Praxis
Für die Soundfiles spiele ich die angegebenen Gitarren über ein drei Meter langes Kabel in mein Audiointerface – ein RME Fireface UFX – und aktiviere Amp Room als Plugin in meiner DAW Studio One 5.
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Mehr InformationenAm Anfang steppe ich mich durch ein paar Werkspresets, um mir einen grundlegenden Eindruck der Sounds zu verschaffen. Hier zeigt sich aus meiner Sicht ein eher gemischtes Bild. Manche Sounds sind wirklich sehr gut getroffen und Recording-ready, wohingegen ich bei manchen Marshall-Modellen definitiv Bedarf zur Optimierung und Nachjustierung sehe. Dennoch zeigen die Presets, dass die gemodelleten Amp-Typen sehr authentisch getroffen wurden und auch das Spielgefühl wirkt sehr real. Verglichen mit den originalen Amp-Rooms hat Softube hier eine gewaltige Schippe an Realismus draufgelegt. Übrigens habe ich mir erlaubt einen Vergleich der identischen Presets der Marshall-Modelle aus der UAD Karte zu wagen und konnte qualitativ keinen wirklichen Unterschied hören, wenn der Inputpegel angepasst war.
Interessant wird es natürlich erst bei selbstprogrammierten Patches und so möchte ich mich auch hier zunächst auf Amp-Sounds mit wenigen Effekten beschränken, um die Modelling-Qualität zu überprüfen. Hier zeigt der Amp Room alle gängigen Amp-Modelle und ein sehr breites Spektrum an Sounds, sodass stilistisch alle Wege offenstehen. Freunde von Cleansounds werden sich in den Fendergefilden, aber auch beim Bluesbreaker-Modell heimisch fühlen. Im Crunch Sektor punkten die Vox und Plexis mit lebendigem Zerrverhalten und im Mid- bis Highgain-Bereich können der 2203, Silver Jubilee sowie das auf dem Rectifier- basierte Mainstayer Modell oder auf Engl-basierende High Gain 100W Modell überzeugen. Die Ansprache ist sehr direkt und das klassische Marshall-“Bretzeln” ist sehr gut getroffen. Auch die Reaktion der Amps auf spieltechnische Nuancen und Dynamikabstufungen wirkt sehr lebendig und schon fast wie ein echter Amp. Erhöht sich der Nebengeräuschpegel bei zuviel Gain, so kann man das Gate im Header benutzen oder aber ein Noise Gate Modul in der Effektkette platzieren, was leider gelegentlich nötig war. Generell ist das Tweaken von Sounds ein Kinderspiel. Aufgrund der sehr attraktiven und intuitiven Benutzeroberfläche gelangt man schnell zu den gewünschten Ergebnissen.
Betrachten wir nun die Marshall Cabinet Collection. Hier stehen satte acht Marshall Cabinets bereit, die ein breites Spektrum an klassischen britischen Speakern bieten. Auch wenn die Mikrofonplatzierung nicht verändert werden kann, besteht durch die Auswahl aus bis zu 12 sehr unterschiedlich klingenden Mikrofonierungen doch eine ordentliche Flexibilität, denn acht Cabs multipliziert mit jeweils 12 Faltungen sind beachtlich und ermöglichen eine feine Abstimmung des Endsounds. Aus meiner Sicht trumpfen die Cabinet Modelle der Marshall Collection sogar über den Cabinet-simulationen, die in den vier zusätzlichen Marshallmodellen inkludiert sind.
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Kommen wir nun zur Effektabteilung, in der sich alle “Brot-und-Butter”-Effekte wiederfinden, die man als Gitarrist auch auf einem Pedalboard platzieren würde – und sogar noch mehr. Die Drivesektion fällt hier natürlich sehr üppig aus und alle Modelle sind sehr gut getroffen, wobei mich vor allem die Authentizität des Guv‘nors besonders gefreut hat.
Bei der Delay- und Reverbsektion erhalten wir sehr gut klingende Sounds, allerdings keine enorme Vielfalt in Bezug auf die Gattungen. Hier hätte ich mir zum Beispiel verschiedene Delay-Typen oder vielleicht noch einen Spring- oder Shimmer-Reverb gut vorstellen können. Umso flexibler sind jedoch das Tremolo, der EQ und der Kompressor, mit denen man enorme Möglichkeiten hat, den Sound zu verbiegen. Die Effekte des Studioblocks gestatten nun genauere Eingriffe, was Kompression und EQing angeht und der RoomIR Effekt eignet sich hervorragend, um einem trockenen Gitarrensignal, den natürlichen Raumsound zurückzugeben. Die Utilities kann man verwenden, um ein bereits gutklingendes Signal zu verfeinern oder mix-ready zu bekommen. So lässt sich beispielsweise ein Low Cut einstellen und auch Phasenprobleme bei der Verwendung von diversen Mikrofonen können hier behoben werden. Schade eigentlich, dass Softube keine Option offen gelassen hat, eigene Speakerfaltungen zu laden, was sich in der DAW aber natürlich durch zusätzliche Plugins leicht umsetzen lässt.
Zum Abschluss hört ihr noch ein Praxisbeispiel in einem Bandkontext, bei dem alle Gitarren mit dem Amp Room belegt sind. Hier kam für die Rhythmusgitarre ein Marshall 2203 Modell zum Einsatz, dessen Transienten sich sehr gut durchbeißen und einfach im Mix platziert werden konnten. Für den Solosound kam ein Silver Jubilee zum Einsatz, der ausreichend Gain für singende Solosounds bereitstellt.