Fazit
Die Soma Laboratory Lyra-8 ist fraglos ein ganz außergewöhnlicher Synthesizer, bei dem es weniger um das Thema Synthese, sondern mehr um die haptische Spielbarkeit und den experimentellen Charakter geht. Auch der unmittelbare haptische Zugriff auf sämtliche Parameter der Klangerzeugung trägt selbstverständlich viel dazu bei, dass sich der Lyra unter den Fingern seiner Spieler/in ausgesprochen organisch manövrieren lässt. Ein bisschen zurück bleibt dahinter die eigentliche Klanglichkeit, denn die Lyra neigt – anders als ihr Name vermuten lässt – eher zu etwas raueren, bisweilen sogar krachigen Klangepisoden. Es sind also eher die verzerrten und dystopischen Szenerien in die man hier eintaucht und weniger der sphärische Wohlklang. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, ist es ein ausgesprochen spannender Weg, den der Entwickler „Vlad Kreimer“ hier beschreitet. Antesten lohnt sich in jedem Fall – alleine schon, um mal ein Gefühl für diesen unkonventionellen Ansatz des Spielens am Instrument zu erhalten.
- Innovatives Konzept
- Attraktives Design
- Taktiler Zugriff auf alle Parameter
- Viele externe Modulationspunkte
- Klangliches Spektrum relativ überschaubar
- Delay mit deutlicher Rauschfahne
- Leichte Crossmodulation / Übersprechen in den oberen Lagen
optoz sagt:
#1 - 23.11.2020 um 22:48 Uhr
Der Ansatz ist gut und innovativ. Und man kommt wegen der ungewöhnlichen Architektur automatisch zu anderer Musik. Aber ich muss dem Bericht beipflichten, er fehlt einiges an Einflussmöglichkeiten, was das Instrument um einiges vielseitiger machen würde.Zuerst hatte ich ein Filter vermisst.Und jetzt nach einigen Sessions finde ich es unerträglich auf diese Bass-/Diskantbalance angewiesen zu sein, die der Hersteller vorgegeben hat, weil zwar die Attacks und Releases und die Obertöne der Oszillatoren regeln kann, aber weder die Lautstärke der einzelnen Stimmen, noch die der Parts. Das wäre das mindeste gewesen!So bleibt's letztlich ein One-Trick-Pony! Für bestimmte Effekte super, aber auf Dauer doch zu eintönig.Ist Vlad nach Polen gezogen? Wäre mir neu! Erfunden und zuerst gebaut wurde Lyra-4/-8 in Russland.
Wellenstrom sagt:
#2 - 18.07.2023 um 11:05 Uhr
Das mit dem One-Trick Pony kann man so sehen, muss man aber nicht. Als reines Performance-Tool sind die Einschränkungen schon deutlich, aber im Studio lässt sich damit viel auf die Beine stellen, wenn man diszipliniert Spur für Spur damit einspielt - und man diese Spuren nachbearbeitet. Man sollte das Dingen einfach so begreifen, wie es ist. Habe hier und da zwar schon ganze Tracks nur mit dem Soma Lyra-8 gebaut, aber es ist nun einmal als Drone Synthesizer konzipiert und keine eierlegende Wollmilchsau. Wer sich den Oschi zulegt, muss halt wissen, dass er eine gewisse Sprödigkeit besitzt und einen eigenen, aber doch eng umfassten Klangcharakter hat. Spannend wird es, wenn man sich der Herausforderung stellt, und diesen Synth kontrastierend in einen Popsong einbaut. Auch das geht, und es geht sogar gewinnbringend, sehr intuitiv und gut. Leider wird das Potential dafür vermutlich von vielen Usern außer Acht gelassen. Mein Appell: Entfremdet das Teil ruhig und seht es NICHT als One-Trick Pony. Gerade WEIL der Synth archaisch und rudimentär erscheint, lässt er sich schnell und spontan in einen Song/Track verwursten.