Praxis
Besser mischen mit VSX 2.0?
Das Ziel von Slate Audio VSX 2.0: bessere Übersetzung von Mixen auf Consumer-Geräte durch transparenteren Sound. Denn häufig erlebt man bei Tracks, die auf normalen Studiokopfhörern gemischt wurden, böse Überraschungen. Das Stereobild wirkt unausgeglichen, Bassfrequenzen sind oft viel zu laut oder zu leise, die Mischverhältnisse klingen auf Boxen oder im Auto nicht mehr ausgeglichen. Zum Test lade ich einige Demo-Tracks, deren Abmischung ich auf meinen bisherigen Kopfhörern (Beyerdynamic DT 770 Pro 250 Ohm) nie so weit gebracht habe, dass sie „draußen“ so klangen, wie in meinem Kopf.
Mit einer klassischen Deep-House-Nummer à la Ben Böhmer geht es los. Was ich hier am Verhältnis Kick und Bass gemixt, sounddesignt und arrangiert habe – nie hat der Groove funktioniert. Ich lade VSX auf den Master und entscheide mich für das „Archon“-Profil. Anfangs klingt es furchtbar. Das aber nur, weil mir VSX unbarmherzig zeigt, wie unausgeglichen mein Mix ist. EQ hier, Sidechain da, etwas Saturation und die MIDI-Noten der Basslinie ein My verschieben – auf einmal geht der Mix auf. Die Fehler waren in VSX einfach viel deutlicher zu hören. Als hätte man eine neue Brille.
Workflow mit den virtuellen Räumen
VSX warnt beim ersten Einstieg sehr eindringlich davor, das Plugin in der DAW auf Bypass zu schalten und nicht innerhalb der Software. Das passiert mir trotz Warnung einige Male. Es kommt es zu heftigen Lautstärkesprüngen, klingelnden Ohren und mehrstündigen Zwangspausen. Wer in Ableton Live beispielsweise nicht nur mischen, sondern auch mit aktiviertem VSX produzieren will, der sei gewarnt. Das automatische Herunterpegeln betrifft nicht die Vorhörfunktion im Browser – Samples und Loops kommen ohrenbetäubend im Kopfhörer an. Auch bei Sampling-Libraries wie Splice, die außerhalb der DAW arbeiten, gibt es das Problem. Will man hier über das Systemaudio Samples probehören, kann es je nach Ausgangspegel auch zu heftigen Peaks kommen.
Wer beim Mischen bleibt, wie ich bei meinem Deep-House-Track, wird die virtuellen Studios und die Testumgebungen in den Autos, im Club und auf der Boombox schnell lieben (und hassen) lernen. Viel zu lang klingt die Kick in der Club-PA aus, viel zu spitz feuert der Pluck-Synth in der Boombox-Umgebung und der Reverb darf gerne mal halb so laut zu hören sein. Als ich dann aber nach mehrmaligem Wechseln zwischen dem „Archon“-Studio und den Testumgebungen dann keine störenden Elemente mehr höre, geht es ans Exportieren. Und das Resultat ist dann auf meinen Bluetooth-Kopfhörern, im Auto, auf der PA im Proberaum eine echte Offenbarung.
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Aufnehmen und Produzieren mit VSX
Weiter geht es einmal an einen Elektro- und dann an einen Hardrock-Track. Bei beiden hatte ich im Bassbereich Probleme, Kick und Bass richtig zu platzieren. Bei beiden gab es in den Mitten mehrere Synthesizer, respektive Gitarren, die sich nicht so richtig trennen ließen. Wie erwähnt, VSX ist unbarmherzig. Samples mussten getauscht, Verzerrungen mit Chorus-Effekten gemildert, Spuren teilweise gelöscht werden, damit das Arrangement funktionierte. Überhaupt waren oftmals Lautstärken von Spuren und Gruppen weit über dem, was dem Mix guttat.
Teilweise musste ich sogar Spuren neu einspielen und einen Gesangspart komplett neu aufnehmen. Auch das geht mit aktiviertem VSX. Einen gestiegenen CPU-Verbrauch konnte ich selbst bei kleinen Buffer-Größen (64 und 256 ms) nicht feststellen. Und so kann man sich den alten Traum erfüllen, mal in voller Lautstärke direkt im (virtuellen) Mixing-Room Vocals aufzunehmen – ohne Übersprechung.
Diallo Cheick oumar sagt:
#1 - 09.11.2021 um 20:10 Uhr
Hallo können Sie vergleichen mit Sonarkwork und waves , sienna ?
Julian Schmauch sagt:
#1.1 - 10.11.2021 um 20:56 Uhr
Hallo!Ein Feature mit den besten virtuellen Mixrooms ist in Arbeit und wird bald hier auf Bonedo erscheinen!
Antwort auf #1 von Diallo Cheick oumar
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