Praxis
Augen zu und durch – was ist PlugIn und was Original?
Ui, ui. Ich muss hier mal was zugeben. Kleines Geständnis: Ich habe mich beim Vergleichstest mindestens zweimal gewundert, dass beim Drehen an den dicken Reglern des Hardware-Tube-Techs nichts passiert ist – weil ich gerade den Softube gehört habe. Ich habe viele Blindtests gemacht, nach kurzer Zeit hatte ich es dann aber raus und konnte den “echten” vom “nachgebauten” Tube-Tech unterscheiden. Klar: Wenn man weiß, worauf man achten muss, wenn ein Signal D/A-A/D gewandelt wurde und ein anderes nicht… Zum Vergleich habe ich dann noch Vergleiche angestellt, bei denen das Softube-Signal den gleichen Weg geht: Durch den D/A-Wandler in das Kabel zum Lydkraft, dort aber – XLR male auf XLR female gesteckt – wieder zurück zum A/D. Müsste ich den Test jetzt bei „Wetten, dass…?” mit verbunden Augen machen – ich glaube, ich würd´s verhauen (wenn dieser Jung-Hippie mit Klodeckelbart dann noch dazwischenlabert, sowieso).
Drum-EQ: CPS 30, Boost 9, Atten 8, KCS 8, Boost 10, BW 2, Atten Sel 10, Atten 8
Vocal-EQ: CPS 10, Boost 5, Atten 5, KCS 3, Boost 9, BW 5, Atten Sel 5, Atten 7
Bass-EQ: CPS 30, Boost 7, Atten 10, KCS 2, Boost 10, BW 10, Atten Sel 20, Atten 10
Vergleicht auch die drei Bypass-Files, damit ihr hört, welchen Anteil alleine die Wandlung hat.
(weitere Beispiele auf der Audioseite des Vergleichstests)
Die Software-Version ist dem Original durchaus ebenbürtig
Hört euch die Files möglichst häufig an und versucht einmal, die Unterschiede herauszufinden. Über die Hauptseite des Vergleichstests kommt ihr auch an die Audio-Seite, auf der ihr sämtliche Files als WAV-Files (unkomprimiert) herunterladen könnt. Beim Vocal-Audiobeispiel fehlt der Hinweis auf die Reihenfolge. Findet ihr es raus? Wenn man ganz genau hinhört, meint man, beim 19”-Gerät ein wenig mehr “Dicke” wahrzunehmen, ein Fünkchen mehr Transparenz. Bei den Drums ist es noch am Ehesten zu erahnen, dass es im Bassbereich marginale Unterschiede gibt, beim Kontrabass in den Höhen. Wenn man überlegt, was alleine Kabel (von Wandlern bei einem DAW-Insert möchte ich gar nicht erst sprechen!) für negative Einflüsse haben, spricht so gut wie nichts dagegen, den Softube als dem Lydkraft ebenbürtig zu bezeichnen.
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Das haptische Erlebnis kann die Software nicht bieten
Allerdings: Wie bei Software nicht anders möglich und auch mit dem Meer an Controllern nicht zu bewältigen: Das haptische Erlebnis, an einem 19”/3HE-Monster herumzuschrauben, es fehlt einfach! Wenn ich “Erlebnis” schreibe, meine ich “Erlebnis”. Mit den großen Bakelitknöpfen des Lydkraft können fusselige Pult-EQs oder sonstige kleine Reglerchen nicht mithalten. Es fehlt ihnen dieses “Machtgefühl”. Dass es bei Plug-In-Bedienung – ob nun mit oder ohne Controller – erst recht flöten geht, ist sicher einleuchtend. Anhand der Bilder ist es nicht zu erkennen, aber die Regler werden mit simplen Auf- und Abwärtsbewegungen bewegt. So viel Natürlichkeit will man dann ja doch nicht, denn mit der Maus Kreise zu ziehen, das nervt. Wo wir aber gerade bei Reglerbewegungen sind, mir ist noch etwas aufgefallen: Werden bei wiedergebender DAW Regler bewegt oder automatisiert, kann sich ein unangenehmes Sirren einstellen. Im Soundbeispiel geschieht die beim Verändern der Frequenz. Zu dick ankreiden sollte man dies Softube aber nicht, denn schließlich kann man das Original gar nicht automatisieren. Bewegt man dort einen Regler, kann es durch abgelagerten Staub immer auch zu kleinem Krachen und Knacksen kommen.