Die Qualität eines Songs besteht naturgemäß nicht nur aus der Anzahl seiner Akkorde und seiner Melodielinie, sondern hängt auch ganz stark vom Arrangement und der Ausarbeitung der Harmonien ab. Tatsächlich existieren in der Musikgeschichte einige Hits, die gänzlich mit nur zwei Akkorden auskommen.
Beste Beispiele dafür sind Stücke wie “Lady in Black” von Uriah Heep, “Blurred Lines” von Robin Thicke, “Something in the way” von Nirvana, “Born in the USA” von Bruce Springsteen und viele mehr.
In diesem Workshop möchte ich euch ein paar Tricks zeigen, wie man auch simple und reduzierte Akkordverbindungen so aufpeppen kann, dass sie nach mehr klingen, als sie eigentlich sind.
Quickfacts:
- Auch innerhalb eines Akkordes kann man mit den Stimmen und Verzierungen kleine Melodien und Motive erzeugen.
- Riffs oder Pedalfiguren können quasi über die Harmonien hinweg gespielt werden und Zusammenhalt und Spannungsmomente über einem Akkordpendel generieren.
- Nicht nur das “Was”, sondern auch das “Wie” ist ausschlaggebend, wenn es um Akkordbegleitung geht. Gerade bei Strummings auf der Westerngitarre kann man gut mit Akzenten und der Trennung von Bass- und Diskantsaiten arbeiten
1. Akkordverzierungen und Line-Klischees
Auch wenn die Harmonie konstant ist, kann man durch kleinere Verzierungen und Variationen innerhalb der Grundakkorde viel Bewegung und Spannung erzeugen.
Die Terz lässt sich beispielsweise sehr gut mit Vorhalten ausschmücken, wie sus2 und sus4- Akkorden. Ein gutes Beispiel ist die Strophe von Brian Adams “Summer of 69”, die ebenfalls mit nur zwei Harmonien auskommt, oder aber das folgende Beispiel, das ein ähnliches Prinzip anwendet:
Line-Klischees finden sich z.B. im typischen James-Bond-Thema, bei dem die Quinte nach oben wandert. Auch der fallende Grundton zur Septime und zur Sexte oder Quinte kann sehr wirkungsvoll klingen:
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2. Riffs
Riffs, die quasi wie eine Hook innerhalb der Hook fungieren, können einer Akkordfolge guten Zusammenhalt verleihen. Da man davon ausgehen kann, dass der Bassist die Grundtöne unserer Harmonien legt, können wir uns mit der Entwicklung eines coolen Riffs auf unser Gehör verlassen und müssen nicht auf jeden einzelnen Akkordchange eingehen, solange es gut klingt. Hier ein Beispiel dazu in Am:
3. Pedalfiguren
Hierunter sind z.B. Akkordpickings, Motive, oder auch die oben erwähnten Riffs gemeint, die, obwohl die Harmonie wechselt, eine gleichbleibende Figur über die Akkorde spielt und diese nicht den Changes anpasst. Hier kann es manchmal schwierig sein, etwas Passendes für mehrere Akkorde zu finden, aber mit etwas Fingerspitzengefühl ist das kein Problem. Hier hört ihr ein Beispiel über Am und F:
4. Dynamik und Bass-Diskant-Trennung
Manchmal ist nicht nur das “Was” entscheidend darüber, ob etwas klingt, sondern auch die Spielweise, also das “Wie”. Gerade bei Schlagpattern auf der Westerngitarre kann man einiges an Lebendigkeit herauskitzeln, wenn man an ein paar Punkte denkt.
Zum einen ist dies die Dynamik: Manche Schläge dürfen akzentuiert werden, andere gerne im Gesamtgefüge etwas untergehen. Für die Platzierung der Akzente kann man sich einen Schlagzeug-Groove vorstellen und sich überlegen, auf welche Zählzeiten ein Snare-Schlag kommt. Wenn ihr nun dort Akzente setzt, mimt ihr quasi den Groove, der darunterliegen könnte.
Auch muss man nicht immer über alle sechs Saiten gleichzeitig schlagen, denn ein Pianist hämmert ja auch nicht die linke und rechte Hand permanent gleichzeitig herunter. Im Folgebeispiel schlage ich bei Zählzeit 1 und 3+ nur die Basssaiten an und der Rest ist komplett offen.
Hier hört ihr eine Verbindung der beiden oben genannten Elemente:
Probiert nun einmal selbst, das Maximum aus einer Komposition mit nur zwei verschiedenen Akkorden herauszuholen!