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Buchtipp: Slash – Die Autobiographie

Wie gut er spielt, weiß man hinlänglich – aber was für ein Mensch ist dieser Gitarrenheld mit dem schwarzen Hut eigentlich? Was brachte ihn zur Gitarre? Guns’n’Roses, all die Exzesse, der Split mit Axl Rose, Velvet Revolver, Michael Jackson – und wie kam es zum Hut? Dem geneigten Leser wird mit Slashs Autobiographie, die er zusammen mit Co-Autor Anthony Bozza verfasste, aus erster Hand Auskunft erteilt. „Es wirkt exzessiv … aber das heißt nicht, dass es nicht passiert ist“, steht gleich oben auf dem Titel – und ab geht’s:

Slash: Rock ohne Ende ... und noch ein bisschen Leben!
Slash: Rock ohne Ende … und noch ein bisschen Leben!


Es beginnt mit einer ungewöhnlichen Kindheit, er wurde ins Künstler- und Showbiz-Dasein quasi reingeboren. Als Sohn eines britischen Künstlers und einer amerikanischen Designerin kam er 1965 in England zur Welt. Seine Mutter arbeitete unter anderem für John Lennon, die Pointer Sisters und später David Bowie. Im Grundschulalter der Umzug nach Los Angeles – was für ein Kontrast. Schon als Kind sah er Studios von innen und war Zeuge bei Band-Rehearsals und mit seiner Mutter bei Konzerten – er wuchs quasi mit Backstagezugang zur Entertainment-Industrie auf. Auch mit Drogen kommt er früh in Kontakt, da sie überall um ihn herum durch seine Eltern präsent sind. Also schon nicht so einfach und sehr chaotisch …
Ab der High-School spielte für ihn dann nur noch Gitarre und Musik die erste Geige – für den Unterricht konnte er sich nicht mehr so begeistern. Sein erster professioneller Gig war dann als Ersatzgitarrist für eine Band, die mit seinem Vater befreundet war. Man bekommt auch eine Antwort darauf, wie er es bis zum weltweiten Star und Gitarrenhelden bringen konnte: einfach nicht locker lassen! Er fing an wie ein Besessener zu üben, und in der Zwischenzeit verdiente er sich mit Jobs wie Zeitungsaustragen das Geld, um sich seinen Musikertraum leisten zu können. 1985, er arbeitet noch bei Tower Records, kommt er dann zu Guns’n’Roses. Die ersten Proben sind für ihn magisch, es “klickte” einfach. Die ersten Gigs, der Weg zum Plattendeal und eine Spirale immer extremerer Ausschweifungen lassen nicht lange auf sich warten.  Mit dem zunehmendem Erfolg wird es immer wüster. Er schreibt auch über Zwistigkeiten, die wohl jeder Musiker kennt: wenn die Egos in der Band aufeinander prallen – vor allem wenn es ums liebe Geld geht. Axl Rose verlangte bei den Aufnahmen zu “Appetite for Destruction”, dass er mehr Prozente bekommt als Drummer Steven Adler – der resultierende Split war Axl 25 Prozent, Slash, Izzy und Duff 20 Prozent, für Steve blieben 15 Prozent. Slash meint, dass Steven das nachhaltig verletzte.  Da war die Gang dann eben nicht mehr so „tight“ wie vorher. Was nun folgt ist bekannt: Mit dem großen Erfolg der Guns kommt das große Business, Befindlichkeiten und Intrigen – die schließlich zu Slashs Ausscheiden aus der Band führen.
1998 verändert sich die amerikanische Musikindustrie beim „Black Friday“ werden hunderte amerikanischer Musikmanager gefeuert – die Konsolidierung beginnt.  Immer mehr Geschäftsleute übernehmen, wo vorher Rock’n’Roller am Zug waren. Um die Jahrtausendwende erlebt er nach eigener Aussage die dunkelste Zeit auf unserem blauen Planeten: ernste Herzprobleme komplett mit Nahtoderfahrung und Operation, Pech mit der Managerwahl und ein Rückfall in Alkohol und Drogen. Dann spielt er 2001 für Michael Jackson und gründet mit ehemaligen Guns Kollegen Velvet Revolver. 
Exzessiv ist das, was er erlebt hat, auf jeden Fall: und interessant zu lesen erst recht. Er gewährt eine Menge Einblicke in sein Leben auf der Bühne und im privaten, man bekommt einen sehr lebendigen Eindruck, wie es wohl gewesen sein muss im LA der 70er als Kind, und als Musiker in den 80er und 90er Jahren. Die englische Version des Buches endet 2007 mit einem positiven Ausblick als Vater zweier kleiner Söhne. Mit seinem 2010er “Slash” Album hat er ja inzwischen ein aktuelles musikalisches Lebenszeichen von sich gegeben. Auf Amazon habe ich übrigens Kritiken von Leuten gesehen, die sich über die deutsche Übersetzung beschweren – ich habe deshalb mal in die deutsche Fassung rein gelesen. Vielleicht bezieht sich das auf die erste Übersetzung. 2011 ist eine komplett neu überarbeitete Fassung bei Edel rausgekommen. Die kann ich so schlimm nicht finden. Sie wirkt vielleicht hier und da etwas hölzern durch Redewendungen, die auf deutsch nicht so richtig authentisch kommen, aber es ist ok zu lesen. Wer Wert auf das “echte” Feeling legt, dem sei natürlich das Original ans Herz gelegt. Daumen hoch – eine sehr interessante und lesenswerte Lebensgeschichte.

 Englisch
• 480 Seiten, Verlag: Harpercollins UK, Mai 2008
• ISBN: 978-0007257775

Deutsch
•512 Seiten, Verlag: Edel
• Auflage: vollständig überarbeitete Neuausgabe 2011  
• ISBN: 978-3841900685

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Profilbild von Volker

Volker sagt:

#1 - 30.09.2011 um 12:18 Uhr

0

Ich habe die Autobio im englischen Original gelesen und möchte sie jedem empfehlen, den das Buch interessiert. Die Original-Redewendungen lassen sich z.T. einfach nicht so gut ins deutsche übersetzen, im Englischen kriegt man einen guten Eindruck, wie Slash das tatsächlich sagen würde.
Die amazon-Rezensionen für die (erste) deutsche Ausgabe war z.T. verheerend. Möglich, dass das mit einer Neuauflage um die vielen Rechtschreibfehler korrigiert wurde.
Aber wer des Englischen halbwegs mächtig ist, dem rate ich zum Original.

Profilbild von Lucas

Lucas sagt:

#2 - 03.10.2011 um 00:02 Uhr

0

Ich kann auch nur empfehlen, das Buch in der englischen Fassung zu lesen. Die deutsche Version soll sehr schlecht übersetzt sein!
Ist aber wirklich lesenswert!

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