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Sonarworks Reference 4 Studio und Headphone Edition Test

Es ist ja kein Geheimnis, dass das Einmessen von einem Soundsystem für den perfekten Gesamtklang unumgänglich ist. Wie man das bewerkstelligt, ist allerdings eine ganz andere Frage. Da wären zunächst diese: Soll die Korrektur mit einer Hard- oder Software erfolgen? Wie stark soll die Korrektur erfolgen`? Der Antwort auf diese und weitere Fragen sind wir auf den Grund gegangen.

Flacher geht es kaum!
Flacher geht es kaum!


Der Vorteil von Software ist der durchaus deutlich geringere Kostenfaktor. Und im Falle von Sonarworks Reference 4 kommt auch noch ein weiterer, nicht ganz unerheblicher Faktor hinzu: Es ist idiotensicher. Warum das so ist, schauen wir uns einmal an.

Details

Referenz, die Vierte

Sonarworks Reference 4 ist eine Audio-Korrektursoftware für Mac und PC ab OSX 10.9 bzw. Windows 7. Ganz simpel gesprochen wird ein Equalizer in die Audioausgabe eures Betriebssystems eingebunden, um somit die Klangkompromisse eures Lautsprechers bzw. Kopfhörers zu entzerren.
Der Clou dabei: Den EQ müsst ihr nicht selbst einstellen (könnt ihr auch gar nicht), sondern er wird ermittelt. Je nach System und Geldbeutel durchaus ein wenig anders, aber mit vielen nützlichen Zusatzdetails. Aber ganz der Reihe nach. Fangen wir bei der einfachsten und günstigsten Variante an: Reference 4 Headphone Edition.

Unkomplizierte Entzerrung für Speaker und Headphones: Sonarworks Reference 4!
Unkomplizierte Entzerrung für Speaker und Headphones: Sonarworks Reference 4!

Entzerrung für Kopfhörer

Wie der Name schon verrät, geht es bei Reference 4 Headphone Edition um die Entzerrung von Kopfhörern, welche Bauart-bedingt überwiegend nicht so linear sind. Die Software kostet 99 Euro.
Nun gibt es noch zwei weitere Varianten: Entweder kauft man den passenden Kopfhörer bei Sonarworks gleich mit und bekommt die individuellen, „elektronischen Messdiagramme“ für die Software gleich mit  dazu – oder aber man schickt seine eigenen, eventuell schon vorhandenen Kopfhörer zum Nachmessen ein, das kostet ca. 150 Euro. Bei der ersteren Variante spart man im Schnitt ca. 40 Euro, wenn man Webshop-Kosten mit dem Branchenriesen vergleicht.

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So genau muss man es aber nicht nehmen, denn die Software kommt bereits auch mitallerlei „gemittelten“ Kalibrierungsprofilen (+/- 3,4 dB) daher, die im Prinzip alle wichtigen und aktuellen Modelle umfassen. Logisch: Auch innerhalb einer Serie gibt es Streuungen, wobei diese bei den höherpreisigen Modellen im Allgemeinen geringer ausfallen dürften. 
Der Rest ist dann ganz simpel: Passendes Profil laden, gegebenenfalls persönliche Vorlieben anpassen, OK klicken und genießen. Und um es kurz und knapp zu machen: Ja, es klingt auf Anhieb besser, Details folgen.

Entzerrung für Speaker

Alles Gesagte gilt grundsätzlich auch für Lautsprecher. Der Unterschied hier: Euer Raum. Den kann Sonarworks natürlich nicht für euch messen – könnten sie zwar theoretisch schon, wäre aber sicherlich nicht günstig. Ihr könnt das Ganze ja auch viel einfacher und vor allem billiger selbst übernehmen.
Hier kommt dann Reference 4 Measure ins Spiel, was Teil der Reference 4 Studio Edition ist und die Kopfhörer-Variante natürlich auch umfasst. Diese Version kostet 249 Euro ohne Mic und 299 Euro mit Messmikro. Genau wie bei einem individuellen Kopfhörerprofil sind hier Ergebnisse mit bis zu +/- 0,9 dB Genauigkeit möglich – äußerst genau also!

Reference 4 erklärt mit vielen Hinweisblasen. Handbuch? Braucht man nicht.
Reference 4 erklärt mit vielen Hinweisblasen. Handbuch? Braucht man nicht.

So ein günstiges Mikro ist natürlich auch bei weitem nicht linear – muss es auch gar nicht sein, wenn man weiß, wie es verfälscht. Oder besser noch, man hat auch hier eine Kalibrierdatei zur Hand. Ehrensache bei Sonarworks, denn bei dem Paket mit Mikro ist diese Datei natürlich auch dabei.
Ebenfalls toll: Der Messprozess ist wirklich absolut idiotensicher, weil er umfangreich über einen Dialog begleitet wird. Mikro da hinhalten, jetzt dort, nochmal da, usw. Am Ende erhält man aber auch hier wieder eine Datei, die man in Reference 4 importiert, um eine Korrektur der Audioausgabe vorzunehmen. Etwas Zeit sollte man allerdings einplanen, weil ca. 50 Messungen durchgeführt werden müssen – länger als 15 Minuten sollte das aber nicht dauern.

Entzerrung für das Betriebssystem

Reference 4 Systemwide ist dann der Softwareteil, welcher sich in das Betriebssystem integriert und bei der Klangwiedergabe dazwischenschaltet. Die Integration ist äußerst elegant gelöst und auch die Installation wirklich ein Klacks! Es kann dann hier unkompliziert zwischen Kopfhörer- und Lautsprecher-Entzerrung ausgewählt werden – vorausgesetzt natürlich, ihr habt die Lautsprecher-Option dazu gekauft. Beide Modi unterscheiden sich – abgesehen vom offensichtlichen Preisunterschied – aber kaum.

Fotostrecke: 3 Bilder “Systemwide” integriert sich unkompliziert in das Betriebssystem, …

Entzerrung für die DAW

CoreAudio und ASIO-Treiber umgehen bekanntlich das Betriebssystem, um die Latenz der DAW gering zu halten. Entsprechend nützt euch „Systemwide“ von Reference 4 nicht viel bei eurer Musikproduktion. Für den Fall gibt es dann ein AU- und VST4-Plug-in, was ihr in den Master eurer DAW einfügt, um von der Entzerrung für Kopfhörer bzw. Lautsprecher auch in eurer Musiksoftware zu profitieren. Logisch: Beim Bouncen bzw. Exportieren deaktiviert ihr das Plug-in wieder. Das Plugin ist übrigens bei allen Varianten dabei.

Des Pudels Kern

Alle genannten Varianten beschreiben eher technische Hintergründe und Kostenmodelle. Im Grunde ist die Bearbeitung des Audiomaterials im gemeinsamen Hauptfenster die gleiche, die GUI also faktisch identisch. Die Ansicht wird von einem Übertragungsverlauf dominiert, welcher eure aktuelle Korrektur anzeigt, die übrigens mit bis zu 4000 Korrekturpunkten äußerst genau ist.
Damit man aber nicht immer 100 % linear hören muss – was nämlich gar nicht so toll klingt – gibt es auch ein Bass-Boost und Tilt-Filter. Gerade in den Bässen möchte man nämlich meist schon etwas mehr Druck haben. +/- 6 dB sind ab 100 Hz mit einem Shelving möglich, hinzukommt das Tilt-Filter mit einer Mittenfrequenz von 1 kHz sowie ebenfalls +/- 6 dB Hub.

Fotostrecke: 2 Bilder Zusätzlich zur Korrektur kann man aber auch wieder die Bässe anheben, …

Die beiden Filter sind nicht komplex, dafür aber leicht einzustellen. Sie sind also durchaus etwas limitierend, doch das scheint das Konzept zu sein: Ja nicht zu viele Optionen bieten, welche Trottel-Kunde verstellen kann. Ich kann es nachvollziehen und finde, man erreicht mit dem Gebotenen trotzdem eine Menge.
Hinzu kommt die Möglichkeit der „Limit Controls“. Hier kann man einstellen, wie stark die Korrektur erfolgen darf – und ob die höchsten Höhen und tiefsten Bässe unbedingt korrigiert werden müssen. Das ist sinnvoll, falls die Grundsituation nicht so toll ist und eine Korrektur nur mit absurd krassen Einstellungen möglich wäre – und deshalb meistens keinen Sinn macht. Denn ihr dürft eins nichts vergessen: Sonarworks kann nicht zaubern, wenn eurer Raum, die Lautsprecher bzw. eure Positionierung eine Katastrophe sind. Es kann ja auch nur den Übertragungsverlauf glätten und Laufzeitunterschiede sowie Pegel angleichen. Nachhall kann die Software – übrigens keine der Welt – ohnehin nicht bekämpfen. Das sollte man nie vergessen.

Fotostrecke: 7 Bilder Die Limit-Controls

Daneben kommen zur Software noch viele kleine weitere clevere Details, auf die ich aber nicht weiter eingehen möchte. Nur so viel: Man merkt Sonarworks die Version 4 an, die deutlich schlanker geworden ist. Die Option, andere Lautsprecher zu simulieren, ist übrigens entfallen, weil es da wohl rechtliche Probleme mit den Amis und ihren teils abstrusen Patent- und Copyright-Gesetzen gab. Braucht meiner Meinung nach eh kein Mensch, von daher geschenkt. Es erklärt allerdings das Überbleibsel der Target Curves (X-Curve für Kinos und B&K 1974 für Hifi), die – ihr könnt es euch denken – auch keiner braucht, vor allem nicht die Zielgruppe.

Fotostrecke: 6 Bilder Target Curves gibt es auch …

Interessanter sind da noch die beiden grundsätzlichen Filtertypen: Linear und Minimal. Ersterer sorgt für phasenstarres Filtering, braucht aber leider ‘ne Menge „Look-ahead“, also Latenz, was für die Echtzeit-kritische Anwendung suboptimal ist. Letztere Variante hingegen verzerrt minimal die Phase, braucht dafür aber auch kaum Latenz und heißt deswegen hier auch „Zero Latency“. Einen simplen Laufzeitkorrektor und Pegelkorrektur für L/R ist auch an Bord sowie die Möglichkeit des Smart-Headrooms, sodass es zu keinen Verzerrungen durch EQ-Boosts kommt.

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