Eine Transiente ist die Einschwingphase eines Audiosignals und bezeichnet den Anfang des Signals, also den Übergang von der Stille zum Signal, daher auch der Name Transient (lat. „Übergang“). Gerade bei Drums ist der Anfang des Sounds besonders wichtig, schließlich entscheidet er darüber, ob die Snare aggressiv knallt oder nur entspannt flatscht.
Und genau hier kommt ein Transientendesigner ins Spiel. Klassischerweise lässt sich aber nicht nur der Anfang eines Signals damit verändern, sondern auch das Ende kann gekürzt werden, womit man ganz leicht den störenden Hall einer Snare-Drum entfernen kann.
Bei einem Freeware-Plug-in bleibt letztlich immer die Frage, ob es mit seinen kostenpflichtigen Artgenossen mithalten kann, so auch bei einem Transientendesigner. Wie Sleepy-Time Records diese Aufgabe mit ihrem Plug-in Transient gelöst haben, erfahrt ihr im folgenden Test.
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Details
Allgemeines
Da sich der Hersteller selbst nicht über eine Homepage präsentiert, muss man das Plug-in über einschlägige Seiten wie zum Beispiel vst4free.com beziehen.
Transient gibt es für Windows im VST2-Format in 32- und 64-Bit. Nach dem Download der 2,2 MB großenZip-Datei kann die DLL-Dateieinfach im entsprechenden Plug-in-Ordner platziert werden. Das beiliegende Manual ist kurz gehalten, enthält aber alle wichtigen Informationen. Bilder hätten die Erklärungen allerdings noch zusätzlich verdeutlicht. MacOS-User gehen leer aus, eine entsprechende Version wird zurzeit leider nicht angeboten.
Angenehme Überraschung
Transient ist im Vergleich zu anderen Plug-ins dieser Art, und besonders wenn man sich vergegenwärtigt, dass es sich dabei um Freeware handelt, wirklich gut ausgestattet und bietet Funktionen, die man bei kostenpflichtigen Alternativen teilweise vergeblich sucht.
Grundsätzlich besteht Transient aus zwei großen Drehreglern. Das Besondere ist, dass sich zum Beispiel die Intensität der Drehreglerbewegung über den Zweifach-Button verändern lässt. Somit kann man über den gleichen Regler sowohl feine als auch sehr deutliche Veränderungen vornehmen – ein sehr sinnvolles Feature. Will man einer Snare also so richtig Punch verleihen, wählt man die x2-Funktion. Soll eine Akustikgitarre lediglich etwas mehr Präsenz bekommen, deaktiviert man die Verdopplungsfunktion einfach wieder. Und auch die Linkfunktion ist besonders, hierüber lassen sich Attack und Sustain koppeln, die dann jeweils gleichzeitig entgegengesetzte Bewegungen vollziehen. Außerdem lässt sich unter VCA/Envelope-Timing das Verhalten des Plug-ins verändern, hier bestimmt man also die Reaktionszeiten für Attack und Sustain.
Die Wundertüte
Aber es gibt noch mehr. Ein Klick auf Advanced mit dem Zahnradsymbol öffnet weitere Controls. Detection bietet die Möglichkeit, ein externes Sidechain-Signal als Trigger zu nutzen. Was unter Operation eingestellt wird, entscheidet darüber, ob das Stereosignal als Ganzes, oder, ob der linke und rechte Kanal separat bearbeitet werden soll. Der Detection-Filter regelt die Frequenzen, in denen das Plug-in nach Transienten sucht und die Veränderungen dann auch vornimmt. So lassen sich nur bestimmte Bereiche eines Signals anheben oder absenken. ATK und SUS bieten Solo-Optionen für die Attack- und Sustain-Phase des Signals, somit lassen sich die korrespondierenden Zeitwerte besonders akkurat einstellen.
Durch L/R kann man jeweils nur eine Seite des Signals hörbar machen, während über Monitor entschieden wird, ob man das komplette Signal, oder nur den bearbeiteten Teil des Signals hören möchte. Zu guter Letzt bietet einem die Transient Detection Range noch einmal die Möglichkeit, das Plug-in nur in einem bestimmten Frequenzband nach Transienten suchen zu lassen.
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Sound
In den folgenden Audiobeispielen hören wir das Signal immer erst einmal ohne Effekt und anschließend mit Effekt.
Schon bei der Clap im ersten Beispiel hört man deutlich, was Transient genau macht. Zuerst ist die Clap etwas harmlos, dann schalte ich Transient ein und plötzlich ist sie viel definierter. Ihr Klang an sich verändert sich nicht, lediglich am Anfang hat sie mehr Definition und ein bisschen mehr Punch. Das Clap-Geräusch ist einfach deutlicher und geht damit in einem Mix auch nicht so schnell unter.
Auch die zweite Clap zeigt diese Entwicklung. Durch Transient wird der Anfang des Signals viel deutlicher sowie klarer und erzeugt so wesentlich mehr Aufmerksamkeit.
Die Kick in Beispiel drei habe ich zudem auch noch am Ende bearbeitet. Zum einen wird sie dadurch knackiger und punchiger, zum anderen aber auch kürzer. Über den Sustain-Regler habe ich ihr nämlich auch noch etwas von ihrer Ausklangsfahne genommen. Dadurch wirkt sie insgesamt noch kompakter.
Das passiert auch mit der Gitarre in Beispiel vier. Sie wird knackiger und präsenter und verliert etwas von den leicht störenden Nebengeräuschen sowie von ihrem Nachhall. Außerdem konnte ich durch Einstellungen am Detection-Filter eine leichte Verzerrung erzielen, die den Charakter der Gitarre weiter steigert.
Fazit
Viele DAWs sparen an einem Transientendesigner. Und genau hier kommt Transient von Sleepy-TimeRecords ins Spiel. Völlig kostenlos und sogar ohne Registrierung erhält man ein gut ausgestattetes, gut klingendes und gut funktionierendes Tool für punchige Drums und viele weitere Produktionssituationen. Einziger Wermutstropfen ist, dass man mit einer Instanz von Transient keine heftigen oder übertriebenen Effekte erreichen kann, lediglich eine relativ dezente Anhebung lässt sich erzielen. Alles in allem sollte man sich Transient aber definitiv herunterladen, wenn man noch keine Alternative besitzt.
Pro- sehr viele Funktionen und Einstellmöglichkeiten
- guter Klang
- sehr geringe CPU-Auslastung
- absolut kostenlos
- Effekt nur bis zu einer bestimmten Intensität möglich
- sehr viele Funktionen und Einstellmöglichkeiten
- guter Klang
- sehr geringe CPU-Auslastung
- absolut kostenlos
- Effekt nur bis zu einer bestimmten Intensität möglich