Um Bass-Patterns der Genres Rock und Funk haben wir uns in dieser Reihe über Groove-Archetypen bereits gekümmert, heute ist der gute alte Soul an der Reihe! Wie immer gibt es auch in dieser Stilistik nicht “den” Soulgroove schlechthin, aber die heutigen Kandidaten kommen in der vorgestellten Form oder in unterschiedlichen Variationen auffällig häufig vor. Somit bilden sie das Rückgrat zahlreicher Soul-Hits und sind ausgesprochen prägend für diesen Stil – und sollten deshalb auf keinen Fall im Repertoire jedes/jeder ambitionierten Bassisten/Bassistin fehlen. Die sieben Grooves in diesem Workshop sind eine gute Plattform, von der aus man seine eigenen groovigen Experimente starten und/oder sich tiefer in die Materie eingraben kann. Wie bereits bei den beiden Teilen über Rock und Funk sind diese Archetypen aber auch bestens als Startpaket für Jam-Sessions und Studio-Recordings geeignet!
Soul Bass Patterns: “1-5-6” – die Soul-Formel
Beginnen möchte ich nicht mit einem bestimmten Groove, sondern mit einer “melodischen Formel”, welche man in auffallend vielen Soul-Basslines findet. Das harmonische Geschehen vieler Songs der 50er-, 60er- und 70er-Jahre war relativ einfach und bestand häufig aus den Stufenakkorden der zugrundeliegenden Tonart. Meist wurden auch “nur” Dreiklänge verwendet.
Um die unterschiedlichen Akkorde darzustellen, etablierte sich für die I., IV. und V. Stufe (alles Dur-Akkorde) als melodische Option der Grundton, die Quinte und die Sexte. Für die restlichen Moll-Akkorde benutze man gerne den Grundton, die Quinte und die Septime. Natürlich wurden auch andere Töne verwendet, aber dieses Muster ist schon sehr stilprägend und unabhängig von Tempo, Rhythmik oder anderen Umständen.
Hier ist nur ein Beispiel, aber diese Formel wird uns auch später immer wieder begegnen:
Soul Bass Patterns: Motown
Eine klassische Motown-Bassline, gerade bei etwas gehobenen Tempi, betont zusammen mit den Drums alle oder zumindest mehrere Viertel. Gegen Ende des Takts findet eine kleine rhythmische und melodische Variation statt – gerne übrigens auch mit unserer Formel von vorhin. Diese Rezeptur findet sich auffallend häufig.
So ähnlich könnte das Ganze aussehen:
Soul Bass Patterns: “Respect” & Co.
Eine Weiterentwicklung des eben besprochenen Motown-Grooves ist, die beiden Takte rhythmisch und melodisch in Kontrast zueinander zu stellen. Der erste Takt bleibt nahezu unverändert, Viertelpuls und Grundton dominieren das Geschehen. Im zweiten Takt wird es hingegen melodischer und die Akzente wechseln auf die Achtelnoten zwischen den Pulsschlägen (Offbeats).
Dieses Konzept hört man häufig in späteren Motown-Songs sowie allgemein im Soul der 60er- und 70er-Jahre. Bekanntestes Beispiel ist sicher Aretha Franklins “Respect”:
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Soul Bass Patterns: der Sechzehntel-Auftakt
Gerade bei langsameren Soulsongs findet sich der nächste Kandidat: Eine starke Zählzeit 1 und ein Sechzehntel-Auftakt auf die 3 sind das Grundrezept. Gepaart wird das Ganze meist mit einer Kombination aus Grundton und Quinte. Je langsamer das Tempo wird, desto melodisch reduzierter werden auch die Basslines, um nicht für unnötige Ablenkung zu sorgen.
Soul Bass Patterns: Soul-Blues-Rock
Ein beliebtes Rezept besteht aus den Zutaten Soul, Blues und einer Prise Rock. Das beste Beispiel dafür sind die berühmt berüchtigten Blues Brothers mit der Legende Donald “Duck” Dunn am Bass. Die folgende Bassline erinnert ein wenig daran, steht aber gleichzeitig für viele Vertreter dieser Mixtur. Und natürlich kommt abermals unsere liebgewonnene “1-5-6”-Formel zum Einsatz:
Soul Bass Patterns: 12/8-Ballade
Ein 12/8- oder 6/8-Takt sind stets willkommen, wenn es um Balladen geht. So auch im Soul, man denke nur an “A Mans World” von James Brown oder “If You Don’t Know Me By Now” von Simply Red. Wichtig sind eine starke erste und dritte Zählzeit des gefühlten 4/4-Takts, welche möglichst vom Grundton belegt werden sollten. Die 2 und 4 des gefühlten 4/4-Taktes bleiben hingegen zumeist frei, danach können Überleitungen folgen.
Soul Bass Patterns: 12/8-Shuffle
Den 12/8-Takt gibt es natürlich auch mit höheren Tempi und hier wird er meist als Shuffle gespielt, also mit dem sich wiederholenden Muster aus einer Viertel und einer Achtel, siehe PDF.
Gerade im Motown und im Soul der 50er- und 60er-Jahre hört man diesen Groove sehr häufig:
Bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt