SONOR 3007 Jungle Snare Test

Praxis

Nachdem ich die Snare zwangsläufig aus ihren Einzelteilen wieder zusammengebaut habe, geht es jetzt nun endlich an den Kern desInstruments: Den Sound! Doch bevor ich soweit komme, muss ich allerdings erst den Korb des Snareständers kleiner schrauben, damit die Jungle Snare nicht zwischen den drei Halterarmen durchfällt. Dazu will ich wie gewohnt die Snare einfach zu meiner linken auf den Boden stellen, um beide Hände frei zu haben. Aber die Gute möchte einfach nicht stehen bleiben! Die Schellen im Kessel machen das Hinstellen zu einem Balanceakt und quetschen sich immer wieder ungünstig zwischen Trommel und Fußboden. Da ich weder Schellen noch Kessel beschädigen will, lege ich letztendlich die Snare mit der Reso-Seite nach unten hin. Doch auch auf dem Ständer sind die Schellen immer wieder im Weg und machen die ganze Prozedur umständlich. Mindestens ein Schellenpärchen wird vom Arm des Ständers ‚eingequetscht‘ und setzt die Schellen an dieser Position ausser Gefecht. Gerade durch die geringe Höhe von nur 2 Zoll, kann ich Snareständer und Snare auch nach verschiedenen Versuchen und Positionen nicht optimal miteinander befreunden. In diesem Zusammenhang sei auf den optional erhältlichen Snarehalter hingewiesen, den ich jedem Käufer der Snare wärmstens empfehlen möchte. Dieser Halter liegt mir leider nicht vor, soll aber den Test nun in keiner Weise beeinträchtigen.

SONOR_Jungle_Schichten

So, das gute Stück klemmt nun so gut es geht vor mir auf meinem Snareständer, ist proper von oben und unten mikrofoniert – let’s go! Ich stimme die Snare erst mal auf eine Lage, für die sie auch geschaffen wurde: nach oben! Die gut gefetteten Schrauben machen mir das Stimmen leicht.  Durch das Prinzip Schraube-Mutter ziehen sich sofort beide Felle gleichmäßig fest. Das macht die Sache im ersten Moment natürlich wesentlich einfacher. Andererseits kann ich die Felle leider nicht unabhängig voneinander stimmen und habe daher nur bedingt Einfluss auf das Schwingungsverhältnis zwischen Resonanz- und Schlagfell. Trotz dieser Einschränkung ”bellt” mir die Kleine schon beim ersten Schlag selbstbewusst entgegen, das macht auf Anhieb Laune. Die Snare fühlt sich gut an, wobei der Rebound durch die geringe Kesseltiefe von nur 2 Zoll etwas gewöhnungsbedürftig ist. Die Snare spielt sich etwas härter, wenn man (so wie ich) das Spielgefühl der klassischen Größen zwischen 14”x5” und 14”x6,5” gewohnt ist. Aber nach einigen Minuten des Kennenlernens verstehen wir uns prächtig. Vor allem akzentuierte Rimshots verursachen ordentlich Gehörgangs-Rodeo und geben dem Spiel auf der Snare viel Freiraum und Möglichkeit auf facettenreiche Dynamik. Die Snare klingt holzig und bewegt sich ausgewogen zwischen den Attributen “warm” und “aggressiv”. Wobei letzteres bei Snares dieser Größe natürlich dominanter ist. Das Sustain ist relativ kurz und trocken, wodurch die Snare einen schnellen, attackreichen Sound abfeuert. Erstaunlich ”erwachsen” präsentiert sich die Snare, wenn man sie leiser und ohne Rimshot anspielt. Hier kann man dynamisch sehr fein und gezielt arbeiten, ohne dass die Snare an Präsenz verliert, oder wie eine Kindertrommel zu klingen beginnt.

Etwas ruckig verhält sich die Abhebevorrichtung und schnallt mit etwas Reibung im Getriebe den Teppich vom Resonanzfell. Ebenso verhält es sich retour. Der Zweck des Ganzen wird zwar sicher erfüllt, ist allerdings in der Geschmeidigkeit des Ablaufs nicht ganz optimal. Ich stelle fest dass ich ja schon seit einigen Minuten auf der Snare samt Schellen spiele, jedoch klanglich keine große Notiz von den ihnen genommen habe. Und so entpuppt es sich auch beim gezielten Hinhören: die Schellen fallen beim Spielen der Snare wirklich kaum auf. Vielmehr könnte man den Sound auch mit einem locker anliegenden Snareteppich vergleichen, der ein wenig im Gesamtsound mitwischt. Perkussive und akzentuierte Schellen höre ich allerdings nicht raus. Ich möchte es genau wissen, schnalle die Snare vom Ständer, drehe sie in die Vertikale und schüttele sie wie ein Tamburin. In der Tat: der Klang der Schellen ist verhältnismäßig sonor, relativ undefiniert und verwaschen. Je nachdem, wie man sich den Klang eines Tamburins vorstellt, würden hier verschiedene Hörer sicherlich unterschiedlich über den Wohlklang dieses Instrumentes urteilen. In diesem Fall ist jedoch das Tamburin untrennbar mit der Snare verbunden, und die beiden Klangkörper sollten sich perfekt ergänzen. Diese Ergänzung ist hier nur bedingt gelungen, denn der etwas waschige und raschelige Sound der Schellen unterstützt den hohen und knackigen Sound der Snare nur wenig. Andererseits stören sie den Sound nicht wirklich, denn spielt man die Snare wie gewohnt, kommen die Schellen kaum in Schwung und geben nur wenig Laut von sich. Unterm Strich sind die Schellen also kein negativer Einfluss. Wer sich aber auf einen ganz besonderen, durch Schellen bedingten Sound einer Mini-Snare freut, wird leider enttäuscht.

Audio Samples
0:00
medium medium Beat low high 1 high 2 high Beat

Weiter im Test; ich stimme das Fell tiefer. Hier spürt man sofort, wo die Snare klanglich an ihre physikalisch bedingte Grenze kommt. Der Gesamtklang wird etwas breiter, damit aber auch uninteressanter. Sie klingt jedoch für ihre geringen Maße noch erstaunlich “groß”. In dieser Stimmlage lautet mein Fazit: noch spielbar – aber die Snare entfernt sich schon deutlich von ihren markanten Stärken. Ich drehe noch ein wenig runter und vom ursprünglich knackig und fetzigen Charakter ist nicht mehr viel übrig. Die Snare schleppt im Sound, raschelt und eimert vor sich hin, bekommt aber in dem Bereich einfach keinen Boden unter die Füße. Allerdings ist das Ergebnis nicht überraschend, denn ihre Anatomie ist auf tiefere Stimmung schlichtweg nicht ausgelegt. Wie verhält es sich im anderen Extrem? Ich ziehe die Felle noch mal richtig an und bin gespannt, ob ich’s damit jetzt übertrieben habe. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Snare holzt mir mächtig punktiert und prägnant ihre Schläge um die Ohren, klingt aber zu keinem Zeitpunkt überladen oder brutal. Schön perlig und dynamisch geht die Snare mit meinem Spiel um, das Schlagfell ist natürlich recht hart, allerdings fühlt sich der Rebound erstaunlich gut an. Die Snare wird im Gesamtsound etwas schlanker, gewinnt aber durch die hohe Spannung der Felle enorm an Punch. Was mir hier gut gefällt, ist, dass die Snare auch jetzt nicht unangenehm scharf klingt und gut mit den Obertönen haushält. Das Klangbild bleibt ausgewogen. Die Snare bewältigt also mühelos auch die härtere Gangart, weiß gut mit kräftiger Spannung umzugehen.

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