Praxis
An der Bedienung gibt es nichts auszusetzen; jeder Gitarrist, der auch im richtigen Leben mit einem Verstärker spielt, kommt damit zurecht.
Jetzt kommen wir aber zum Wesentlichen, dem Sound und dem Spielgefühl, und dafür wird jeder Amp einzeln ins Visier genommen. Wir beginnen clean, und dafür muss der Brown-Amp nach vorne.
Brown-Amp
Mit einer neutralen Klangeinstellung gibt der Brown-Amp mit Volume auf 4 einen runden Cleansound zum Besten, der vom Charakter her dem Original nahe kommt.
Die Bright-Funktion erfüllt auch die Erwartungen, der Klang wird wesentlich heller. Alles über 7 kHz wird angehoben. Allerdings ist der Klang nicht mit dem Original zu vergleichen, man hört schon sehr deutlich, dass es sich hierbei um ein Plug-In handelt, und die Höhen können ihre digitale Herkunft nicht verheimlichen. Ihr hört zwei Versionen des Beispiels, einmal ohne und dann mit aktiviertem Bright-Schalter.
Wenn man den Volume-Regler weiter aufdreht, setzt eine leichte Verzerrung ein, aber auch das haut mich nicht sonderlich vom Hocker. Der Klang neigt dazu, im Bassbereich sehr matschig zu werden, sobald man den Bassregler weiter als 4 aufdreht.
Für dich ausgesucht
Jetzt ist mit dem typischen Fender Tremolo-Sound der Effekt an der Reihe, der sehr gut funktioniert. Da gibt es nichts zu meckern, aber trotz allem ist das Spielgefühl für mich eher mittelmäßig. Die Dynamik ist sehr platt, egal wie man anschlägt, es kommt fast immer die gleiche Lautstärke heraus. Hier sollte auf jeden Fall noch nachgebessert werden.
Green-Amp
Die Nachbildung des legendären AC30 mit den drei Eingängen VibTrem, Normal und Brilliant, die getrennt in der Lautstärke geregelt werden können und auch unterschiedliche Klang- charakteristiken aufweisen. Hier gefällt mir der Sound schon besser als beim Brown Amp.
Bei weit aufgedrehtem Volume-Regler zeigt sich der typische Vox Crunch mit einer Zerre in den oberen Mitten. Ihr hört das im Beispiel in drei Versionen, jeweils die einzelnen Kanäle. Man kann die Kanäle natürlich auch mischen, das Ergebnis mit zugeschaltetem Tremolo-Effekt hört ihr bei “Green – Mix”.
White-Amp
Jetzt wird es eine Spur härter, die britische Rock-Instanz liegt in gemodelter Version im Gitarrenkanal. Hier hat man sich eher am JCM 800 orientiert, der mit Master-Volume ausgestattet eine höhere Verzerrung liefert als z.B. der beliebte SLP 100 (Plexi Marshall). Bei einer Pre-Amp Volume-Einstellung von 5 erklingt ein Crunchsound mit crispen Höhen.
Die dynamische Ansprache ist ok, wenn man mit den Fingern anschlägt, wird das auch registriert und mit weniger Verzerrung wiedergegeben. Dabei bleibt die Lautstärke aber auf einem relativ gleichbleibenden Level. Wer viel mit Anschlagsdynamik arbeitet, der wird hier seine Probleme bekommen. Hier ein Beispiel, bei dem ich zuerst leicht mit den Fingern, dann hart mit dem Pick angeschlagen habe.
Es kommt nicht das aus den Speakern, was man normalerweise gewohnt ist, wenn man die Saiten leicht oder sehr hart anschlägt. Klar, mit einem Röhrenamp kann man das Plug-In natürlich nicht vergleichen, hier müssen selbstverständlich Abstriche in Sachen Spielgefühl und Ansprache gemacht werden. Aber es gibt Plug-Ins von Mitbewerbern, bei denen das Spielgefühl wesentlich authentischer und in höherer Auflösung vorhanden ist.
Mikrofon
Man kann beim Vintage Amp Room natürlich noch einiges an Klangunterschiede durch die variable Einstellung des Mikrofons herauskitzeln, das stufenlos verschiebbar ist.
Los geht es mit der Closed-Mike-Position leicht angeschrägt zum Rand des Speakers, die einen weichen Ton generiert. Bewegt man das Mikrofon dann in die Mitte des Lautsprechers, erscheinen mehr Höhen und der Klang wird bissiger. Von dort aus geht es vom Lautsprecher weg tiefer in den Raum, wobei naturgemäß der Raumanteil zunimmt und das Signal dreidimensionaler klingt. Wie sich der Klang dabei verändert, das hört ihr im folgenden Beispiel, bei dem ich die gleiche Amp-Einstellung mit drei Mikrofonpositionen aufgenommen habe. Einmal angewinkelt zum Rand des Speakers, dann direkt in der Mitte und zuletzt mit der größten Entfernung zum Lautsprecher.
Das Ganze klingt recht authentisch, die oben beschriebenen Charakteristiken der unterschiedlichen Mikrofonpositionen sind gut getroffen. Schön wäre es, wenn hier noch unterschiedliche Mikrofontypen zur Auswahl stünden.
Die einzelnen Ampsounds kann man gut mit anderen Plug-Ins verfeinern, wenn man beispielsweise mit einem EQ den Mittenbereich noch etwas deutlicher gestalten oder zusätzliche Effekte wie Chorus und Delay hinzufügen möchte. Der Basis-Sound lässt sich dabei effektiv bearbeiten und ist auch im Gesamtklangbild mit Bass und Drums durchsetzungsfähig. Was ebenfalls positiv auffällt, ist das ressourcenschonende Arbeiten des Plug-Ins: Auch beim Einsatz von mehreren Instanzen wird die CPU nicht stark belastet.