Praxis:
Die Fakten wären geklärt, steigen wir also in den Ring!
Einer der größten Vorteile der algorithmischen Hallerzeugung ist natürlich die Direktheit der Parameter. Klar haben es auch Firmen wie AudioEase mittlerweile geschafft, Impulsantworten nach allen Regeln der Kunst gehörig zu verbiegen, aber so schnell wie mit der Anpassung eines algorithmischen Halls ist man bei der Suche nach einem echten Raum bzw. eines anderen gesampelten Gerätes und dem anschließenden Finetuning nimmer.
Die Anzahl der Parameter wurde übersichtlich gehalten und zeigt sich sehr praxisnah. Klar, es gibt noch ganz andere Parametergräber, aber ob man die in der Praxis wirklich braucht, sei einfach mal dahingestellt. Wem selbst das zu viel ist, dem bietet Softube aber auch eine noch weitaus reduziertere Version an, die sich mir persönlich jedoch viel zu puristisch zeigt. Als Dreingabe in anderen Softube-Bundles mag das ganz nett sein, wer allerdings die “richtige” Version besitzt, wird wohl auch immer diese öffnen wollen.
Auch wenn nicht alle Räume aus so einem Stück Code wirklich realistisch anmuten, fügen sie sich insgesamt doch lebendiger und wärmer in bestehende Musik ein, als dies mit Impulsanworten echter Räume möglich wäre. “Bigger than Life” sozusagen. Vor allem Close Mic Aufnahmen, die schon über die ein oder anderen eigene echten Early Reflections verfügen, können mit einer dezent parametrisierten Hallwolke in ganz neue Dimension gerückt werden. Diese wunderschönen Weichzeichnungen lassen dann in der Summe – und dezent eingestellt – den Mix erst wie aus einem Guss wirken. Als Hörprobe dienen unsere gewohnten bonedo.de Reverbvergleichs-Audio-Files.
Die kühle Authentizität realer und statischer Räume, wie sie mit Impulsantworten zu erzeugen ist und wie sie in der Post-Production teilweise auch bevorzugt werden, findet man im TSAR faktisch nicht. Im Gegenteil, “Crap”-Sounds, wie “springy and spongy rooms” lassen sich mit diesem PlugIn fast gar nicht erstellen, der TSAR klingt fast immer “gut” – egal, welche Parameter man gerade eingestellt hat. Das werden vor allem Popmusik-Produzenten zu schätzen wissen.
Für dich ausgesucht
Was mir außerdem sehr gut gefiel, war die Auflösung des Dry/Wet-Reglers. Wenn ich das PlugIn als Insert verwende, pegelt sich dieser Regler bei mir zwischen 13 und 25% ein und liefert dabei noch immer genügend feine Abstufungen. Das ist bei vielen anderen Reverbs nicht unbedingt der Fall und von daher sehr erwähnenswert.
Reden wir noch kurz über ein paar kleine Kritikpunkte, um den TSAR dann abschließend zu bewerten. Wie bereits erwähnt, vermisse ich eine Reverse-Funktion. Auch die begrenzte Steuerung des Obertonverhaltens durch den Dark/Bright-Regler in Verbund mit dem Low-Pass-Filter riefen bei mir vielfach den Wunsch nach detaillierter konfigurierbaren Nachhallzeiten hervor. Ich konnte mich aber dennoch immer wieder damit begnügen, und muss sagen, dass dies in Anbetracht des Preises und Konzepts vollkommen okay ist.
Einen zweiten GUI-Modus, der weniger Wert auf Optik, dafür aber mehr auf Direktheit legt, hätte ich auch dankend mitgenommen. Vor allem, wenn jeder Regler dann als Fader ausgelegt worden wäre, hätte ich dazu auch schon die passende Motorfader-Fernbedienung im Kopf gehabt. Aber da ist ja noch Platz auf der Setup-Seite…
Dominik sagt:
#1 - 06.10.2011 um 20:20 Uhr
Bin selbst benutzer des TSAR-1 und kann sämtliche Aussagen in dem Artikel unterstreichen. Ich sehe das Plug-In als hervorragende Ergänzung zu einem Faltungshall-Plug-in wobei ich zugeben muss, dass ich meinen Altiverb grad wegen dem TSAR-1 etwas anstauben lasse, nicht unbedingt wegen dem Sound sondern wiel man in einem Faltungshall-Plug-In einfach sehr lange braucht, bis man den gewünschten Hall gefunden hat. In der Postpro mag das einfacher sein aber in der Pop-Musik interessiert es nicht wie das Preset heißt sondern allein wie es klingt. Im TSAR-1 kann man den Hall innerhalb von 10 Sekunden zurechtbasteln so dass es passt und später immer noch Feinjustierungen vornehmen. Würde mir übrigens gar nicht angewöhnen, die Presets zu verwenden, kostet viel zu viel Zeit.