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So klingt der kalifornische Ampsound – Fender unter der Lupe

Was ist der typische Fendersound? Die Antwort auf diese Frage kann je nach Hörer vollkommen unterschiedlich ausfallen. Es gibt unzählige Modelle und selbst innerhalb der gleichen Serie können Amps anders klingen, weil auch die verwendeten Speaker und Cabinets ein deutliches Wörtchen mitzureden haben. Nichtsdestotrotz weiß man, was gemeint ist, wenn man vom typischen Tweed-, Twin- oder Bassman-Sound redet. Aus diesem Grund möchte ich euch hier eine Handvoll subjektiv ausgewählter Modelle vorstellen, die die typischen klanglichen Eckpunkte deutlich markieren.

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Landläufig werden die Verstärker der kalifornischen Traditionsmarke neben ihrem Produktnamen auch nach der Optik ihrer Faceplate oder des Gehäuses eingeteilt. So gibt es die Tweed-Modelle ab 1946 und den 50er Jahren, die ihren Namen wegen des typisch beige-braun-gestreiften Bezugs tragen, Brownface-Modelle in den Jahren 1959 – 1963, Blackface von 1963 – 1967 und Silverface von 1967 – 1981. Die Amps der 80er und 90er und auch aktuelle Reissues nehmen hier Sonderstellungen ein.

Das “Magic Six” Setting:
Immer wieder stolpert man über den Ausdruck “Magic Six” im Zusammenhang mit Fender Amps. Damit ist die Tatsache gemeint, dass man mit den meisten von ihnen bereits einen sehr guten Sound abrufen kann, wenn man als Startpunkt die Regler in eine bestimmte Position bringt, nämlich:

  • Volume: 6
  • Treble: 6
  • Middle: 3
  • Bass: 2

6 plus 6 plus 3×2 ergibt jedes Mal 6, und auch wenn diese sehr grobe Faustregel nicht zwangsläufig immer der Weisheit letzter Schluss ist, so kommt man doch sicherlich schneller zu einem Ergebnis, das man als Ausgangspunkt für eigene Settings nehmen kann.

Tipp für User von Modellern oder Plugins:
Cabinets:
Auch wenn mit Fenderamps bestimmte Speakertypen und -hersteller verbunden sind (z.B. Jensen, JBL, Oxford), lohnt es sich doch, im Cabinet Block verschiedene Variationen durchzutesten, wie z.B. einen Fender Champ statt über einen 1×8″ Speaker mal durch eine 4×12″ Greenback Box zu jagen oder einen Fender Bassman statt über ein 4×10″ Cabinet über eine 2×12″ Vintage 30 Kombination zu spielen.
Effekte:
Obwohl wir die Regel kennen, dass Effekte wie Reverb oder Tremolo (bei Fender oft als “Vibrato” tituliert) hinter die Preampsektion gehören, wird man unter Umständen zu authentischeren Ergebnissen kommen, wenn man den Reverb mal davor hängt.

Setting der Audiofiles:
Für die Klangbeispiele wähle ich die jeweiligen Ampmodelle aus dem Fractal Audio Axe FX III und setze eine Faltung eines 1×12″ Oxford Alnico Speakers ein, wenn die 12″ Bestückung vorgesehen ist. Beim 5F6A Bassman oder dem Princeton kommen 10″ Cabs zum Einsatz und der Champ besaß einen 1×8″ Speaker.
An Gitarren hört ihr zuerst eine Stratocaster in Steg- und Halsposition, eine etwas aufgerissene Variante mit einer Maybach Les Paul in Steg- und Halsposition und eine auf Medium-Gain gesetzte Telecaster in der Zwischenposition.

Inhalte
  1. Tweed Deluxe (z.B. 5E3) / Champ
  2. Bassman
  3. Deluxe Reverb und andere AB736 Verwandte
  4. Twin/Dual Showman
  5. Princeton

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1. Tweed Deluxe (z.B. 5E3) / Champ

Fender Tweed Deluxe
Fender Tweed Deluxe

Der Tweed Deluxe verdankt sein Name dem braun-beige gestreiften Bezug und wurde im Zeitraum 1948 – 1966 gefertigt.
 Die Ausstattung ist relativ spartanisch und so kommt der Winzling mit einem 1×12″ Speaker, zwei 6V6 Endstufenröhren und drei Potis aus. Ursprünglich wurde der 5E3 als Studiomodell beworben, da er mit knapp 10 – 15 Watt eher in den niedrigeren Leistungsgefilden angesiedelt ist. Der Tweed verfügt über zwei Instrumenten- und zwei Mic-Inputs, die jeweils einen Volume-Regler besitzen, und ein Mastertone-Poti.
Soundmäßig beherrscht der Amp von clean über einen angenehm warmen Crunch bis hin zu einem sehr charakteristischen Zerrsound die ganze Palette. Letzterer entsteht dann, wenn der Amp voll aufgerissen wird. Leicht angeschmutzt ist der Sound auch bei niedrigen Settings, aber dieser homöopathisch vorhandene Crunch zeichnet den Amp neben seinen charakteristischen Mitten aus.
Als klangliches Bindeglied zwischen dem Tweed Deluxe und dem weiter unten erwähnten Deluxe Reverb soll noch der Brownface Deluxe mit seiner 6G3 Schaltung erwähnt werden.

Berühmte Player bzw. typische Tweed Deluxe Sounds sind z.B.:
  • Larry Carltons (Steely Dan “Kid Charlemagne”, Intro von „Don’t take me alive”)
  • Joe Walsh und Don Felders Soli auf dem Eagles Hit “Hotel California”
  • Neil Young ist bekennender Tweed Deluxe Player
  • Billy Gibbons auf den frühen ZZ Top Platten (auch Brownface Deluxe)
  • Jeff Beck
  • Haus-Amp der Rudi Van Gelder Studios (z.B. Grant Green u.a. Blue Note Recordings)
  • Scotty Moore
  • Steve Croppe
  • Ted Nugent (Brownface Deluxe, Intro von “Catscratch Fever”)
Audio Samples
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Strat Les Paul Tele

Wem der Sound des Tweed Deluxe zusagt, sollte auch ein Ohr auf ein noch kleineres Modell werfen, nämlich den 5-Watt “Champ” mit den technischen Bezeichnungen 5B1 oder 5F1:

Fender Champ '57 Custom
Fender Champ ’57 Custom

Fender ’57 Custom Champ

Klanglich geht es hier in ein ähnliche Richtung, auch wenn die frühen Modelle eher mit 1×6″ oder 1×8″ Speakern anzutreffen sind. Auch hier hört man den leicht “kaputten” Break Up, der auf viele sehr charmant wirkt.
Übrigens war der “Champ” Eric Claptons Haupt-Studioamp in den 70ern zur Derek-and-the-Dominos-Zeit, und auch der Klassiker “Layla” wurde mit ihm eingespielt.

Audio Samples
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Strat Les Paul Tele

2. Bassman

Fender Bassman
Fender Bassman

Fender 59 Bassman LTD Combo

Der Bassman zählt sicherlich zu den historisch wichtigsten Amps und galt in seiner 5F6A-Version beispielsweise als Pate des Marshall Bluesbreakers/JTM45. Er steht für einen Amptypus, der einen wunderschönen Cleansound, aber auch einen sehr harmonischen und warmen Breakup besitzt und authentische Rocksounds abdecken kann, weshalb er nicht umsonst auch der “Grandfather of Rock’n Roll” genannt wird. Auch als Pedalplattform ist der Bassman der Amp der Wahl, da er sich – im Gegensatz zu manchen anderen Fendermodellen – sehr gut mit Verzerrern oder anderen Pedalen verträgt. Ganz frühe Ausführungen waren in der Tweed-Version als Topteil erhältlich, wobei sicherlich die Combo-Variante mit der 4×10″ Speakerbestückung legendär ist.
Die klassische Potibelegung besteht aus zwei Volume-Reglern für die vier Inputs, je einem Presence-, Treble, Bass- und Mittenpoti und einer Optik, die auch das Erscheinungsbild der frühen Marshall-Amps prägte. Besonders ist sicherlich auch das Tonestack des Bassman. Hier sollte man nicht davon ausgehen, dass ein mittiges 12-Uhr-Setting aller Potis einen halbwegs linearen Sound liefert, sondern hier gilt es, die Bässe eher zurückzunehmen. Ein gutes Startsetting, angelehnt an die “Magic Six”, wäre z.B. Bass auf 0 und Treble und Mid voll auf, bzw. alternativ Bass und Mid zurück und Treble und Presence voll auf.
Spätere Bassman-Varianten waren Brownface, Blackface und Silverface, die sich in der Schaltung jedoch unterscheiden. Hier ist sicherlich die AB165 oder die frühere AA864 Schaltung der Blackface-Bassmans hervorzuheben, die das Topteil in schon fast marshallähnliche Zerrgefilde bringen und richtig aggressiv und dreckig klingen lässt. Es scheiden sich die Geister, welche der beiden Schaltungen “besser” klingt, denn es finden sich Anhänger für beide Ausgaben.
Wer Fender primär mit kristallklaren Cleansounds assoziiert und den Crunchsounds der Bassman-Modelle nicht kennt, wird sich wundern, was in diesem Typus steckt!

Berühmte Bassman Player bzw. Aufnahmen sind:
  • Stevie Ray Vaughan
  • Rory Gallagher
  • Brian Setzer (blonder Brownface Bassman)
  • Jimi Hendrix auf “Voodoo Chile” (die lange Jam Variante)

5F6A Tweed:

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Strat Les Paul Tele

AB 165 Blackface:

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Strat Les Paul Tele

3. Deluxe Reverb und andere AB736 Verwandte

Fender Deluxe Reverb-Amp
Fender Deluxe Reverb-Amp

Fender 65 Deluxe Reverb

Die Schaltungsvariante AB763 wird von vielen als der typische “Fender Cleantone” wahrgenommen und tatsächlich findet sich das Design in einigen Ampmodellen wieder, die in den Olymp der Klassiker aufgestiegen sind. Darunter solche Amps wie Deluxe, Deluxe Reverb, Twin Reverb, Super Reverb, Band-Master, Showman, Pro, Vibrolux, Vibroverb oder Tremolux.
Auch wenn all diese Verstärker durchaus unterschiedlich klingen, handelt es sich doch um sehr ähnliche Amps, die allerdings mit unterschiedlichen Endstufen und Speakern ausgestattet sind. Das bedeutet, dass man nach Finden des entsprechenden Verstärkers in einem Modelling-Amp durch Umschalten der IRs oder Endstufenparameter durchaus zu ähnlichen Ergebnissen kommen kann, als ob man den kompletten Amp ausgetauscht hätte. Da wir im Modellingsektor diese Freiheit haben, müssen wir für diesen Einsatzbereich hier nicht allzu stark differenzieren.
Klanglich verbindet man mit den AB736 Modellen das typische “Blackface Clean”, das allerdings durchaus auch einen schönen Break Up besitzt und auch schmutzige funky Cleans zulässt. Besonders ist sicherlich auch der gescoopte Mittenbereich, der durch das Aufreißen von Bass und Treble noch deutlicher wird.
Der Deluxe Reverb hat gerade einmal 22 Watt, besitzt zwei 6V6-Röhren und wurde gerne mit einem Jensen C12N Speaker bestückt.
Der Fender Vibrolux hat einige Watt mehr auf der Brust und kommt mit zwei 10″ Speakern:

Fender Vibrolux Reverb-Amp
Fender Vibrolux Reverb-Amp

Fender 68 Custom Vibrolux Reverb

Berühmte Deluxe Reverb (und AB736 Ableger) Player bzw. Aufnahmen sind:
  • Roy Buchanan – “Sweet Dreams”
  • The Beatles (u.a., ca. ab Mitte der 60er)
  • Jay Graydon – “Peg”
  • Derek Trucks (Super Reverb)
  • Mark Knopfler (Vibrolux auf dem ersten Dire Straits Album)
  • Chet Atkins
  • Brent Mason
  • Eric Johnson

Deluxe Reverb:

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Strat Les Paul Tele

4. Twin/Dual Showman

Fender Twin Reverb-Amp
Fender Twin Reverb-Amp

Fender 65 Twin Reverb

Der Fender AB763 Schaltung kommt auch hier zum Einsatz, allerdings hat der Twin aufgrund der höheren Ausgangsleistung etwas mehr Headroom. Spätere Silverface-Ausgaben des Twins oder der Topteilvariante Dual Showman lieferten sogar 135 Watt. Damit waren sie oft Gegenstand von Modifikationen, wie z.B. dem “Blackfacing”, was mit einer Leistungsreduktion auf 60 – 70 Watt einherging.
1968 wechselte Fender mit der CBS-Übernahme auf die AC568-Schaltung, die in den Silverfaces zu finden ist.
Vom Twin gibt es, neben den oben erwähnten Modellen, noch den Brownface, den Twin II Red Knob und natürlich den frühen 57er Tweed Twin mit 5E8A oder 5F8 Schaltkreis, der auch von Gitarristen wie Eric Clapton oder Joe Bonamassa gespielt wird.
Besonders beliebt war der Twin unter Gitarristen, die einen lauten Cleanton mit viel Headroom und sehr spätem Breakup suchten, wie z.B. Jazz-, Reggae- und Funk -Spielern.

Berühmte Twin-Player bzw. Aufnahmen sind:
  • Jimmy “Chank” Nolen (James Brown, Treble Regler wurde sehr hoch gesetzt)
  • The Beatles (“Abbey Road” und “Let it be” Recordings, AC568 Circuit)
  • George Benson – Bob Marley (Silverface Twin)
  • Dick Dale (Brownface Showman)

Twin Reverb:

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Strat Les Paul Tele

5. Princeton

Fender Princeton Reverb-Amp
Fender Princeton Reverb-Amp

Fender 65 Princeton Reverb

Dieser Amp wurde von Fender ursprünglich als kleiner “Student-Amp” bzw. Übungscombo ausgelegt, der quasi der etwas größere Bruder des Champ war.
Die Qualitäten des Princeton machten ihn jedoch vor allem im Studio als Recordingamp sehr beliebt. Seine Leistung liegt zwischen 12 und 15 Watt, womit er sich gut übersteuern lässt und einen schönen, warmen und verzerrten Ton in moderater Lautstärke hervorbringt. Die frühen Bezeichnungen hören auf die technokratischen Namen 5D2 bis 5F2, gefolgt von den Blackfaces mit der AA964-Schaltung, wobei die beliebten Modelle mit einem 10″ Speaker ausgestattet sind. Das erste Modell hieß aufgrund des Chassis noch “Woody”, dann kamen Tweed-Versionen, Brownface, Blackface und Silverface Modelle, wobei die stärkste klangliche Assoziation sicherlich mit den Modellen ab der Brownface-Periode getroffen wird.
Der Princeton Reverb mit der AA1164-Schaltung, im Gegensatz zum normalen Ausführung, geht aufgrund der extra Gainstufe des Reverbs früher in die Verzerrung als die Standardvariante. Wer also mehr Headroom und “Cleans” benötigt, sollte eher die Non-Reverb-Ausgabe wählen.
Der Princeton war übrigens auch die Basis für den Mesa Boogie MkI, der jedoch mit 60 Watt deutlich mehr Power auf der Brust hat. Wer Originale sucht, wird dafür hohe Sammlerpreise hinlegen müssen, allerdings weist die Schaltung der frühen Silverfaces keine allzu großen Unterschiede zu den Blackfaces auf, die deshalb eine gute Alternative darstellen.

Berühmte Princeton (bzw. Princeton Reverb) Player bzw. Aufnahmen sind:
  • Jeff Beck (Blow by blow und Wired)
  • Steve Lukather (früher Studioamp, modifiziert von Paul Rivera)
  • Tommy Tedesco (Princeton Reverb z.B. zur Beach Boys Zeit)
  • Jay Graydon
  • Larry Carlton (Princeton Reverb)
  • Chris Stapleton (Model mit 1×12″ Speaker)
  • Mike Campbell (Tom Petty and the Heartbreakers)

Princeton Reverb:

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Und nun viel Vergnügen mit dem Nachbasteln eurer Favoriten!

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