Ein absoluter Klassiker unter den polyfonen Analog-Synthesizern ist der Sequential Circuits Prophet-5. Das von Dave Smith entwickelte Instrument beeinflusste während der frühen 80er Jahre viele Musiker und Producer. Im Jahr 2020 brachte Sequential dann eine Neuauflage in Hardware-Form auf den Markt.
Mit weit über 3.000 Euro ist der aktuelle Sequential Prophet 5 aber eine Anschaffung, die sich nicht jeder leisten kann oder mag. Preiswerter sind Plugins: Nach Arturia und zieht nun Softube nach. Die Emulation nennt sich schlichtweg „Model 80 Five Voice Synthesizer“.
Checkliste zum Kauf von Softube Model 80 Test
- Präzise Emulation des Sequential Prophet-5
- Fünf Module für Softube Modular
- Authentischer Vintage Sound
- Originale Factory Sounds
- Extras: Velocity, Aftertouch, Stereo Spread, LFO-Tempo-Sync
Softube weiß eigentlich sehr genau, wie es geht. Die Schweden haben bereits drei Vintage Synths erfolgreich emuliert: Moog Minimoog, Roland Juno-106 sowie den Roland SH-101 alias Softube Model 82. Wie sich der neue Softube Model 80 Five Voice Synthesizer macht, soll dieser Kurztest zeigen. Vergleiche mit den Mitbewerbern Arturia Prophet-5 V und u-he Repro-5 ziehen wir im Bonedo-Feature.
DETAILS UND PRAXIS
Softube Model 80 Five Voice Synthesizer auf einen Blick
Der Name ist Programm: Tatsächlich verfügt der Softube Model Five Voice Synthesizer über fünf Stimmen, die sich polyfon spielen und auch unisono schalten lassen – nicht mehr und nicht weniger. Sowohl die Stimmenzuordnung als auch das polyfone Glissando erfolgen wie beim originalen Prophet 5.
Für dich ausgesucht
Die Sound-Architektur desSoftube Model 80 ist klassisch: Es gibt zwei Oszillatoren, einen Noise-Generator, ein 24-dB-Tiefpassfilter, eine Mixer-Sektion und zwei ADSR-Hüllkurven. Per „Aging Knob“ verhält sich der Softube Model 80 noch etwas „analoger“ beziehungsweise instabiler, etwa bei Oszillatoren und Filter. Und der lebendige Sound überzeugt schon beim ersten Anspielen.
Für raue, schärfere und modularere Klänge beherbergt der Softube-Synth die Sektionen „Voice Modulation“ und „Global Modulation“, die auch einen gewöhnlichen LFO integriert – ein Spielfeld für Klangtüftler. Erfreulicherweise lassen sich die Modulationen per „DAW SYNC“ ans jeweilige Songtempo anpassen, was beim MIDI-losen Prophet 5 von 1978 nicht funktionierte.
Kleine Zugaben von Softube
Im Softube Model 80 verbergen sich einige wenige Extras, die man beim originalen Prophet 5 nicht bekommt. Ein verstecktes Panel zeigt einem diese zusätzlichen Funktionen an. Als besonders hilfreich entpuppt sich dabei die Option, Velocity und Aftertouch zur dynamischen Steuerung von Filter und Lautstärke verwenden zu können. Der „Voice Pan Spread“-Knob hingegen verteilt die fünf Stimmen auf Wunsch im Stereofeld, wodurch man einen noch breiteren Sound erhält.
Die Funktion „Quantize Cutoff“ lässt den Usern die Wahl darüber, ob die Emulation die Filterfrequenz in chromatischen Schritten quantisiert (wie beim Prophet 5) oder nicht. Außerdem findet man noch einen „Invert Voice Mod“-Button und eine über zwölf Halbtonschritte einstellbare Pitch-Bend-Range.
Alle Zugaben kommen zwar gut an, sensationell sind sie aber wirklich nicht. Als Besitzer eines Softube Modular hat man darüber hinaus einen Zugriff auf fünf Module (VCO, VCF, LFO, ENV und MultiPan) des Model 80.
Wie klingt der Softube Model 80?
Softube Model 80 klingt vor allen Dingen ziemlich authentisch. Als satt und druckvoll kann man den Klang durchaus beschreiben. Vor allem die 40 originalen Factory Sounds demonstrieren die Klangtreue von Oszillatoren, Filter und Poly-Mod-Sektion. Wie unsere 16 Audio-Demos (ohne zusätzlichen Effekt-Plugins produziert) vermitteln, sind es durchweg klassische Sounds und keine Trendsetter. Der Softube Model 80 liefert warme Pads, wuchtige Leads und auch gute Bässe nach alter Schule. Eigentlich kann er aber noch viel mehr. Die Preset-Kollektion dürfte gern noch umfangreicher sein und noch die eine oder andere Perle enthalten.
Ein Tweaking der Presets sollte man einplanen. Mangels Effekten gibt es keine mixfertigen Sounds für die Produktion. Musikalisch inspiriert fühlt man sich leider kaum. Stattdessen bekommt man schnell Lust darauf, eigene Sounds zu erstellen, was dank einfacher Struktur und skalierbarem GUI leicht fällt. Passende Delay- und Effekt-Plugins sollte man im Kanalzug der DAW ergänzen.
Was könnte Softube beim Model 80 künftig optimieren?
Softube hat offensichtlich den Anspruch, dem geschätzten SCI Prophet 5 so direkt und ehrlich wie möglich nachzueifern. Nicht aber jeder Producer freut sich über einen solchen Purismus. Der Softube Model 80 würde sich mit mehr als fünf Stimmen, ein paar internen Effekten und mit einem Arpeggiator deutlich besser in die Musikproduktion einbringen. Ohne zusätzliche MIDI- und FX-Plugins wird man diese Prophet 5-Emulation jedenfalls weniger gebrauchen können. Hoffentlich springt Softube über seinen eigenen Schatten und spendiert dem Model 80 in den kommenden Updates noch das ein oder andere Feature.
FAZIT
Im Softube Model 80 Five Voice Synthesizer liegt die Wahrheit. So konsequent am originalen Vintage Synthesizer bewegt sich kaum ein anderes Plugin. Das hat Vor- und Nachteile: Für Kenner, die so wie mit dem Original arbeiten und ihre eigenen Presets erstellen wollen, ist das sicher ein guter Deal zum fairen Preis. Allerdings wünschen sich die meisten DAW-User in der Regel zusätzliche Features, die bei Produktion und Sounddesign inspirieren. Zudem dürfen es gern mehr und aktuellere Presets sein.
Alles in allem ist der Softube Model 80 als Emulation des Prophet 5 sehr gelungen. Das authentische Klangverhalten bei minimaler Ausstattung macht ihn begehrenswert. Für Puristen und Vintage-Fans ein Tipp!
- Authentischer Sound
- Präzise Nachbildung des Prophet 5
- In Softube Modular integrierbar
- Faires Preis-Leistungs-Verhältnis
- wenige Extras
Features
- Software-Synth, Emulation des SCI Prophet 5
- Fünf Stimmen, zwei Oszillatoren, Tiefpass-Filter
- Aging Knob
- Modulation Section mit Tempo-Sync
- Velocity und Aftertouch Control
- Preset Library
- Fünf Module für Softube Modular
- Systemvoraussetzungen: Ab Windows 10 (64-bit), Mac OS X ab Big Sur 11
- Online-Aktivierung per iLok
- AAX, AU, VST, VST3
- PREIS: 159 Euro (aktueller Deal: 99 Euro)