Wenn es um Drumtuning geht, stellt das Stimmen der Snare womöglich die Königsdisziplin dar. Nur wenig schmeichelt einem Drummer so sehr wie ein Lob in Bezug auf seinen Snaresound, was daran liegen mag, dass sich der Charakter eines Songs mit keinem anderen Element des Schlagzeugs so stark beeinflussen lässt – positiv wie negativ. Nicht selten werden deshalb ganze Wagenladungen verschiedenster Schnarrtrommeln zur Recordingsession angekarrt, um für jede Situation das perfekte Modell dabeizuhaben.
Zudem wird die Snare im Studio auch gern auf die zum jeweiligen Song passende Tonhöhe und -länge gebracht. Auf der Bühne gibt man sich im Normalfall rein aus pragmatischen Gründen mit ein bis zwei Snares zufrieden. Mittlerweile gibt es jedoch reichlich Zubehör am Markt (zum Beispiel von Mr. Muff, Klangmacherei, Drum Tortillas oder Big Fat Snaredrum), mit dem sich der Klang einer einzelnen Snare zwischen zwei Songs schnell und unkompliziert verändern lässt, ohne zum Stimmschlüssel zu greifen.
„Schnell“ und „unkompliziert“ waren sicherlich auch die Stichworte, die der New Yorker Ivan Firchie im Sinn hatte, als er Anfang der 1990er Jahre mit der Produktion einer völlig neuartigen Kombination aus Snare und Rototom begann, die womöglich aufgrund ihres eigenwilligen Äußeren und ihres relativ hohen Anschaffungspreises bis heute ein Geheimtipp und eine absolute Seltenheit geblieben ist. Die „Firchie TM-1“ lässt sich wie ein Rototom durch Drehen in ihrer Tonhöhe verändern, was praktisch ein tongenaues Umstimmen zwischen zwei Songs ermöglicht. Wir haben diese einzigartige Snare einmal für euch unter die Lupe genommen. Ein Dank geht an dieser Stelle an Stefan Dahm, der uns seine Firchie Snare zur Verfügung gestellt hat!
Durch Drehen der Snare verändert sich die Tonhöhe
Die Firchie TM-1 Snare ist mir erstmals in einem Konzertvideo mit Adam Levy, Larry Goldings und Jay Bellerose aufgefallen. Jay nutzt hier die Pausen zwischen den Songs nicht nur, um seine Snare mal mehr und mal weniger zu dämpfen, sondern auch, um sie wie ein Lenkrad mal links, mal rechts herum zu drehen, um ihre Tonhöhe auf den nächsten Song anzupassen.
Die Idee hinter der Konstruktion der Firchie TM-1 ist so simpel wie genial. Anstelle des Schlagfells, das bei einer Rototom direkt auf dem drehbaren Fellauflagering sitzt, findet man im Falle der Firchie TM-1 eine Konstruktion ähnlich einer Free-Floating-Snare. Durch Drehen des 4,5“ tiefen, nahtlosen Aluminumkessels lässt sich die Spannung des Schlag- und des Resonanzfells gleichermaßen verändern. Die Snare besitzt darüberhinaus zwei identische Snarestrainer, die gegenüberliegend voneinander am Kessel angebracht sind. So bleibt gewährleistet, dass unabhängig von der jeweiligen Position des Kessels mindestens ein Strainer bequem erreichbar ist.
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Die eigenwillige Konstruktion hat erwartungsgemäß einen speziellen Sound
Es ist wirklich erstaunlich, wie gut die Idee hinter der Firchie TM-1 in der Praxis aufgeht. In Nullkommanix lässt sich die Snare in ein neues Tuning bringen. In Kombination mit verschiedenen Teppichspannungen, diversen Dämpfungsmaterialien sowie unterschiedlichen Sticks, Besen und Mallets hält sie dadurch „on the fly“ eine schier unendliche Soundvielfalt bereit. Auf Red Hot Chili Peppers folgt langsame Pop-Ballade? Mit der Firchie TM-1 kein Problem! Doch kann sie damit eine gut sortierte Snaresammlung ersetzen? Nein, nicht wirklich. Durch ihre eigenwillige Konstruktion bringt diese Trommel erwartungsgemäß eben auch einen sehr individuellen Klangcharakter mit, der nicht jedem Song stehen dürfte. Durch die Brass-Gussspannreifen hat die Snare vor allem in hohen Lagen mächtig Power und Schärfe. In tieferen Tunings droht sie auch mal wegzuschwimmen, sobald das Resonanzfell, das sich durch die Single-Tension-Konstruktion nicht separat stimmen lässt, zu wenig Spannung besitzt.
Hat man einmal „den Dreh raus“, in welchen Lagen sich die Firchie Snare wohl fühlt, sorgt sie für eine Menge Spaß und Inspiration, weshalb sie ein echter Geheimtipp ist! Mittlerweile dürfte es jedoch relativ schwierig sein, eine Firchie TM-1 zu bekommen, da die Produktion scheinbar eingestellt wurde.