Egal, ob man den Squaver nun mit Gitarre, Mikrofon oder Line-Signal befeuern will, zunächst gilt es, ihn auf vernünftigen Arbeitspegel zu bringen. Mit maximal 40 dB Pegelhub liefert der Eingangsverstärker genug Reserven, um sogar dynamische Mikrofone direkt betreiben zu können.
Beim Einpegeln hilft dann eine kleine, vier-segmentige LED-Kette. Musikern, die noch nie ein Gitarren-Effektpedal in Benutzung hatten sei gesagt, dass der Squaver über den Bodentreter-üblichen Stecker-On/Off verfügt: Eingeschaltet wird er durch Einstecken eines Kabels am Input. Die Elektronik erkennt auch, ob es sich um einen Mono-Stecker handelt und verweigert bei der Stereo-Version den Dienst – eine automatische Umschaltung auf Mono hätte mir hier allerdings besser gefallen.
Als praktisch erweist sich auch der Hardware-Bypass Taster, lässt sich mit ihm bei Betätigung doch überprüfen, ob überhaupt ein Signal anliegt. Ein Filter trennt subsonische Anteile vom Nutzsignal und das mit zwei wählbaren Flankensteilheiten. Ein Gate regelt das Signal unterhalb einer einstellbaren Schwelle (-inf bis -6dB) komplett ab, was hilfreich ist, um die saubere Trennung zwischen den Noten zu unterstützen.
Mit einem gerasterten Drehschalter adressiert man das Expression-Pedal wahlweise auf das Intervall, die Oktavlage oder das Filter und mit einem Kippschalter legt man fest, ob das Thru-Signal durch das Filter laufen soll oder nicht. Ebenfalls im Eingangsbereich angesiedelt ist ein Envelope-Follower, der getrennt schaltbar auf die Lautstärke, das Filter und die Pulsweite wirken kann.
1/2 Der Envelope-Follower ist u00fcber Kippschalter adressierbar. (Foto: Numinos)
2/2 Eine LED-Kette hilft beim Einpegeln. (Foto: Numinos)
Klangerzeugung
Die Synthese-Sektion ist überschaubar und schnell erklärt: Ein Oszillator liefert wahlweise Puls- oder Sägezahnschwingung (stufenlos überblendbar) und wird von zwei Suboszillatoren flankiert, die frei mischbar eine und zwei Oktaven unterhalb der Tonhöhe schwingen. Gerade wenn man Eingangs- und Synthese-Signal mischt, lasse sich mit den Reglern Oktave (Oktavlage: +/- 1/2 Oktaven) und Harmony (Verschiebung um -7 bis +5 Halbtöne) reizvolle Intervalle generieren.
Bei Oktavlage und Harmony hätte ich allerdings gerne eine Rasterung gesehen. Am Ende steht noch ein potentes Filter mit Cutoff und Resonanz bereit, das wahlweise mit 12 oder 24 dB Flankensteilheit und als High-, Low- oder Bandpass, dem Signal Kontur verleiht und auch solitär genutzt werden kann. In der VCA-Sektion wird das Eingangssignal mit der Synthese gemischt und ein zusätzliches Modulator-Signal für den Ringmodulator eingeschliffen, was die klanglichen Möglichkeiten noch mal mächtig erweitert. Auch und gerade, da sich mit dem Harmony-Regler ja feste Abstände zwischen Carrier und Modulator einstellen lassen.
1/2 Die Synthese-Sektion ist einfach strukturiert. (Foto: Numinos)
2/2 Schon diese einfach Kombination eru00f6ffnet einiges an klanglichen Mu00f6glichkeiten: Der Line-Out liefert das Tonsignal und der Kopfhu00f6rer-Out des u201eMicrobruteu201c geht direkt in die Ringmodulation. (Foto: Numinos)
Spielbarkeit und Klang
Das Wichtigste zuerst: Die Tonhöhenanalyse funktioniert. Richtig eingepegelt folgt der Squaver der Master-Melodie so präzise, dass man – gerade wenn man ihn von einem anderen Mono-Synth aus ansteuert – oft gar nicht mehr merkt, dass hier eine „Übersetzung“ erfolgt. So sauber agiert er allerdings nur, wenn auch das Eingangsmaterial entsprechend „clean“ ist.
Womit er überhaupt nichts anfangen kann ist komplexes Material wie etwa fertige Mixe. Führt man ihm die zu, revanchiert er sich mit nervöser Klangmatsche. Auch mehrstimmiges Material irritiert ihn. Ja selbst stark Obertonreiche monophone Linien bewirken manchmal ein Springen zu unterschiedlichen Partialtönen.
Das bedeutet natürlich nicht, dass das im Kontext experimenteller Musik nicht auch reizvoll sein kann. Ganz zu schweigen davon, dass das Filter für sich genommen bereits eine mächtige Waffe ist. Allerdings neigt es – abhängig von der Eingangslautstärke – gelegentlich zu etwas übertrieben forschen Verzerrungen, insbesondere bei einer niedrigen Grenzfrequenz und hoher Resonanz:
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Musik (am Ende mit Filter)Synth (mit verschiedenen Filter-Einstellungen)Synth plus Ringmodulator (mit verschiedenen Intervallen)
Am besten kooperiert der ACO mit besonders „eindeutigen“ Elementarwellenformen – kurz allem, was sich einem reinen Sinus annähert und das bevorzugt in nicht zu hohen oder tiefen Lagen. Das heißt allerdings nicht, dass sich der Squaver nicht auch mit Gitarre oder Stimme gut verstehen würde.
Ganz im Gegenteil: Besonders beim einstimmigen Spiel mit der Gitarre zeigt der ACO-Chip seine besten Qualitäten. Zu erwähnen ist hier allen voran, dass er ziemlich treffgenau zwischen „geslideten“ und neu angespielten Noten unterscheiden kann. Auch die Lautstärken-Verfolgung arbeitet erstaunlich präzise und bewirkt – gerade wenn sie auf das Filter adressiert ist – ein so nuancenreiches Spiel, dass man das Gefühl bekommen kann, das Instrument würde den Sound machen.
Auch das Gegenteil ist spannend: Entkoppelt man die physische Lautstärke von der Synthese, so das alle Noten quasi legato sind oder regelt sie gar über ein Fußpedal, bekommen manche Instrumente eine ganz neue Ausdrucksqualität. Nicht hundertprozentig sauber arbeitet allerdings der Bypass, denn auch wenn er gedrückt ist, „klingelt“ das Synthesizer-Signal minimal durch.
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Gitarre/Synth mit SlideGitarre/Synth Envelope-FollowStimme/Synth mit verschiedenen Einstellungen (Intervalle, Filter)
Eine Eigenheit des ACO-Chips ist es, Noten beim Ausklingen tendenziell ein bisschen nach unten zu „ziehen“. Dadurch ergibt sich eine gewisse „Acid-“ beziehungsweise „Chiptune-haftigkeit“ von Melodielinien. Das ist ziemlich körnig und charmant, könnte Anwender, die eher einen „cleanen“ Sound bevorzugen aber stören. In Verbindung mit der rohen Knarzigkeit der Synthese und den beiden Suboszillatoren wird der Squaver P1+ so in jedem Fall zu einer charaktervollen Bassmaschine.
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