Praxis
Beginnen wir den Praxisteil mit dem Abrufen von Preset-Sounds. Beide Plugins können mit jeweils 200 Werksklängen aufwarten, die in Gruppen wie Bass, Sync, Lead, FX und Stab geordnet sind. Leider verfügen die Programme weder über eine zeitgemäße Such-, noch über eine Library- oder Vorhör-Funktion – selbst an ein einfaches Drop-Down-Listen-Menü wurde nicht gedacht. Der Weg, einen Klang auszuwählen, führt also immer über das Durchklicken der zwei Pfeile am oberen rechten Bildschirmrand oder das Öffnen im Browser, was sich im Jahr 2012 nicht nur altbacken anfühlt, sondern es auch ist. Eher piefig wirkt auf mich auch das GUI, welches mit einer eher als missglückt zu bezeichnenden photorealistischen Optik vom Bildschirm strahlt. Bis hierhin wäre es noch Geschmackssache und würde keinen Punktabzug rechtfertigen. Spätestens aber wenn es um wichtige Parameter wie Feinstimmung, LFO-Tiefe oder Attack-Zeit geht und dabei beim Anfassen des virtuellen Bedienelements keine Werte angezeigt werden, fällt das Punktekonto ins Soll. In der Effektsektion wäre das ja noch tolerierbar, denn wann stellt man seine Hallräume schon auf die Millisekunde genau ein – dass man aber auch im Step-Sequencer sämtlich Parameter quasi im Blindflug eingeben muss, sorgt endgültig für ein leicht überzogenes Sterne-Konto.
Erschwerend kommt hinzu, dass im Fall von Wobble an einigen Stellen fatalerweise uneindeutig beschriftet wurde. So wechselt die Anzeige unter dem LFO beim Umschalten auf den BPM-Sync-Modus von Rate auf Resolution. Gut, das wäre ja noch zu verstehen – im Step-Sequenzer findet sich dann aber kein Parameter, der auf den Namen Resolution hört, sondern nur LFO-Rate und Sync. Durch Trial-and-Error konnte ich dann herausfinden, dass LFO-Sync den metrischen Teiler, sprich LFO-Resolution steuert.
Mehr als unübersichtlich ist auch das Prinzip hinter den Parameter-Tabs: Um ihnen die Steuergewalt zu überantworten, muss man eine „Tab Enable“-Liste ausklappen und dort den zu aktivierenden Parameter mühsam suchen – sehr unhandlich.
Erfreulich einfach stellt sich dagegen das Zuweisen von MIDI-Remote-Controls dar: Dazu genügt ein einfacher Rechtsklick mit der Maus und es öffnet sich ein Kontext-Dialog, über den sich die Plugins in Lernbereitschaft versetzen lassen. Danach wählt man einfach den zu steuernden Parameter aus, bewegt den zu adressierenden Controller, fertig. Positiv auch, dass sich so erstellte Mappings auch abspeichern lassen.
Für dich ausgesucht
Kommen wir aber zum entscheiden Punkt: Dem Klang. Tatsächlich ist die Spektral-Morphing-Synthese in der Lage, ein wirklich breit gefächertes Arsenal von Klängen zu liefern. Hören wir einfach mal in eine Auswahl von unterschiedlichen Sounds rein:
Teilweise können beide Plugins Klänge liefern, die über eine beeindruckende Vielschichtigkeit und Textur verfügen:
Mit Modulation des Width-Parameters bekommen die Klänge teilweise sogar eine Virtual Modeling-artige Qualität
Das auf der Habenseite gebucht, bemerkt man sehr schnell, dass die Stärken der Synthese eher im Bereich der abstrakten, diffusen Klänge liegen und sie weniger dazu geeignet ist, kantige, prägnante Rechteckmonster zu generieren. Manche der Werkspresets wirken dann auch schon fast bedauerlich kraftlos:
Überhaupt sollte man den Klangkreationen eine umfangreiche Dynamikbehandlung zukommen lassen, möchte man sie formschön in die Produktion einbinden, denn grundsätzlich gibt sich die Synthese in Bezug auf die Lautheits-Homogenität der Klänge oft recht zickig, auch und gerade, wenn man beginnt, die wenigen vorhandenen Parameter zu automatisieren. Dann scheinen Sounds schon mal im Nirgendwo zu verschwinden, nur um dann plötzlich wieder in schriller Lautheit auszubrechen.