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Sonicware ELZ_1 Test

Die Synthesizer-Landschaft verändert sich: Neben den Traditionsfirmen, die oft schon Jahrzehnte auf dem Markt sind, sprießen – begünstigt durch neue Technologien – links und rechts des Mainstream immer neue Hersteller aus dem Boden. Eine davon ist „Sonicware“. Dahinter steckt der junge japanische Entwickler „Yu Endo“, der quasi im Alleingang den hier zum Test antretenden „ELZ 1“ entwickelt hat.

Der Sonicware ELZ_1 ist ein kleiner innovativer Synth, mir dem es einfach Spaß macht zu arbeiten. (Foto: Numinos)

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Details

Beim „Sonicware ELZ_1“ handelt es sich um einen sechs-stimmigen DSP-Synthesizer. Das heißt: Alle Klänge werden hier in Echtzeit errechnet. Man könnte sagen: Der ELZ_1 ist wie ein Plugin, nur eben in Form einer optimierten Hardware. Damit geht einher, dass man diesen Synthesizer eher wie eine Plattform zur Klangerzeugung, und nicht wie ein fest verlötetes Stück Hardware betrachten sollte. Funktionen, Grafiken, ja ganze Synthese-Modelle können entsprechend mit einem simplen Update hinzugefügt oder verändert werden. Ich erwähne das ausdrücklich, weil die noch recht junge 1.0.10-Firmware-Version unseres Testgeräts naturgemäß an einigen Stellen noch Raum für Verbesserungen lässt, ich aber durch das engagierte Auftreten von Yu Endo auf der „Superbooth19“ den sicheren Eindruck gewinnen konnte, dass er „sein Baby“ weiter fortentwickeln und optimieren wird.
Überhaupt merkt man Yu Endo im persönlichen Gespräch und der Kommunikation im Sonicware-Forum und den sozialen Medien an, dass er, genauso wie sein Synthesizer, einer neuen Generation angehören: Denn anders als viele traditionelle Hersteller, die gegenüber den Usern wie eine „Black Box“ auftreten, sucht er den direkten Kontakt zu den Endkunden und beantwortet Fragen schnell und persönlich. So war auch zu erfahren, dass der „ELZ“ intern liebevoll „Elizabeth“ genannt wird. Auch eine frühe Projektstudie gibt der Entwickler preis, auf der deutlich zu erkennen ist, dass in einer Zwischen-Phase auch mal Standard-Tasten angedacht waren.

Der Entwickler höchstpersönlich gibt sich online sehr anfassbar und zeigt dort ausgesprochen hübsche Designstudien, die zum „Elizabeth One“ führten. (Foto: Yo Endo)
Der Entwickler höchstpersönlich gibt sich online sehr anfassbar und zeigt dort ausgesprochen hübsche Designstudien, die zum „Elizabeth One“ führten. (Foto: Yo Endo)

Auspacken

Der handliche Synthesizer in Barrenform wird in einer Standard Umverpackung aus Karton geliefert und schmiegt sich darin sicher in einen Rahmen aus PU-Schaum. Außer dem Synth befindet sich noch eine dick gepolsterte Taste, ein USB-auf-Strombuchse-Kabel und eine Kurzanleitung in der Verpackung. Warum Sonicware ihrem Klangerzeuger ein USB-auf-Strom-Adapter beilegen und kein einfaches USB-A-auf-Mini-B-Kabel zeigt sich nach dem Anschließen: Der ELZ_1 ist leider nicht Bus-powered.
Das ist ausgesprochen unschick bei so einem so mobilen Gerät, wo man sich eigentlich jedes zusätzliche Kabel sparen möchte. Die Problematik entfällt natürlich, wenn man den Synth mit Batterien (was man aus ökologischem Gewissen heraus natürlich nur in Ausnahmefällen machen sollte) oder Akkus betreibt. Dazu gilt es vier Standard-AA-Zellen im Akkufach zu versenken, die in unserem Test ungefähr vier Stunden lang durchhielten. Das Durchhaltevermögen profitiert von einer Auto-Power-Off-Funktion, die den Synth wahlweise gar nicht, oder nach 0,5, 1, 3 oder 6 Stunden abschaltet.

Fotostrecke: 4 Bilder So sieht der ELZ_1 von außen aus. (Foto: Numinos)

Erster Eindruck

Schon allein optisch ist der ELZ_1 ein ganz außergewöhnlicher kleiner Synth, denn sein aufgeräumt-minimales Design ruft angenehme Erinnerungen an die Gestaltungssprache eines Dieter Rams und damit an die Geräte der Firma „Braun“ wach (dessen Klassiker „Zehn Thesen für gutes Design“, ist nicht nur Apple, sondern auch dem Entwickler Yu Endo, bekannt). Hinzu kommt das ultra-robuste, Pulver-beschichtete Stahlgehäuse, was dem Instrument die haptische Verbindlichkeit und Standsicherheit von Militärtechnik gibt. Dem spielen auch die stählernen Seitenteile zu, die mit ihrer Wabenstruktur ebenso futuristisch wie solide wirken.
Im Zentrum des Instruments sitzt ein scharf darstellendes und hell leuchtendes OLED-Display, über das sämtliche Bedienvorgänge visualisiert werden. Der integrierte Lautsprecher dient als Kontrollinstanz und schaltet automatisch ab, wenn die Kopfhörer- oder Line-Buchsen belegt sind. Und das ist auch gut so, denn der kleine Schallwandler übersteuert recht schnell und wird dann zum knarzigen Krawallbruder, den man nicht gerne hören mag. Gespielt wird der Synthesizer über eine drei-Oktaven Tastatur mit einfachen Schaltern, die sehr sympathische Erinnerungen an frühe Synthesizer von Casio (Casiotone VL-1) weckt.

Der ELZ_1 legt sich Design-technisch auf aufgeräumten Minimalismus fest. (Foto: Numinos)
Der Sonicware ELZ_1 ist ein kleiner innovativer Synth, mir dem es einfach Spaß macht zu arbeiten. (Foto: Numinos)

Anschlüsse

Die Rückseite ist überschaubar: Von links startet sie mit einem Drehpoti für die Kopfhörerlautstärke samt Miniklinken-Buchse für selbigen. Es folgt ein Master-Volume-Poti plus zwei Stereo-Out-Buchsen (Klinke, L/R) und ein Aux-In in Form einer Miniklinke. Dieser Aux-In kann wahlweise zum Durchschleifen von Stereo-Audio, als Clock-Eingang oder den Mischbetrieb (beispielsweise mit den Pocket Operators von Teenage Engineering) verwendet werden, wobei beim Letztgenannten dann über den linken Kanal Mono-Audio und im rechten das Clock-Signal läuft. Den Abschluss nach rechts bilden eine USB-B- und eine Strom-Buchse nebst Powertaster mit Ein- und Ausschaltverzögerung (gedrückt halten). 

Die Rückseite ist überschaubar. Sehr schade: der ELZ_1 ist nicht Bus-powered. (Foto: Numinos)
Die Rückseite ist überschaubar. Sehr schade: der ELZ_1 ist nicht Bus-powered. (Foto: Numinos)

Klangerzeugung

Seiner Natur als DSP-Synth entsprechend beherrscht der ELZ_1 jede Klangerzeugung, die man ihm einprogrammiert. Yu Endo hat für den Start sieben Modelle (mit Abwandlungen sind es elf) entwickelt, die ich euch nun mal im Detail vorstellen will:
Low-Bit OSC
Ein einfacher Oszillator mit Standard-Wellenformen (Sinus, Rechteck, Sägezahn, Dreieck, Invertierter Sägezahn) mit Phasen- und Bittiefen-Modulation.

Audio Samples
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Low-Bit OSC verschiedene Einstellungen.

Standard OSC
Ein einfacher Oszillator mit Standard-Wellenformen (Sinus, Rechteck, Sägezahn, Dreieck, Invertierter Sägezahn) mit Phasen-Modulation.

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Standard OSC verschiedene Einstellungen

Custom OSC
Wie zwei Standard-Oszillatoren wobei sich der gesamte Wellenformzyklus aus den beiden Teilwellen zusammen setzt.

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Custom OSC verschiedene Einstellungen.
Die drei Elementarwellenform-Oszillatoren. (Foto: Numinos)
Die drei Elementarwellenform-Oszillatoren. (Foto: Numinos)

8-Bit Wave Memory Synth (WMS-Synth)
Ein digitaler Wellenform-Oszillator, der mit intern abgelegten Wellen-Tabellen arbeitet, die sich auch austauschen lassen. Die Ausleseposition ist modulierbar.

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8-Bit Wave Memory Synth verschiedene Einstellungen.

+ Morph
Wie der WMS-Oszillator mit dem Unterschied, dass hier drei einzelne Wellenform-Phasen mit wählbarer Geschwindigkeit durchlaufen werden.

Audio Samples
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8-Bit Wave Memory Synth (Morph) verschiedene Einstellungen.

+ FM Mode
Wie WMS-Oszillator mit dem Unterschied, dass hier zwei Wellenformen aus der FM-Tabelle in wählbarem Verhältnis miteinander moduliert werden.

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8-Bit Wave Memory Synth (FM) verschiedene Einstellungen.
Die drei Varianten des Wave Memory Synth (WMS). (Foto: Numinos)
Die drei Varianten des Wave Memory Synth (WMS). (Foto: Numinos)

DNA Explorer
Die Schwingung wird hier mit Granularsynthese aus einem von drei Samples gewonnen. Diese lassen sich wahlweise aus dem internen Speicher aufrufen, mit dem Line-In aufnehmen oder via USB auf den ELZ_1 verschieben. Man kann hier die Ausleseposition, den spektralen und harmonischen Anteil modifizieren.

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DNA Explorer verschiedene Einstellungen.

SiGrinder
Ebenfalls ein Granular-Oszillator, der allerdings frei definierbare Zeitabschnitte ausliest.

Audio Samples
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SiGrinder verschiedene Einstellungen.
Tief in den Klang eintauchen: DNA Explorer und SiGrinder. (Foto: Numinos)
Tief in den Klang eintauchen: DNA Explorer und SiGrinder. (Foto: Numinos)

FM Synth
Ein FM-Synthesizer mit vier Operatoren und 31 Algorithmen zur Verschaltung derselben.

Audio Samples
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FM Synth verschiedene Einstellungen.
Der 4-Operator FM-Synth. (Foto: Numinos)
Der 4-Operator FM-Synth. (Foto: Numinos)

Masked Noise
Hier wird weißes oder rosa Rauschen mit einer wählbaren Elementarwellenform (Sinus, Rechteck, Sägezahn) maskiert, wobei sich die Maskierungs-Stärke frei regeln lässt.

Audio Samples
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Masked Noise verschiedene Einstellungen.

Sand Flute
Eine der (vielen) Kronjuwelen des ELZ_1: Weißes oder rosa Rauschen wandert hier in eine steilflankige Festfrequenz-Filterbank wobei jedes einzelne Partialband in der Intensität regelbar ist.

Audio Samples
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Sand Flute verschiedene Einstellungen.
Spannend: Masked Noise und Sand Flute generieren ihren Sound aus Rauschen. (Foto: Numinos)
Spannend: Masked Noise und Sand Flute generieren ihren Sound aus Rauschen. (Foto: Numinos)

Hüllkurve/Filter
Frisch aus dem Oszillator kommend, trifft der Klangrohling dann auf einen Hüllkurven-Generator.  Dieser Arbeitet wahlweise als ADSR, inklusivse eines „Curved“ – also nicht-linearen – Modus oder als ADS-RA-R – ein komplizierter Terminus, der nichts anderes meint, als dass es nach dem Loslassen (Release) noch einmal kurz hoch geht (Attack), bevor es endgültig abfällt (Release). Und wodurch sich wunderbar das Verhalten alter, „prellender“ Vintage-Keyboards imitieren lässt.

Die Hüllkurve wird grafisch im Display angezeigt. (Foto: Numinos)
Die Hüllkurve wird grafisch im Display angezeigt. (Foto: Numinos)

Danach bewegt sich der Klang noch in ein flexibles, digitales Multimode Filter, welches die Charakteristika Low-, High, Band-pass und Notch, sowie diverse Peak- und Shelf-EQs mit unterschiedlichen Flankensteilheiten (6/12 dB/Oktave) beherrscht. Über eine virtuelle Pre-Gain-Schaltung lässt sich das Filter hart (oder weich) anfahren, um die Wirkung zu verstärken oder abzumildern. Niedliches Detail: Ein Augenpaar folgt der Grenzfrequenz aufmerksam, wenn sie sich über den kleinen Screen bewegt. Nicht so schön: Das Filter ist (im Moment noch) mit lediglich 50 Stufen aufgelöst. Das ist insofern ein Eintrag in die Update-Todo-Liste wert, weil man dem steuernden LFO einen Wirkbereich von 100 zuweisen kann – die Skalierung in 50 Stufen entsprechend überhaupt keinen Sinn macht.

Die Grenzfrequenz im Blick: Asiatische Verspieltheit in der Filterdarstellung. (Foto: Numinos)
Die Grenzfrequenz im Blick: Asiatische Verspieltheit in der Filterdarstellung. (Foto: Numinos)

Modulation

Sowohl in der Oszillator-, wie auch in der Filtersektion kann ein wählbarer Parameter moduliert werden. Als Quelle dient wahlweise ein LFO oder die Hüllkurve. Leider ist der LFO derzeit leider noch nicht zur Clock synchronisierbar.

Effekte

Schlussendlich wandert der Klang noch in einen Multieffektprozessor mit vier thematischen Einheiten: Drive/Mod (Overdrive, Distortion, Fuzz, Chorus, Vibrato, Phaser, Tremolo, Flanger, Ring Modulator, Auto Wha), Modulation (Stereo Chorus, Vibrato, Phaser, Tremolo, Flanger, Auto Pan, Ring Modulator, Auto Wha), Delay (Tape Echo, Reverse Delay) und Reverb (Room, Hall, Plate, Custom Reverb). Jede der Einheiten kann mit unterschiedlichen Programmen bestückt werden, deren jeweilige Parameter über die Encoder im Zugriff stehen.

Der ELZ_1 verfügt über vier Effekt-Slots. (Foto: Numinos)
Der ELZ_1 verfügt über vier Effekt-Slots. (Foto: Numinos)

Sequenzer/Arpeggiator

Der letzte Funktionstaster ist dem Thema Arpeggiator und Sequenzer gewidmet. Der Erstgenannte verfügt über unterschiedlichste Modi von „Aufwärts, Abwärts und Alternierend“ bis zu „Zufall und Reihenfolge des Drückens“. Mit der aktuellen Firmware ist dann ein ziemlich niedlicher kleiner Step-Sequenzer dazu gekommen, der frei zwischen einer und maximal vierundsechzig Stufen umgeschaltet werden kann. Ist er aktiviert, lassen sich Noten wahlweise in Echtzeit oder über eine Stufenmatrix einspielen und editieren. Sogar das Verketten unterschiedlicher Sequenzen (Songs) ist hier möglich.
Sowohl der Arpeggiator wie auch der Sequenzer können zu einem eingehenden CV- oder Midi-Clock synchronisiert werden. Dass das zuschaltbare Metronom bei unserem Demo-Gerät noch jede einzelne Sechzehntel durchklappert, ist der noch recht jungen Firmware geschuldet und dürfte beim nächsten Update behoben sein. Vermisst habe ich hier eine klassische Chord-Memory-Funktion, denn der ELZ_1 eignet sich – neben vielem anderen – natürlich ganz ausgezeichnet für House-Chords. Ich gehe aber davon aus, dass Entwickler Yu Endo uns das bei einem der kommenden Updates nachreichen kann (und wird).

Fotostrecke: 2 Bilder Auch der Apreggiator setzt auf ungewöhnliche (aber eindeutige) Visualisierung. (Foto: Numinos)
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