Fazit
Bei der heiligen Krokodilklemme! Da hat sich Vlad Kreimer aber (mal wieder) was ausgedacht: Der Pulsar-23 ist irgendwie wie ein wunderbarer, fertig konfigurierter Experimentierkasten für Erwachsene, mit dem sich analoge Logik-Schaltungen, Steuerspannungs-Experimente und komplexe Setup-Integrationen erforschen lassen. Fast schon nebenbei ist es dann auch noch ein kraftvoll-rauer Klangerzeuger mit vier unterschiedlichen Modulen, von denen besonders das Bass-Modul als eigenständiger monophoner Synthesizer punktet. Wer mit logischen Schaltungen, Synthese, Kontrollspannungen und Clock bereits vertraut ist, dürfte mit dem Drumsynthesizer entsprechend viel Spaß haben – auch und besonders dann, wenn man musikalisch eher in experimentellen oder abstrakt elektronischen Bereichen beheimatet ist.
Ohne dieses Grundwissen muss man sich – so zugänglich das Bedienfeld auch ist – auf eine gewisse Einarbeitung einstellen. Die fällt dann allerdings sehr leicht, da es wirklich einen wahnsinnigen Spaß macht, mit den kleinen Krokodilklemmen oder schlicht mit den Fingern, nach Herzenslust die Pins zu verschalten und zu hören, was passiert. Auch und besonders, weil einem der Pulsar-23 elektrisch alles verzeiht – man also nichts „kaputt machen“ kann. Das ist mit rund zweitausend Euro allerdings kein preisgünstiges Vergnügen. Weniger intuitiv, sondern eher etwas für experimentierfreudige Anwender ist der integrierte Looper/Sequenzer. Gut also, dass sich die Klangerzeugung wunderbar zielgerichtet über MIDI und CV ansteuern lässt. Überhaupt ist die MIDI-Integration (besonders unter Zuhilfenahme des MIDI-to-CV-Konverters und der tollen Learn-Funktion) bestens gelungen und dürfte für viele Anwender die erste Wahl bei der Integration des Pulsar-23 in das eigene Setup sein. Wie schon beim Lyra ist die Effektsektion nicht im traditionellen Sinn als Klangaufwertung zu verstehen, sondern fungiert hier als integrierter, organisch modulierender Teil der Klangerzeugung.
Dennoch fällt ein abschließendes Urteil nicht leicht, denn der praktische Nutzwert des Pulsar-23 kann für verschiedene Anwender sehr unterschiedlich sein. Klar sollte im Test geworden sein, dass es sich hier sicherlich um kein Gerät für Produzenten handelt, die mal eben produktionsfertige Tech-House-Drums brauchen. Pulsar-23 ist vielmehr eine Maschine für Musiker, bei denen das künstlerische Aktzentrum im Experimentell-Prozesshaften liegt: Der Weg ist hier das Ziel. Und tatsächlich kann man an und mit ihm über Stunden im Schrauben und Patchen von selbst-modulierenden organischen Rhythmus-Strukturen versinken. Es stellt sich nur die Frage, ob diese Klientel dann nicht ohnehin schon im Bereich Eurorack unterwegs ist und sich am Ende doch mehr über Miniklinken-Anschlüsse gefreut hätte.
Auf der anderen Seite muss man zugeben, dass das Patchen über die kleinen Messklemmen eine gewisse roh-performative Komponente hat (inkl. Modulation mit der Körperspannung oder anderen Niederspannungsquellen), die im Live-Betrieb durchaus eindrucksvoll sein kann. In der Summe ist der Pulsar-23 – ähnlich wie schon der Lyra – ein echtes Instrument, das unter den Fingern zum Leben erwacht und richtiggehend gespielt, respektive gepatcht werden will. Darin hat der Pulsar-23 dann fast schon ein Alleinstellungsmerkmal, was den Preis dann doch wieder akzeptabel erscheinen lässt.
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- Gute geschriebenes Manual (mehrsprachig)
- Schlüssiges Konzept für das experimentelle Arbeiten
- Gelungenes Design
- Umfangreiche Zusatzfunktionen wie beispielsweise MIDI-to-CV-Converter
- Sehr gute MIDI-Implementierung
- Markanter analoger Grundklang
- Klanglich markante Effektsektion
- Jeweils nur ein Effekt auf den Mix schaltbar.
- Krokodilklemmen nicht immer ideal im Handling
- Sequenzer-Bedienung kompliziert
- Bedienung ohne elementare Kenntnisse von Logik und Patching schwierig