Praxis
Allgemeines
Die Installation von Softubes Drawmer S73 ist unkompliziert und das Plug-In somit im Nu gestartet. Aufgrund der simplen GUI findet man sich schnell zurecht und klickt sich durch die „Style“ genannten Presets. Die Einfachheit des Plug-Ins gefällt mir grundsätzlich und sollte gerade Einsteigern zielführende Ergebnisse liefern. Sicherlich kann man mit speziellen Tools bessere Ergebnisse erzielen, aber in fünf Minuten 90% Klang zu erreichen ist auch nicht schlecht. Zumal man auch nicht den Preis außer Acht lassen darf, den spezielle Mastering-Bundles aufrufen – wie beispielsweise iZotopes Ozone. Der S73 hingegen ist günstig.
Ohne Limiter kein Mastering
Als echten Mastering-Prozessor würde ich den Softube Drawmer dennoch nicht bezeichnen wollen, allein deshalb nicht, weil es keine richtige Brickwall-Limiter-Funktion gibt. Auf Bussen/Gruppen macht das Plug-In dennoch mehr als Sinn und viel Spaß, was aber nicht heißen soll, dass man den S73 nicht auch auf dem Master verwenden kann – nur eben nicht ohne weitere Bearbeitungswerkzeuge.
Arbeiten mit Style
Wenn man länger mit dem Plug-In arbeitet, wird sich sicherlich auch ein besseres Verständnis für die einzelnen Presets und die dahintersteckenden Regelungen ergeben. In meinem Testzeitraum hatte ich hingegen eher das Gefühl, wild herumzuklicken und mich durch verschiedene Sweetspots der einzelnen Presets vor allem in Verbindung mit dem Dry/Wet-Regler nach dem Trial-and-Error-Prinzip hangeln zu müssen. Und so kam bei mir auch immer wieder der Wunsch auf, einfach tiefer und detaillierter in das Geschehen eingreifen zu können. Was man dagegen tun kann? Einfach noch mehr Instanzen seriell nutzten! Akademisch betrachtet mag das sicherlich nicht der ideale Weg sein – aber hey: whatever works, works!
Subjektive Lautstärke und das Problem des Vergleichens ohne echten Vergleich
Allerdings gibt es beim S73 ein paar Besonderheiten, die nicht nur Novizen zum Stolpern bringen könnten. Und das finde ich insbesondere deshalb schade, weil sich das Plug-In ja gerade an diese Anwender richten soll. Zum einen fehlt ein richtiger Bypass im Plug-In selbst, zum anderen kann einem der Fehler unterlaufen, zu glauben, dass kein Processing stattfindet, nur weil man den Amount-Regler auf Null gedreht hat. Das ist aber bei einigen Styles ganz gewiss nicht der Fall! Das ist vor allem deshalb blöd, weil die GR-Anzeige auch nicht zwangsläufig mitblinkt.
Zum anderen ist die subjektive Level-Anpassung innerhalb der Styles suboptimal, sodass ein Vergleichen innerhalb des Plug-Ins schwierig wird. Man erinnere sich: Nur ein paar dB mehr und unser Ohr glaubt sofort, etwas klingt besser. Laut ist besser – nur eben nicht beim kritischen Abhören, eine A/B-Preset Funktion hätte Wunder wirken können.
Ferner ist das Wet-Signal (Processing hin oder her) um etwa 5 dB geboostet, weshalb es auch zum Vergleichen ausscheidet. Und so fand ich mich leider immer wieder am Level-Regler zum Kompensieren ein, was auf die Dauer anstrengend wird. In dem Zusammenhang erwähnenswert ist beispielsweise die Funktion des Slate-FGX Limiters, welcher eine Compensate-Schaltung bietet, um klangliche Veränderungen losgelöst vom Level-Boost zu beurteilen. So etwas hätte auch dem Drawmer gut gestanden. Zumindest die „Arme-Leute-Variante“ mit einem Bypass und extra Bypass-Level-Regler wäre drin gewesen, liebe Softubes!