Nicht immer ist es möglich, den eigenen Unterricht/Musikunterricht vor Ort gemeinsam mit Schülern durchzuziehen. Sei es aus Krankheits- oder Urlaubsgründen oder – wie zur Zeit – aus Gründen von Epidemien und ähnlichem.
Das bedeutet aber nicht, dass sich eure Schüler zuhause einsam und allein verkriechen und darauf verzichten müssen, dass sie mit der Beherrschung ihres Instruments oder dem Unterrichtsstoff weiterkommen. Das muss auch nicht heißen, dass überlebenswichtige Einnahmen aus Unterrichtsstunden wegbrechen müssen.
Die Lösung heißt hier Entfernung überbrücken mithilfe von Technik, sprich: Video-Telefonie. Dieser Artikel richtet sich an Einsteiger, die sich bislang nicht oder kaum mit Multimedia-Lösungen für Fern-Unterricht befasst haben. Dafür stelle ich exemplarisch die Installation, das Einrichten und die erste Nutzung der kostenlosen Video-Telefonie-Software Skype vor.
Skype: die Software
Skype von Microsoft ist ein kostenloser Dienst, mit dem ihr nicht nur Telefonanrufe, sondern auch Videotelefonie umsetzen könnt. Das Tolle an Skype ist, dass damit Videoanrufe in HD-Qualität möglich sind und sich mit einer kleinen Teilnehmergruppe sogar Video-Konferenzen durchführen lassen. Das ist natürlich perfekt, um den eigenen Musikunterricht als Online-Fernunterricht umzusetzen. Über diese Funktionen hinaus bietet Skype die Möglichkeit, Anrufe aufzuzeichnen und den Bildschirm von Mobilgeräten mit anderen Nutzern zu teilen. Sogar Gimmicks wie automatisch in Echtzeit erstellte Untertitel sind mit an Bord. Und für diese Untertitel gibt es sogar eine Übersetzungsfunktion(!). Aber vorweg kann ich schon sagen: Zwar kann Euch Untertitelung einerseits helfen, den eigenen Musikunterricht eindeutiger zu machen, falls beispielsweise der Klang eurer Stimme nicht optimal übertragen wird. Andererseits können Untertitel auch zu Missverständnissen führen, weil sie nämlich bei Fachbegriffen das ein oder andere Mal daneben liegen …
Was benötige ich, um Skype nutzen zu können?
Zunächst einmal braucht ihr eine Möglichkeit, die jeweilige Skype-Software beziehungsweise -App an einem PC, Smartphone, Tablet, Laptop oder ähnlichem zu nutzen. Außerdem benötigt das Gerät eurer Wahl einen Internetzugang für den entstehenden Datenverkehr. Und zu guter Letzt ist eine Kamera vonnöten, die ein integriertes Mikrofon haben sollte. Zwar könnt Ihr auch ein separates Mikrofon verwenden, aber das kann für eine schnelle Installation hinderlich sein. Im Installationsbeispiel gehe ich deshalb vom Anschluss einer typischen Webcam mit eingebautem Mikrofon aus. In meinem Fall ist das ein einfaches älteres Modell des Herstellers Logitech. Um Online-Unterricht per Webcam zu geben, ist es toll, wenn eure Kamera Funktionen wie Flimmerreduzierung mit an Bord hat. Ihr kommt aber auch gut ohne aus. Hilfreich ist dagegen ein kleines Stativ oder eine Kamera, die per Klappmechanismus auf einem Monitor platziert und geschwenkt werden kann. Die meisten Laptops, Tablets und Smartphones sind bereits mit Kameras ausgestattet. Sofern es sich um ein aktuelles Gerät handelt, sollte die interne Kameraqualität in der Regel locker für den Skype-Einsatz ausreichen.
Für die aktuelle Skype-Version (Stand: 17.03.2020) sollte euer Windows-Betriebssystem Windows 7 oder neuer sein und ein Rechner mit 1 GHz-CPU und einem mindestens 512 MB starken Arbeitsspeicher am Start sein. Außerdem muss die Programmierschnittstelle DirectX in Version 9 oder höher installiert sein. Android-Nutzer benötigen Version 4.0.4 oder eine neuere sowie 32 MB freien Speicherplatz, iOS-User mindestens die Systemversion 10. Detaillierte Infos zu den Skype-Systemanforderungen aller gängigen Betriebssysteme, darunter auch macOS findet ihr unter dieser URL (Stand: 17.03.2020).
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Skype installieren und einrichten
Auf der Skype-Homepage findet Ihr unter der URL https://www.skype.com/de/ (Stand: 17.03.2020) einen Button mit dem Text “Skype für Windows herunterladen”, um die Desktopversion für Windows-PCs zu downloaden. Zur Installation einfach die .exe-Datei öffnen, Sicherheitswarnung bestätigen und “Installieren” klicken. Das war’s auch schon. Falls dennoch Probleme auftauchen, notiert Ihr Euch am besten die Versionsnummer eures Betriebssystems und der zu installierenden Skype-Version, damit ihr bei einer Internetrecherche nach Lösungen vorwiegend zutreffende Tipps angezeigt bekommt und nicht durch allzu viele veraltete Infos stöbern müsst.
Nach der Installation seht Ihr den Begrüßungsbildschirm und sofern Ihr sofort loslegen möchtet, gelangt ihr nach einem Button-Klick zur Login-Auswahl. Falls Ihr noch kein Microsoft-Konto habt, könnt ihr das von hier aus kostenlos erstellen. Ansonsten gebt Ihr einfach eure Outlook- oder Hotmail-Adresse sowie euer Passwort ein. Keine Sorge, die Skype-Nutzung bleibt kostenfrei. Bei der ersten Anmeldung könnt Ihr ein Profilbild festlegen. Klickt ihr auf “weiter”, ohne dass ihr ein Profilbild nutzt, sind später im Programm eure Initialen anstelle eines Fotos zu sehen.
Danach werdet ihr automatisch zum wohl wichtigsten Teil der Einrichtung geführt, dem Testbildschirm. Los geht’s mit dem Audio-Test, bei dem euch ein Level-Meter Auskunft über den Audiopegel gibt, den euer Mikrofon aufgreift. Hier solltet Ihr den Schieberegler für die automatische Anpassung der Mikrofoneinstellungen wählen. Sie führt in der Regel zu guten, weil brauchbaren Ergebnissen, was den Mikrofonpegel angeht. Wird der Pegel eures Mikrofons hier nicht angezeigt, findet ihr hinter dem Text “Standardkommunikationsgerät” eine Auswahlliste eurer verfügbaren Mikrofone. Das gilt auch für den Lautsprecher-Test. Achtung: Das kleine Rechteck neben dem Hinweis “Audiotest” ist keine Checkbox, sondern ein Stop/Play-Button. Einfach drauf klicken und Lautstärke anpassen. Das war’s.
Statt des im Skype-Fenster angebotenen Testanrufs ist es in eurem Fall sinnvoller, einen Kollegen zu bitten, sich von euch anrufen zu lassen und dabei gemeinsam Bild- und Soundqualität zu checken, Kamera und Audio entsprechend nachzujustieren und eure Lautsprecher adäquat einzuregeln. Auf diese Weise gelangt Ihr zu passenden Start-Einstellungen auf eurer Seite des Bildschirms. Weiter geht es mit dem Test der Video-Funktion. Auch hier wählt ihr wieder die Kamera in der Software aus, richtet die Kamera so aus, dass Ihr gut zu sehen seid und passt gegebenenfalls das Licht im Raum an. Über “Webcam-Einstellungen” gelangt ihr zu den Konfigurationsmöglichkeiten, die der Treiber und die Software eurer Webcam bieten. Das beim Abschluss der Skype-Einrichtung erscheinende Fenster für die Kontaktsuche könnt ihr links liegen lassen und getrost wegklicken, denn die Programmoberfläche bietet euch diese Funktion später ebenfalls.
Video-Telefonie nutzen
Bevor Ihr loslegt, möchte ich Euch noch den Tipp geben, in den Einstellungen von Skype unter “Audio und Video” die automatische Hintergrund-Weichzeichnung einzuschalten. Sie sorgt dafür, dass sich Eure Schüler in der eLearning-Stunde auf das Wesentliche konzentrieren können und nicht so sehr auf das Chaos achten, das ihr im Raum habt. 🙂
Dann kann es auch schon mit dem ersten Video-Testanruf losgehen. Auf der Programmoberfläche von Skype findet Ihr links oben ein Suchfeld, in das Ihr den Namen oder die Email-Adresse Eurer Schüler eingeben könnt. Die Ergebnisse der Suche werden Euch dann in der Liste “Skype-Verzeichnis” angezeigt, die eine Art Skype-Telefonbuch ist. Wählt ihr einen Eintrag im Verzeichnis aus, seht ihr im Hauptfenster die Optionen, die euch Skype zum Kontakten der Person zur Verfügung stellt. Um Euren Video-Unterricht zu starten, klickt ihr rechts oben auf den Button “Videoanrufe” (mit Kamerasymbol).
Und da ist sie auch schon: Die Audio-/Videoverbindung für eure erste eLearning-Unterrichtsstunde! Mit Euren Schülern solltet Ihr vereinbaren, euch stets ein paar Minuten vor dem Unterricht zu verabreden, damit ausreichend Zeit bleibt, um die Technik vor Unterrichtsbeginn gemeinsam für einen reibungslosen Ablauf der Stunde einzurichten. Schon beim zweiten oder dritten Unterrichtsblock, den ihr für einen Schüler geben werdet, wird sich diese Zeit verkürzen, weil zuvor alles schon einmal eingerichtet und praktisch getestet wurde. Achtet auch darauf, wie sich Bild und Ton im Laufe einer Unterrichtsstunde entwickeln und justiert gegebenenfalls die Kamera- und Audio-Einstellungen nach. Schließlich muss nicht bei jeder Art von Musikunterricht zwingend die allerbeste Bildqualität genutzt werden. Wenn eine Verringerung der Kamerauflösung zu einem stabileren Videostream führt, könnt ihr an dieser Stelle vielleicht das ein oder andere Mal Einbußen in Kauf nehmen.
So einfach ist es also seinen eigenen (Musik-)Unterricht als eLearning-Angebot umzusetzen. Wenn eure Schüler das Angebot annehmen und der Unterricht gut funktioniert, kann es sich auch lohnen, wenn ihr euch hineinfuchst, welche Möglichkeiten es für die Erweiterung und zur Verbesserung eures Equipments gibt. Und dabei muss es gar nicht mal um teure Neuanschaffungen gehen. Probiert einfach aus, ob sich eventuell eure Smartphone-Kamera und das Streamen per Handy-App besser für euren Unterricht eignen als der Einsatz von Webcam und Desktop-Software.
Einmal Feuer und Flamme für Video-Unterricht, werdet Ihr mit wachsender Erfahrung sicher auch mal Alternativen ausprobieren können. Schließlich wird der eine Schüler oder die andere Schülerin auch iOS-Geräte wie iPhone, iPad & Co. besitzen. Mit ihnen könnt Ihr per Facetime sogar noch einfacher als mit der Desktop-Software Skype Unterricht per Video-Telefonie umsetzen. Vergesst auch nicht die schon erwähnten Features Untertitelung oder Video-Konferenz zu testen. Sofern die Ergebnisse in eurem konkreten Fall gut und die Verbindungen stabil sind, gibt das Eurem eLearning-Unterricht noch weitere Qualität und kann Unterrichtsgruppen über Wochen und Monate zusammenhalten. Außerdem kann Euch Video-Unterricht eine völlig neue, auch weit entfernt lebende Schülergruppe eröffnen.
Wie auch immer ihr euren Fernunterricht angeht: Viel Erfolg dafür! 🙂
Thomas Michael Nachtschatt sagt:
#1 - 21.03.2020 um 22:13 Uhr
Hallo
Niklas Wilhelm sagt:
#1.1 - 09.12.2021 um 13:42 Uhr
Moin
Antwort auf #1 von Thomas Michael Nachtschatt
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