ANZEIGE

Softube Tonelux Tilt Native Test

Details

Lang vergessen Geglaubtes wieder hervor zu kramen, den Staub herunter zu pusten und sich daran zu erfreuen, ja, das macht Spaß. So findet man die von ihrem Funktionsprinzip fast schon antiken Neigungsfilter heute äußerst selten in der tontechnischen Bearbeitungskette. Die Kollegen vom Lautsprecherbau etwa nutzen sie schon etwas häufiger, allerdings sieht man sie selten als Erweiterung oder gar Ersatz eines “normalen” parametrischen Equalizers. Ich wüsste nicht, dass mir einmal ein Mischpult unter die Wurstfinger gekommen ist, das mit einem Tilt-EQ ausgestattet war. Dieses dem Softube Tonelux zugrunde liegende Prinzip ist so schön wie einfach: Um einen Drehpunkt herum kann der Frequenzgang durch Kippen beeinflusst werden. Kippt man dabei Richtung hoher Frequenzen, werden diese mit kontinuierlich und linear zunehmendem Gain abgesenkt (Um ganz genau zu sein: Die Frequenzeinteilung ist ja schon an sich logarithmisch, damit im Grunde auch das Filter…). Tut man dies, wird im identischen Winkel der Freqeunzgang auf der Bass-Seite erhöht. Es gibt also schlicht und einfach eine Linie, die um diesen Punkt rotiert werden kann, wie wenn ihr diese beliebte Balanceübung mit einem Brett auf einer liegenden Röhre macht. Wenn ihr glaubt, dass man ja ein wenig eingeschränkt sei, weil man immer “um eine bestimmte Frequenz herum” arbeitet: Überlegt euch doch einfach mal, was “Gain” in diesem Zusammenhang für Auswirkungen hat. Na?

So, sonderlich komplexe Änderungen macht die Tilt-Funktion wirklich nicht (kein Wunder bei nur einem Poti)! Allerdings finden wir nicht nur einen Regler, sondern noch ein wenig mehr bei diesem Plug-In. Von der Funktion “Tilt” kann man zum “Loud”-Modus umschalten. Dieser erlaubt simultanes Anheben oder Absenken der Höhen und Tiefen im einstellbaren Winkel um den nun wirklich festgelegten Drehpunkt, ähnlich dem gekoppelten Einsatz zweier Shelves. Stereoanlagen haben oftmals einen “Loudness”-Schalter, um den dem menschlichen Gehör geschuldeten geringeren Lautheitseindruck bei geringen Abhörlautsärken durch Anhebung im Bass und in den Höhen zu kompensieren. HiFi-Amps von Yamaha übrigens haben oftmals eine regelbare Loudness. Sehr praktisch! In der “Loud”-Stellung arbeitet der Softube recht ähnlich, nur dass er noch zusätzlich absenken kann.

Um zusätzliche Standard-Bearbeitungen zu ermöglichen, ist das kleine Plug-In mit zwei weiteren Filtern ausgestattet, einem einfachen Hi- und einem Lo-Cut. Beide sind mit 6 dB/Oct Flankensteilheit eher dazu gedacht, den resultierenden Frequenzgang des Tilt etwas zu korrigieren, denn wirkliche Cuts zu setzen. Das Tiefpassfilter jedoch kann bei Bedarf auf zwei Pole gestellt werden, was dann 12 dB/Oct entspricht. Das “normale” Plug-In verfügt über ein simples Ausgangs-Gain, die “Live”-Version hat anstelle dessen einen Boost-Ceiling-Regler. Dieser sorgt dafür, dass bei Bedarf das Signal automatisch so weit negativ verstärkt wird, dass die resultierende Neigung immer negativ ist. Praktisch, denn dadurch kann der Eingangspegel niemals überschritten werden – im Live-Betrieb nicht unwichtig, denn anders als bei “normalen” EQs bewirkt der Tilt-Einsatz immer auch die Verstärkung eines Frequenzbereichs. Klasse ist, dass man hier nicht “entweder – oder” wählen muss, sondern schön gemütlich zwischen Boost-Ceiling- und Standard-Betrieb faden kann. Zudem hat man die Möglichkeit, die Phasenlage des Signals zu invertieren.

Fotostrecke: 3 Bilder Material im Analyzer: Ausgangslageu2026
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.