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Solid State Logic Delta-Control Plugin Test

“This is SSL.” Zugegeben nie ganz billig, aber immerhin glauben die Engländer an ihre Produkte und entwickeln sie ständig weiter, ohne dass Vorgänger obsolet werden. Die letzten Verbesserungen umfassten Matrix und Nucleus, welche aber eher geringer optischer Natur waren. Die wichtigsten Verbesserungen fanden versteckt unter der Haube – in der Software – statt und stehen sogar Nutzern alter Versionen zur Verfügung. Die Rede ist vom SSL Delta-Control Plugin.

SSL_Delta-Control_01_Aufmacher


Mit diesem kleinen, aber äußerst feinen Plugin können endlich auch die analogen Fader-Wege und ein wenig mehr von Duality, AWS, Matrix und Matrix2 sowie Sigma unkompliziert genutzt und kontrolliert werden. Und das schauen wir uns einfach mal an!

Details und Praxis

Lang, lang ist’s her


Es ist schon eine ganze Weile her, aber ich kann mich noch gut dran erinnern: Mein Test des SSL Sigma, eine Art analoge Mischpult-Grundstruktur mit digitaler Steuerung und etwas Monitor-Controller Haptik. 19 Zoll, 2 HE, 16 Eingangskanäle, zwei parallele Ausgangsbusse sowie zwei individuelle Abhörpfade. Ein absolut cooles Teil und dank „Super Analogue Sound“ klanglich ganz weit vorne, nur leider bei weitem nicht so komfortabel bedienbar wie die großen Schlachtschiffe Duality und AWS.

16 Fader rule the world


In der Zwischenzeit hatte ich die Möglichkeit, mir „halbwegs günstig“ eine gebrauchte SSL Matrix zu schießen – und nach etwas Einarbeitung ging mir ein Licht auf. Die packen bei SSL tatsächlich überall dasselbe rein, skalieren es eben nur anders. Kurz um: Meine Matrix ist die um Hardware-Bedienmöglichkeit aufgebohrte Variante des Sigma – oder beides zurechtgestutzte AWS. 
Viele Parallelen sind erkennbar: 2-Buss-Struktur, Mix A into B bzw. Rec into Mix, usw. – mit dem Unterschied: Die Matrix hat zweimal 16 Mono-Kanäle (Dual-Input) der Sigma 16 Stereo-Kanäle – steuern kann man in beiden Fällen aber immer nur maximal 16 Fader. Und diese sorgen für eine analoge Regelung von VCAs – das ist der Clou – und nicht nur simple DAC-Anpassung oder so. Das war auch ein Grund, warum man alte Pulte, ob nun von SSL oder nicht, mit dem Sigma um Automatisierungen erweitern konnte.

Fader-Steuerung via Plugin


Zurück zu den 16 Fadern. Dies musste man bisher umständlich via MIDI steuern. Das war je nach DAW mal mehr, mal weniger unkompliziert möglich – meistens aber eher nicht so komfortabel und  deswegen auch der größter Minuspunkt am SSL Sigma damals. Doch das ist jetzt vorbei, dank Delta-Control Plugin! Das Delta Plugin kostet 66,15 Euro, ist für AAX/AU/VST/VST3 verfügbar und für die Steuerung von AWS, Duality, Matrix und Sigma gedacht. Je nach Console gibt es aber unterschiedliche Plugins, welche sich teilweise in Details unterscheiden.
Fangen wir aus didaktischen Gründen mit dem 16-Channel Plugin an, wovon es eine Variante für die Matrix und eine für Sigma gibt. Die Matrix-Variante ist dabei am einfachsten. Es gibt 16 Fader, die den 16 Mono-Fader der Matrix entsprechen und genauso automatisch benannt werden – automatisiert man diese in der DAW, bewegen sich die 16 Motorfader der Matrix im analogen Modus natürlich mit. Dabei werden sämtliche Automationsdaten in dem DAW-Projekt abgespeichert und können dort wie jede andere Automationskurve auch bearbeitet werden – sei es nun in Logic, Live, Cubase oder Pro Tool.s Hinzu kommen ein Mute-Taster, die Aktivierungen für den Send des Cue sowie FX1/3 (1) und FX2/4 (2)s. Man kann die Send-Volumes zwar nicht automatisieren, aber sie immerhin an- und ausschalten. Und das war es im Prinzip.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Delta-Control 16-Fader Plugin der Matrix.

Ähnliches gilt auch für das 16-Fader Plugin des Sigma. Es steuert ebenfalls 16 Fader, welche beim Sigma den 16 Stereo-Kanälen, also 32 Kanälen, entsprechen. Deswegen gibt es hier auch einen automatisierbaren Pan-Regler, also auch eine Mono-Funktion (dann wird nur der linke Kanal eines Stereo-Paares genutzt). Die Mute-Funktion erklärt sich von selbst, genau wie die Solo-Funktion. Letztere gibt es beim Matrix Plugin übrigens nicht, weil man diese meist losgelöst vom Plugin nutzen also physisch drücken möchte – doch das nur am Rande. Zu guter Letzt gibt es am Sigma auch keine Sends. Die Schaltflächen A und B ordnen hier einen Stereoweg einem der beiden Busse zu. Die beiden Busse gibt es an der Matrix zwar auch, wie auch die Sends, allerdings nutzt man diese hierr anders, z.B. eher für das Künstler-Monitoring. Bei der Matrix lässt sich außerdem der Trim regeln, was auch einer Automation der Fader gleichkommt, allerdings ist diese relativ zu dem aktuellen Stand der Fader. Soll heißen: Man kann hier einen Fadeout programmieren und trotzdem noch die Fader schieben, ohne wieder von vorn zu beginnen.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Delta-Control 16-Fader Plugin des Sigma sieht etwas anders aus und ist auch optisch großer.

Das ist im Prinzip der große Zauber. Doch der Teufel steckt ja bekanntlich im Detail. Die 16-Fader-Varianten sind übrigens aus einer Notwendigkeit geboren, die ich so gar nicht auf dem Schirm hatte: Logic kann nämlich nur in eine Spur gleichzeitig Automationen schreiben. Mehrere Spuren mit Automation zu beschreiben ist also nicht möglich. 
Ansonsten könnte man auch die Einzel-Plugins nehmen, welche wahlweise zur Verfügung stehen und den Vorteil haben, dass ihr sie in genau in die Spuren schieben könnt, die auch wirklich analog in der Matrix bzw. Sigma aufliegen. Das hat seinen Ursprung bei der Duality und der AWS, welche ja deutlich größer sind: Hier bekommt also jeder Kanal sein eigenes Plugin. Eine „Alle-Fader-auf-einmal“-Plugin-Variante gibt es demzufolge nicht, was Logic etwas behindert. Hier muss man auf ein anderes Automationssystem setzen, welches uns an dieser Stelle aber nicht weiter interessieren soll. Wie ihr an folgenden Screenshot sehen könnt, kann bei der Duality natürlich noch viel mehr an Channel-Settings automatisiert werden.

Fotostrecke: 5 Bilder Und zu guter letzt: Das Haupt-Plugin. Es automatisiert genau einen Kanalzug und zwar den für Duality, Sigma, AWS und Matrix.

Sigma Nutzer bekommen außerdem noch zwei Plugins an die Hand: Zum einem wäre da das SSL Delta Control Monitoring Plugin, das die Kopfhörer- und Monitoring-Funktion des Sigmas wie beispielsweise Volume und Talkback spiegelt, und das SSL Delta Control MixBus Plugin, was die beiden Busse A und B sowie deren Inserts und Mix B into A Funktionen steuert. Es ist fast überflüssig zu sagen, ich tu es trotzdem: Alles sieht sehr gut aus und bedient sich flüssig.

Fazit

Mit dem Delta-Control Plugin liefert SSL eine unkomplizierte Möglichkeit der Automatisierung für Matrix, Duality, AWS und Sigma Nutzer nach, die Fader-Bewegungen in der analogen Domäne zu einem Kinderspiel machen. Hinzu kommen noch weitere kleine Gimmicks, die den analogen Workflow beflügeln. Gemessen an den Hardware-Preisen ist das Plugin mit einem Preis von rund 60 Euro auch ein echtes Schnäppchen und sollte für jeden „Super Analogue“-Fan eine Selbstverständlichkeit sein. 5 Sterne.
Pro

  • Unkomplizierte Automatisierung via Plugin

  • Einzel-Plugin und All-In-One-Varianten
  • geringer Preis

Contra
  • kein Contra
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Unkomplizierte Automatisierung via Plugin

  • Einzel-Plugin und All-In-One-Varianten
  • geringer Preis

Contra
  • kein Contra
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