Eine intuitive Steuerung verhilft zu präzisen Mix-Ergebnissen und unterstützt, fokussierter zu arbeiten. Hier kommen DAW-Controller wie Motorfader- und Channelstrip-Controller ins Spiel. Mit ihren haptischen Bedienelementen gestaltet sich das Mixing effizienter, weil sich die Abläufe nicht mehr nur auf Tastatur und Maus verteilen.

Die beiden Systeme Softube Console 1 (Channel und Fader MK3) und SSL UC1 und UF8 / UF1 sind genau solche DAW-Controller, welche das Arbeiten mit DAW-Softwares erleichtern sollen. Wir haben uns angesehen, welches der Systeme sich besser in welchen Workflow einfügt.
1. Verbundsysteme aus Motorfader- und Channelstrip-Controller
Die DAW-Controller von SSL und Softube könnt ihr jeweils einzeln oder im Verbund nutzen. Die volle Power bekommt ihr jedoch erst, wenn ihr Channelstrip-Controller und Motorfader-Controller kombiniert.
Von SSL gibt’s die beiden Motorfader-Controller UF1 und UF8 sowie den Channelstrip-Controller UC1. Softube vermarktet mit Console 1 Channel und Fader MK3 ein ähnliches Konzept.










2. Plugin-Bedienung mit SSL UC1
Der SSL UC1 dient zur Steuerung der SSL-Plugins Channel Strip 2 und Bus Compressor. Diese solltet ihr in jeden DAW-Kanal laden, um einzelne DAW-Kanäle mit dem Controller zu mixen. Die Hardware des UC1 ist exakt auf diese beiden Plugins abgestimmt. Und bildet so den Kanalzug eines SSL 9000k Mischpultes sowie dessen SSL G-Bus Compressor nach.

Dadurch steuert ihr alle essenziellen Mixing-Tools wie Filter, Equalizer, Kompressor und Gate sowie einen weiteren Kompressor in jedem Kanal. Der Workflow ähnelt dank dieser Bedienoberfläche einer analogen SSL Mixing Console.

Einschränkungen des UC1 – weniger ist mehr?
Um Drittanbieter-Plugins über den UC1 zu bedienen, braucht ihr einen VST-Wrapper namens SSL 360 Link. Parameterzuweisungen muss man teils manuell vornehmen. Je nachdem, wie viele Paramater ein Drittanbieter-Plugins hat, kann das schon aufwendig sein. Der Controller ist also hauptsächlich dafür gedacht, die beiden SSL-Plugins fernzusteuern.
Der UC1 steuert außerdem auch keine Onboard-Effekte der DAW. Außerdem fehlen im Vergleich zur Softube Console 1 „Specials“ wie Drive, Tape Saturation oder Shaper.
3. Pluginbedienung mit SSL UF8
Mit dem Motorfader-Controller SSL UF8 könnt ihr hingegen DAW-eigene Effekte, Drittanbieter-Plugins, Sends und sogar Instrument-Plugins bedienen. Allein deshalb macht es schon Sinn, den UC1 und den UF8 im Verbund zu nutzen.
Die acht Displays zeigen euch die Parameter an, die ihr über die Drehregler bedienen könnt. Verfügt ein Plugin über mehr als acht Parameter, können weitere per Pagetaster erreicht werden.

Wie übersichtlich die Bedienung ist, hängt von der Anzahl der Plugin-Parameter ab. Bei Effekt-Plugins mit wenigen Reglern ist das zum Beispiel kein Thema. Bei umfangreichen Synthesizer-Plugins kann es dagegen unübersichtlich werden. Das liegt daran, dass ihr am Controller „nur“ acht Plugin-Parameter gleichzeitig sehen und bedienen könnt.
SSL UF1 vs UF8
Neben dem UF8 gibt es von SSL auch noch den UF1, den ihr ebenfalls mit einem UC1 kombinieren könnt. Der UF1 stellt die kompakte Version des UF8 dar. Er hat nur einen statt acht Kanälen. Lautstärke, Mute, Solo und Co. steuert ihr hier also pro Kanal. Da man Kanäle im Workflow meistens per Maus in der DAW auswählt, macht das im Workflow kaum einen Unterschied.
Plugin- und Send-Bedienung funktionierten so ähnlich wie beim großen UF8. Weil man hier statt der acht Drehregler nur noch vier hat, fällt die Bedienung jedoch deutlich umständlicher aus. Auf funktionaler Ebene ist man indes kaum eingeschränkt.
Ein Vorteil ist auch die dedizierte Transport-Sektion zur direkteren Steuerung von Play, Start, Stop und Record. Außerdem hat der UF1 zwei Displays: ein kleines für Kanalinfos und ein großes für das Metering von Frequenzen, Stereobreite und Monokompatibilität.
Wer wenig Platz auf dem Studiotisch hat und mit einem Fader auskommt, profitiert vom UF1. Dahinter verbirgt sich ein vielseitiger Controller mit umfangreicher Ausstattung, der auch noch deutlich günstiger ist als der große UF8.

4. Plugin-Bedienung mit Softube Console 1
Das System von Softube basiert auf einem ähnlichen Konzept. Auch hier müsst ihr das Plugin in jeden DAW-Kanal laden, den ihr mit dem Console 1 Channel bearbeiten wollt. Vom Controller aus könnt ihr Kanäle anvisieren und dank der dedizierten Bedienoberfläche präzise bearbeiten. Ihr müsst also kaum noch zum Rechner schauen oder zur Maus greifen.

Die Bedienung fühlt sich so ähnlich wie bei einem analogen Mischpult an. Dank der Sektionen für Filter, EQ, Kompressor und Gate ist alles Wesentliche dabei, was man fürs Mixing braucht. Anders als bei SSL kommen hier noch Tape/Preamp-Emulationen sowie zusätzliche Drive- und Shape-Sektionen hinzu. So könnt ihr dem Signal beispielsweise Sättigung hinzufügen oder mehr Punch verleihen. Insgesamt geht hier deutlich mehr als bei SSL.
Ein weiterer Vorteil gegenüber SSL UC1: Die Equalizer und Kompressoren sind pro Kanal zweifach vorhanden. Zudem könnt ihr DAW-Mixer-Funktionen wie Volume, Mute, Solo und Sends steuern.
Console 1 als UAD-Fernbedienung
Softube stattet euch auch gleich noch mit hochwertigen Effekten aus, darunter Mixing Console-Emulationen von SSL, Neve und mehr. Zusätzlich könnt ihr Plugins von Softube und UAD (Universal Audio) sowie den Farbfilter Pro-Q in die Console 1 Software laden, und zwar direkt vom Controller aus.
Praktisches Zusatzfeature: Wer ein Apollo Audio Interface von Universal Audio hat, kann die UAD Console, sprich den virtuellen Mixer, mit Console 1 Channel und Fader fernsteuern. Das ist besonderes in Recording-Sessions praktisch. Hier könnt ihr Volume, Pan, Mute und Solo der UAD Console steuern – und außerdem UAD-Plugins in einen Interface-Kanal laden und bedienen – alles vom Controller aus!
5. Mixer-Fernsteuerung mit SSL UF8 / UF1 und UC1
Bei SSL hat man die Plugin- und DAW-Mixer-Steuerung strikt voneinander getrennt. Bis auf die Kanallautstärke kann man mit dem UC1 keine Mixer-Sektionen bedienen.
Dafür erlaubt der SSL UF8 eine umfassende Mixer-Steuerung – er nutzt das Mackie MCU-Protokoll. Der UF8 ist sozusagen die moderne Version einer Mackie Control. Ihr könnt also die üblichen Verdächtigen Volume, Mute, Solo record arm und Sends bedienen. Umgesetzt ist das am Controller recht übersichtlich.

6. Mixer-Fernsteuerung mit Softube Console 1 Fader
Console 1 Fader MK3 erlaubt eine intuitive Mixer-Steuerung von Volume, Mute, Solo und bis zu sechs Sends. Die Bedienung fühlt sich durch dedizierte Regler sehr analog bzw. „direkt“ an.

7. DAW-Fernsteuerung mit SSL UF8 / UF1
Der SSL UF8 zeigt seine Stärke in der DAW-Fernsteuerung. Neben den bereits genannten Plugin- und Mixer-Steuerungen könnt ihr auch Transport-Funktionen (Play, Stop, Record) sowie DAW-Shortcuts bedienen und durch die Tracks navigieren.
Der UF8 und der UF1 verfügen beide jeweils über zwei Pedalanschlüsse, mit denen ihr beispielsweise die Transportsektion, aber auch jegliche DAW-Shortcuts auslösen könnt. So habt ihr die Hände zur Reglerbedienung frei und ruft gleichzeitig mit den Füßen Features wie Play, Stop, Record ab.
8. DAW-Fernsteuerung mit Softube Console 1
Abgesehen vom Mixer steuern Softube Console 1 Channel und Fader nichts weiter in der DAW. Transport-Funktionen, Jog Wheel oder DAW-Shortcuts sucht man hier ebenso vergeblich wie einen Pedalanschluss. Das System von Softube ist lediglich zur Bedienung des Console 1 Systems und des DAW-Mixers ausgelegt.
Pro und Contra – SSL vs. Softube
SSL UC1, UF8 / UF1 | Softube Console 1 | |
PRO | Umfassende DAW-Fernsteuerung von Transport, Navigation und DAW-Shortcuts | Dedizierte Hardware für schnelles Arbeiten |
Steuerung von Drittanbieter- und Stock-Plugins | Hochwertige mitgelieferte Effekte | |
Flexibles Mapping von Parametern | Analoges Mischpult-Feeling | |
Pedalanschluss zur Bedienung vieler DAW-Features | Direkte Steuerung von Softube-, UAD-Plugins und Farbfilter Pro-Q | |
Fernsteuern von Apollo UAD Console | ||
CONTRA | SSL UC1 beschränkt auf SSL-Plugins | Keine Steuerung von DAW-Transport, Shortcuts oder Instrument-Plugins |
Drittanbieter-Plugins am UC1 nur mit Wrapper und teils manuellen Mappings | Keine Unterstützung für Drittanbieter-Plugins außerhalb des Softube-Systems | |
Nur sechs Sends |
10. Fazit – SSL UC1, UF8 / UF1 vs. Softube Console 1 mk3
Die Systeme von SSL und Softube haben beide ihre Stärken und Schwächen. Von der vollen Power profitiert man erst, wenn man sich für ein Bundle entscheidet. Bei einer Console 1 Channel könnte man noch ohne die Fader-Ergänzung zurechtkommen, bei SSL sollte man hingegen nicht ohne einen der Motorfader UF8 bzw. UF1 in die Schlacht ziehen. Wer ein komplettes DAW-Steuerungssystem mit Plugin-, Mixer- und Transport-Bedienung sucht und damit auch Instrument-Plugins bedienen möchte, ist mit SSL UF8 und UC1 gut beraten.
Softube Console 1 ist hingegen ideal für alle, die sowohl Softube- als auch UAD-Plugins bequem über die Hardware bedienen möchten. Und wer daneben auch die UAD Console seines Apollo Audio Interface fernsteuern möchte, hat gleich doppelte Freude am Console 1 Mixing System!
Auch SSL UC1 bildet eine SSL-Konsole nach. Daraus ergibt sich ein analoger Mixing Flow, der allerdings weniger klangliche Möglichkeiten als eine Console 1 mit sich bringt. Wofür ihr euch entscheiden solltet, hängt davon ab, welche Features euch wichtiger sind – eine umfassendere DAW-Steuerung oder die Plugin-Kontrolle von Softube und UAD.

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