Ton – aber auch das innerhalb einer Lage. Sollte euch das Prinzip nicht ganz klar sein, habe ich später noch praktische Beispiele auf Lager, die euch dabei helfen können, das Ganze zu verstehen.
Nach Beendigung eines solchen Blatts habt ihr jede Pentatonik von jedem Startton aus gespielt (fünf Pentatoniktöne multipliziert mit 12 Tonarten ergibt 60).
Hier zuerst für Dur (Beispiel 3):
Und für Moll (Beispiel 4):
Auf dem folgenden Notenblatt findet ihr ein Beispiel dazu, ausgehend von der 2. Lage der Dur-Pentatonik.
Und auch hier, analog zu Übung 1, eine Tonart geht rauf, die Nächste runter usw.
Wenn ihr in allen Tonarten fit seid, ist es an der Zeit, praktisch zu werden. Hier ein paar Jamtracks zum „Drübernudeln“– diesmal in verschiedenen Tonarten, Tempi und Styles.
Den ersten Track kennt ihr ja bereits aus der letzten Folge, ein Groove in Dm:
Nun in Bbm:
Und, passend zum Sommer, jetzt noch etwas Balladeskes, diesmal in fröhlichem C-Dur. Eigentlich sollte der Track erst in der nächsten Folge eine Rolle spielen, aber ich nehme ihn hier schon mal vorweg. Übrigens: Wenn ihr einen etwas bluesigeren Sound wünscht, könnt ihr auch mal die C-Moll Penta antesten oder sogar C-Dur und C-Moll vermischen.
Und zum Schluss ein 80er Jahre Metal-Groove in E-Dur:
So weit, so gut – all diese Beispiele waren bis dato unitonal, d.h., man konnte sich mit einer Pentatonik in einer Tonart bewegen.
Es kann aber auch anders gehen: Schauen wir uns in diesem Zusammenhang mal folgende Akkordfolge an:
Am7 – Cm7 – D#m7 – F#m7
Wie ihr seht, liegen uns hier vier verschiedene Akkorde vor, die jeweils ein anderes tonales Zentrum markieren. Das bedeutet, wir müssen unsere Pentatonik der jeweiligen Tonart anpassen. Im Klartext:
Am Penta – Cm Penta – D#m Penta – F#m Penta
Eine Super-Vorübung hierzu ist das Spielen horizontaler Linien über das Griffbrett auf jeweils einer Saite – z.B. stellen wir uns jeden Akkord zweitaktig vor und spielen ganze Noten, d.h. jeweils zwei Töne innerhalb einer Tonart. Beim Wechsel der Akkordbegleitung bewegen wir uns dann zum nächstgelegenen Ton in unserer Penta.
Das folgende Beispiel zeigt, was ich meine (ich spiele auf der G–Saite, benutzt aber ruhig alle sechs Saiten der Gitarre – auch gerne mal absteigend):
Das klingt dann so:
Hier einmal der Track zum Üben für euch – diesmal ohne Gitarre:
Und so könnte ein Solo über dieser Akkordfolge klingen – wie gesagt: Ich benutze ausschließlich Töne, die in der Pentatonik enthalten sind:
So, das war’s für heute. Ich denke, jetzt habt ihr das Rüstzeug, um euch flexibel und Tonarten-unabhängig in allen Pattern der Pentatonik bewegen zu können. Möglicherweise kristallisieren sich beim Spiel „Schokoladentonarten“ heraus, die man gerne benutzt, vielleicht auch, weil Bendingnoten in schöneren Positionen liegen, als in anderen. Das ist ganz natürlich!
Abgesehen davon kann man es aber durchaus auch als Chance ansehen, in verschiedenen Tonarten, unterschiedliche Phrasen zu spielen, denn schließlich will man ja auch nicht immer gleich klingen.
In unserer nächsten Folge möchte ich euch zeigen, welche Pentatonikmöglichkeiten man über verschiedenen Akkorden hat – denn es gibt weitaus mehr Varianten, als man vermuten möchte.
In diesem Sinne – take care,
Haiko
Georg Bauamnn sagt:
#1 - 17.11.2011 um 21:05 Uhr
Deine Workshop
U-w sagt:
#2 - 19.01.2012 um 00:25 Uhr
auch für mich als Keyboarder sehr geiler Stoff! vielen Dank!
Matthias L. sagt:
#3 - 17.03.2024 um 18:37 Uhr
Warum mache ich einfach keine Fortschritte ??? Argggghhhhhh