Für die Soundfiles verkabele ich den Speaker-Out mit einem 2×12″ Celestion Greenback Cabinet, das mit einem AKG 414 mikrofoniert wird. Die Gitarren werden jeweils angegeben.
Der SLO Mini überrascht mit einer ordentlichen Lautstärke, die man von dem Winzling so nicht erwartet hätte. 30 Class-D Watt darf man natürlich dennoch nicht mit 30 Röhrenwatt vergleichen und so wird der Amp sicherlich nicht die erste Wahl für laute Clubgigs werden. Für moderate Proben, kleine Gigs und natürlich für das Üben oder Recording ist das kleine Kästchen allerdings bestens geeignet und erledigt einen tadellosen Job. Auch muss ganz klar gesagt werden, dass Class-D- und auch Transistor-Amps in der Regel etwas bedeckter in den Höhen und minimal undynamischer als Röhrenendstufen klingen. Dies ist jedoch bauartbedingt bei allen Vergleichsmodellen der Fall und soll hier auch nicht in die Wertung einfließen. Als Käufer muss man sich nur darüber im Klaren sein, dass Mini Amps nicht einfach nur eine identische, aber verkleinerte Version des großen Modells sind, und auch nicht für die Verwendung auf großen Bühnen konzipiert wurden.
Beginnen wir mit dem Crunch-Kanal. Bei mittiger Stellung aller Regler begegnet mir die für Soldano typische dichte Zerrtextur, die ordentlich Gain liefert, aber selbst bei der Verwendung des Hals-Pickups immer definiert und transparent bleibt. Dieses Setting “Crunch” zu nennen ist extrem untertrieben, denn selbst bei mittlerer Position des Gain-Potis erhält man Sounds, die ein ordentliches Zerrbrett liefern. Der Spielraum nach unten zeigt sich hier auch relativ begrenzt, denn so richtig clean will der SLO Mini nicht werden. Mit schwachen Singlecoils und Herunterregeln des Gains auf 1 oder 2 erhält man allerdings leicht crunchende Break-Up-Sounds, die sehr knackig daherkommen. Setzen des Gainpotis auf den Minimalwert führt zum Stummschalten des SLOs. Prinzipiell muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die meisten Mini-Amp-Vergleichsprodukte anderer Amp-Hersteller sich ebenfalls auf das reine Nachbilden der Zerrkanäle beschränken und die Clean-Fraktion auslassen. Bei einem Amp wie dem SLO finde ich das jedoch etwas bedauerlich, da dieser im cleanen Original ganz hervorragend klingt und schließlich auch Gary Moore den Cleankanal mit einem vorgeschalteten Guv’nor einsetzte. Insgesamt ist der Grundklang sehr harmonisch mit tollen Obertönen, er wird nie harsch, sondern bleibt in nahezu allen Stellungen sehr cremig und “sweet”. Die Klangregelung ist überaus effektiv und erlaubt ein tadelloses Anpassen an das Rest-Equipment.
AUDIOFILE | Master | Presence | Treble | Mid | Bass | Gain | N/D | C/O |
Mid Setting – Crunch – Les Paul | 5 | 5 | 5 | 5 | 5 | 4 | Normal | Crunch |
Low Gain – Crunch – Stratocaster Pos. 4 | 8 | 5 | 7 | 7 | 7 | 1 | Normal | Crunch |
Low Gain – Crunch – Stratocaster Neck | 8 | 7 | 7 | 4 | 7 | 2 | Deep | Crunch |
High Gain – Crunch – Les Paul | 5 | 5 | 7 | 4 | 4 | Max | Normal | Crunch |
Kommen wir nun zum Overdrive-Setting. Dieses liefert eine Schippe mehr Gain als der Crunch, allerdings hat man es hier nicht mit einem wirklich anderen Kanal zu tun, sondern lediglich mit dem Bereitstellen größerer Zerrreserven bei identischem Grundsound. Interessanterweise ist der Klang in der Maximalstellung des Gains zwischen Crunch- und Overdrive-Kanal sogar völlig gleich. Bei hohen Zerrwerten gibt es naturgemäß mehr Nebengeräusche, die sich aber immer noch im absolut üblichen Rahmen bewegen. Wie oben erwähnt, erlaubt die effiziente Klangregelung, den Sound gut zu verbiegen, und besonders der Mittenregler kann von Scoop-Riffs bis hin zu mittenbetonten Leads alles abdecken. Gerade Solosounds bestechen durch nahezu unendliches Sustain, ein sehr süßes und cremiges Frequenzbild, aber auch eine sehr gute Durchsetzungsfähigkeit. Für die Files bleibe ich bei der Les Paul.
Für dich ausgesucht
AUDIOFILE | Master | Presence | Treble | Mid | Bass | Gain | N/D | C/O |
Mid Setting – Overdrive | 5 | 5 | 5 | 5 | 5 | 4 | Normal | OD |
High Gain – Drop D – Mid Scoop Setting – Overdrive | 5 | 7 | 7 | 2 | 5 | 9 | Deep | OD |
High Gain – Lead Setting – Overdrive | 5 | 7 | 7 | 7 | 5 | 7 | Deep | OD |
Auch in puncto Dynamik zeigt sich der SLO in Anbetracht der Transistor/Class-D-Bauweise relativ feinfühlig. Bei niedrigeren Stellungen meines Gitarren-Volume-Potis reagiert das Mini-Head zwar nicht ganz so sensibel, wie ich das von meinen Röhrenamps kenne, dennoch lassen sich dynamische Nuancen sehr gut realisieren.
Der Deep-Schalter ermöglicht nun, den Bassbereich etwas zu pushen, wenn man sich etwas mehr Low-End wünscht. Erfreulicherweise bleibt selbst bei halbwegs mittigem Positionieren des Bassreglers der Tieftonbereich relativ kompakt und wird nicht zu “woofy” oder gar wummerig.
AUDIOFILE | Master | Presence | Treble | Mid | Bass | Gain | N/D | C/O |
Dynapick | 7 | 7 | 7 | 7 | 6 | 6 | Normal | Crunch |
High Gain – Drop D – Mid Scoop Setting – Overdrive | 7 | 5 | 5 | 5 | 6 | 6 | N – D | OD |
Nun möchte ich den Recordingsound für Desktop-Anwendungen abklären. Einen direkt spezifizierten „DI-Out” gibt es zwar nicht, aber der rückseitige Send, sprich Vorstufenausgang, kann direkt mit einem Audiointerface verbunden werden. Genau das tue ich und stöpsele ihn unmittelbar in meine Soundkarte, eine RME Fireface UFX, wobei ich das Signal mit zwei 4×12″ Pre-Rola Greenback IRs belege, die ich hart link/rechts panne. Alle Sounds wirken “out of the box” sofort anwend- und mixbar und das, obwohl keine Endstufensektion in der Signalkette liegt. Natürlich war zu erwarten, dass Class-D-Poweramps den Klang weniger färben als Röhrenendstufen, aber häufig kommen solche Ergebnisse etwas bedeckt. Dies ist hier nicht der Fall und User, die das Mini-Top für Homerecording- oder DI-Zwecke benutzen wollen, finden in ihm eine tolle Lösung, vorausgesetzt, man kann das Signal mit einer IR-Loader-Software bzw. Hardware bearbeiten.
AUDIOFILE | Master | Presence | Treble | Mid | Bass | Gain | N/D | C/O |
Crunch – In DAW mit IR | 7 | 7 | 7 | 7 | 6 | 2 | Normal | Crunch |
Overdrive – In DAW mit IR | 6 | 5 | 5 | 5 | 5 | 5 | Normal | OD |
DDG sagt:
#1 - 02.06.2022 um 15:53 Uhr
"Für weit unter 300 Euro" Ladenpreis: 299,00 Euro Fand ich grad echt lustig als ich es gelesen hab
Michael Behm sagt:
#1.1 - 02.06.2022 um 16:20 Uhr
Hallo DDG, sorry, das ist uns durchgerutscht. Unser Autor nahm beim Schreiben an, dass der Amp etwas günstiger in den Handel kommen würde. Wir haben die Textpassage eben angepasst. Beste Grüße aus der Gitarrenredaktion Michael Behm
Antwort auf #1 von DDG
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenChrissi sagt:
#1.2 - 06.06.2022 um 16:42 Uhr
Das Ding als Zerr/Preamp-Pedal ohne Endstufe und mit 9/12/18v laufend, für sagen wir 199€, wäre auch sehr cool.
Antwort auf #1 von DDG
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenSebastian aus Berlin sagt:
#1.2.1 - 02.11.2022 um 15:55 Uhr
Gibt es jetzt! Hier den Testartikel, heute reingekommen: https://www.bonedo.de/artikel/soldano-slo-super-lead-overdrive-pedal-test/
Antwort auf #1.2 von Chrissi
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenEnno schweckendieck sagt:
#2 - 22.06.2022 um 10:01 Uhr
Moin, Amp soweit ganz okay, allerdings gibt er im im stereobetrieb mit meinem marshall dsl1 über eine 20 euro billige aby box ein sehr nerviges takten als penetrantes deutlich vernehmbares geräusch von sich. Liegt wohl am schaltnetzteil des soldano. Soldano allein angeschlossen ist ruhe. Nur mit einer radial big shot aby box funktionieren beide angeschlossen ohne probleme. Mit der kann man den soldano isolieren. Lg e.s.bremen
chr1stoph sagt:
#3 - 17.07.2022 um 18:41 Uhr
Ich hab das Tewil seit drei Wochen und bin begeistert. Endlich verstehe ich, warum der Soldano-Sound so gepriesen wird; aus den entspr. Software-Modelings meines Modelers hat sich mir das nie erschlossen. Die Abwesenheit eines Cleans finde ich nicht so problematisch, weil der Amp wirklich sehr gut auf das Volumen-Poti reagiert. Den Low Gain Channel auf 12 Uhr, bei der Strat das Volume auf 8, und schon hat man sehr brauchbares Nahezu-Clean und beim Aufdrehen schönen Rhythm Crunch. Das Einzige, was ich mosern würde, ist, dass der Lautstärkeregler am Amp sehr plötzlich von "stumm" auf "fast schon zu laut fürs Wohnzimmer" springt. Auf 9 Uhr ist der Kollege schon ziemlich laut, deswegen kann ich mir gut vorstellen, dass er DOCH auch Proberaum- und Gigfähig ist. Ich finde den Mini ein Wahnsinnsteil - anschalten, reinhauen, Grinsen für den Rest des Tages.