Praxis
u drive me crazy
Was zeichnet analoge Mixe gegenüber digitalen aus? Verzerrungen! Also harmonische und nicht-harmonische Obertöne. Das fügen auch alle Pult-Emulationen künstlich hinzu, egal ob sie nun Pro Tools Heat, Harrison Mix Bus oder gar Crane Song Hedd heißen.
Auch Softube macht keine Ausnahme. Um euch einen groben Überblick über die Flavours zu verschaffen, fange ich einfach mal mit einem Moog Bass an, den ich jeweils über SSL4000, SSL9000, BritischA (Neve) und Summit habe laufen lassen – und das mit verschieden Drive Settings. Die Volumes habe ich händisch angepasst, denn hier gibt es teils größere Unterschiede, vor allem was das Eindämpfen der Transienten betrifft.
Mit unserem Audioplayer könnt ihr euch einen guten Eindruck verschaffen, am besten ladet ihr die Files aber hier unkomprimiert herunter und legt sie in eurer DAW parallel an, schaltet den Loop an und wechselt dann zwischen den Spuren (solo).
Das klingt alles sehr lecker! SSL4000 und Summit gefallen hier mir durchweg am besten. Die Bässe klingen immer dick und rund. Besonders überrascht war ich aber wirklich von dem Summit. Naja eigentlich nicht, denn ich kenne den Klang auch von meinem DCL-200 Hardware-Compressor. Mir gefällt besonders, dass der Summit – vor allem bei extremen Einstellungen – noch immer seidig in den Höhen klingt, während die Transen bereits alle heftigst clippen.
Probieren wir nun den EQ aus. Hierbei habe ich versucht, das Riff mit allen vier Algorithmen bei ca. 200 Hz zu low-cutten und bei etwa 1,6 kHz um ca. 4 dB zu boosten. Auch hier lassen sich teils deutliche Unterschied heraushören. Der SSL4000 klingt cremig, der SSL9000 druckvoller, der Summit macht mehr „twang“ und der Neve liegt irgendwo zwischen Summit und SSL9000. Exakt gleiche Einstellungen zu treffen war prinzipbedingt aber ohnehin nicht möglich.
Bitte beachtet, dass die obigen Beispiele plakativ und auf Einzelsignale bezogen sind. Dezent und auf allen Spuren eingesetzt, ist das nochmal etwas anderes. Besonders gut gefällt mir dabei die Möglichkeit, alle Plug-ins auf einmal zu bedienen (All-Mode), was besonders bei den Parametern Drive und Low-Cut – trotz subtilen Einsatzes auf den Einzelspuren – im Gesamten unglaublich viel bewirkt. Auch hierzu ein kleines Beispiel, alles nur mit Console 1.
Bedienung
Die Bedienung ist wirklich selbsterklärend und recht intuitiv. Etwas umständlich ist meiner Meinung nach nur die Auswahl der verschiedenen Plug-ins/Engines gelöst, was man tendenziell ja auch öfters macht. Hier ist unnötiger Finger-Spagat gefragt. Um die Preset-Listen aufzurufen, muss man Shift+2/3/4 drücken. Shift ist dabei unten links platziert, die Zahlen jedoch oben, mittig positioniert. *stretch* Der Select-Regler ist wiederum ganz unten links. Man muss also einmal über das gesamte Gerät wandern! Darüber hinaus ist die Beschriftung am Gerät etwas zu klein geraten.
UAD-Unterstützung – in besser
So hat man bei dem API 560 im EQ-Mode beispielsweise keinen Zugriff auf den zusätzlichen Gain. Beim Massive Passive hingegen kann man nur in Stereo bearbeiten – unterschiedliche Settings für L und R sind also nicht drin.
Manche Sachverhalte sind über das Plug-in aber auch teilweise moderner und damit deutlich pragmatischer gelöst: So muss man beim Massive Passive beispielsweise nicht zwischen Cut und Boost umschalten, sondern braucht hier einfach nur den Gain nach links respektive nach rechts zu drehen, wobei die 12-Uhr-Position „null dB“ entspricht. Top! Schade nur, dass die graphische Interpretation des EQ-Übertragungsverlauf bei allen UAD-Plugins fehlt.