Praxis
Kurse und Lektionen
Nach der Anmeldung klickt man auf “Kurs auswählen” und öffnet so die Kursübersicht. Zum Testzeitpunkt sind je drei Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene verfügbar, hinzu kommen ein Kurs mit Weihnachtsliedern sowie der “Keyboardkurs für Produzenten”, der angehenden Producern von elektronischer Musik praktische Keyboardfähigkeiten für Komposition und Produktion vermitteln soll. Das Kursangebot wird ständig erweitert – so sind bereits jetzt ein Pop-Piano-Kurs, ein Blues- und Boogie-Woogie-Kurs sowie ein Kurs zum Thema Piano-Begleitung angekündigt und werden in Kürze folgen. Alle Kurse bestehen aus mehreren Lektionen, meist zwischen etwa 15 und 25 an der Zahl, die schrittweise aufeinander aufbauen. Unterbricht man den Unterricht an einem beliebigen Punkt, so kann man später genau dort wieder einsteigen.
In vielen Kursen lernt man anhand bekannter Songs: Neben Pop-Hits zum Beispiel von Coldplay, Adele und Amy Winehouse gehören auch einige Filmklassiker zum Repertoire. Anders als einige Konkurrenzangebote ist Skoove ist allerdings keine Hit-Bibliothek, in der man sich von Song zu Song klickt, sondern es werden ausgewählte Stücke gezielt als Unterrichtsmaterial eingesetzt, um bestimmte Aspekte des Klavierspiels zu erlernen.
Ablauf einer Lektion
Hat man sich für eine Lektion entschieden und sie mit einem Klick ausgewählt, so erscheint das Hauptfenster von Skoove. Hier werden die Noten angezeigt, wobei Skoove bei den ersten Lektionen ausdrücklich darauf hinweist, dass man diese noch nicht lesen können muss. Darunter ist eine Tastatur eingeblendet. Hier sieht man einerseits die Hände des Skoove-Pianisten und kann sich zum Beispiel den Fingersatz abgucken. Andererseits werden hier die zu spielenden Tasten hervorgehoben, ähnlich einem Leuchttasten-Keyboard. Über die beiden Taster “Start” und “Weiter” steuert man den Ablauf. Bei Verwendung eines MIDI-Keyboards können diese Kommandos auch über Tasten der Klaviatur ausgelöst werden, leider ohne dass die betreffenden Tasten dabei stummgeschaltet würden.
Nach dem Klick auf “Start” werden häufig noch einige Tipps und Hinweise eingeblendet und dann geht es los mit der ersten Stufe: Zuhören und zusehen. Die Passage wird abgespielt, der virtuelle Pianist spielt auf der Tastatur und ein Balken zeigt in den Noten an, wo man sich befindet. Wenn man sich den Abschnitt eingeprägt hat, kann man durch Druck auf “Weiter” zur nächsten Stufe springen. Hier geht es darum, die richtigen Töne zu lernen, wofür Skoove in eingeblendeten Fenstern die nötigen Tipps gibt. Das Programm wartet, bis man die richtige(n) Taste(n) gefunden hat und springt dann weiter zur nächsten Note. So kann man sich langsam “herantasten” und auf Wunsch auch das Tempo schrittweise steigern, bis die Passage sicher sitzt. Schließlich geht es mit “Weiter” zu Teil 3, in dem nicht mehr gewartet wird und man den Abschnitt zusammen mit dem virtuellen Pianisten im richtigen Timing spielt. An dieser Stelle gibt es zwei kleine Kritikpunkte: Zum einen ist die Länge des Einzählers etwas wahllos (mal werden vier Schläge eingezählt, mal acht) und zum anderen gibt es keine Option, das Metronom dauerhaft einzuschalten – nach dem Einzähler ist man auf sich allein gestellt. Das mag gewollt sein, um das Rhythmusgefühl zu schulen, aber die Option eines Metronoms hätte hier denke ich auch nicht geschadet.
Im Video seht ihr am Beispiel einer Lektion aus dem Fortgeschrittenen-Bereich, wie das Ganze abläuft. Ich habe dabei hier und da bewusst ein paar Fehler gemacht und etwas ungenau gespielt, um zu zeigen, wie die Software darauf reagiert. Außerdem habe ich die jeweiligen Teile nicht ganz bis zum Ende durchgespielt, um die Länge des Videos in Grenzen zu halten. Die tiefen “Gastnoten” sind die Tastaturkommandos für “Start” und “Weiter”, die sich leider nicht stummschalten lassen.
Das Feedback, das Skoove beim Üben gibt, gefällt mir übrigens deutlich besser als bei allen ähnlichen Programmen, die ich bislang ausprobiert habe. Zwar ist die Wortwahl manchmal etwas bemüht locker (“Cool!”, “Du hast den Skoove!”), aber es macht wirklich Spaß und motiviert.
Technik und Theorie
Klavier spielen lernen besteht ja nicht nur aus dem Finden der richtigen Tasten, sondern man sollte dabei im Idealfall auch die musikalischen Zusammenhänge kennenlernen. Nicht zuletzt sollte natürlich auch von Anfang an die richtige Technik eine Rolle spielen, damit man später bei schwierigen Stücken nicht verkrampft. An diesen Punkten scheitern die meisten anderen Computer-gestützten Lernsysteme, die sich meist darauf beschränken, dass die richtigen Tasten im richtigen Rhythmus getroffen werden. Wie diese Themen in Skoove eingebunden sind, gefällt mir ausgezeichnet. Inhalte wie Dreiklänge, Tonleitern, Quintenzirkel und Transposition werden in kleinen, leicht verständlichen Häppchen dort vermittelt, wo man ihnen das erste Mal begegnet und sie gleich einsetzen kann. Besonders gut gefallen hat mir in diesem Zusammenhang der “Keyboardkurs für Produzenten”, in dem es darum geht, Akkorde zu einer Melodie (und andersherum) zu finden und man somit auch einen Einstieg in Improvisation und Komposition bekommt. Die Theorie ist nie trocken, sondern kann gleich praktisch angewendet werden und man eignet sich das Wissen beinahe im Vorbeigehen an. Genauso macht es auch ein guter Klavierlehrer im “Real life”. Für die Technik (Hand- und Sitzhaltung, Fingersatz, etc.) gilt das gleiche. Dieser Aspekt ist es dann auch, der mich zu der Einschätzung führt, dass man mit Skoove weiter kommt als mit den anderen mir bislang bekannten Online-Lernsystemen. Hier geht es nicht um das pure “Herunterrattern” der vorgegebenen Noten, sondern man spürt gleich von Anfang an, dass Klavier spielen viel mehr ist und auch Raum für eigene Experimente lässt. Das Ergebnis ist ein umfassenderer Lernerfolg und vor allem: viel Spaß!