Im März 2010 veröffentlichte Slash sein erstes Soloalbum, bei dem er einem mittlerweile beliebten Konzept folgte: Er lud ein paar befreundete Sangesbrüder und -schwestern ins Studio ein und nahm gemeinsam mit ihnen seine Songs auf. Dem Ruf des Meisters folgte eine illustre Gesellschaft, die mit Sicherheit viel Spaß bei der Arbeit hatte: Mit von der Party waren unter anderem Ozzy Osborne, Dave Grohl, Iggy Pop, Lemmy Kilmister, Adam Levine und Chris Cornell.
Wir trafen Slash in Köln zum Interview und konnten ihm ein paar Hintergrundstorys zum Album entlocken.
Auch 2012 haben wir Slash wieder getroffen, hier gehts zu unserem zweiten Slash Interview (klick!)!
Aber wer bonedo kennt, der weiß, dass wir solche Gelegenheiten nicht ungenutzt verstreichen lassen: Nach dem Interview wartet noch ein Special mit Tipps, wie man die Sounds des Albums mit ganz normalen Bodeneffekten nachbauen kann. Und natürlich kommen auch die Riffs und Licks des Albums nicht zu kurz. Das Ganze mit freundlicher Unterstützung des Meisters und seiner Les Paul.
Die Mitwirkenden
Slash hat selbstverständlich fast alle Gitarrenspuren höchstselbst eingespielt. Die Backingtracks wurden von einer Rhythmusgruppe, bestehend aus Josh Freese (Drums) und Chris Chainey (Bass) live „erledigt“. Lediglich bei einem Song wurden die Beiden durch Dave Grohl (Nirvana, Foo Fighters) an den Drums und Slashs altem Guns´n´Roses Kumpel Duff McKagan am Bass ersetzt.
Am Mikro sind folgende Damen und Herren zu hören:
Fergie (Black Eyed Pees)
Ian Astbury
Ozzy Osbourne
Myles Kennedy (Alter Bridge)
Chris Cornell (Soundgarden, Audioslave)
Andrew Stockdale (Wolfmother)
Adam Levine (Maroon 5)
Lemmy Kilmister (Motörhead)
Kid Rock
M Shadows (Avenged Sevenfold)
Rocco De Luca
Iggy Pop
Nach welchen Kriterien wurden die Frontleute von Dir ausgesucht?
Slash: Im Grunde genommen waren es meine Songs, die bestimmten, welche Sänger ich zu engagieren hatte. Eigentlich war es ganz einfach und mir war sofort nach der Fertigstellung der Demos klar, welcher Sänger zu welcher Nummer passen würde. Tja, und dann habe ich die Leute angerufen, ihnen erklärt, was ich vorhabe, und das Demo geschickt. Ich denke, dass ich gute Vorarbeit bei der Auswahl der Songs geleistet habe, denn in den meisten Fällen gefielen sie den Sängern auf Anhieb. Damit war schon mal der Grundstein für eine gute Zusammenarbeit gelegt. Chris Cornell zum Beispiel hat zwei Songs bekommen, die er beide mochte. Und auch ich fand seine Arbeit bei beiden Nummern sehr gut, wollte aber nur einen Song auf das Album nehmen – daher musste ich mich entscheiden. ´Promise´ hat das Rennen gemacht.
War es notwendig, die Tonarten aufgrund des Stimmumfangs der Sänger zu verändern?
Slash: Nein! Es passte tatsächlich alles perfekt. Ich habe die Demos in Standard-Tuning aufgenommen und dabei ist es auch geblieben. Ich gab den Sängern auch keine Melodielinie vor, die sie nachsingen sollten, sondern ließ ihnen die Freiheit, ihre Texte und Melodien selbst zu entwickeln.
Außerdem hatten sie auch die Möglichkeit, das Arrangement zu verändern, zum Beispiel den Verse kürzer oder länger zu machen oder auch die kompletten Parts anders zu legen. Ich wollte eine gewisse Interaktion und kreative Beteiligung von ihnen. Mit Andrew Stockdale habe ich mich getroffen und wir haben mit Akustikgitarren gejammt. Ich brachte das Riff für den Verse ein – von ihm kam die Idee für den Chorus. Bei Fergie hatte ich die Musik komplett fertig und sie musste nur noch dazu singen. Die Arbeitsweise war immer etwas anders und jeder der Beteiligten hatte einen unterschiedlichen Einfluss auf das Projekt.
Wenn man an Slash denkt, dann hat man sofort vier Dinge vor Augen: Zylinder, Sonnenbrille, Les Paul und Marshall-Amp. Ob sich bei den Aufnahmen in dieser Hinsicht vielleicht doch etwas geändert hat?
Welche Amps hast Du bei den Aufnahmen benutzt?
Slash: Ich bin kein großer Sammler und besitze auch nicht viele Verstärker. Also bin ich mal durch mein kleines Lager gegangen und habe drei JCM 800 aus den Achtzigern in die engere Auswahl genommen. Einer davon hatte den gewissen Sound, den ich haben wollte, „It sounded like it was dying…“ und kam bei allen Songs des Albums zum Einsatz. Da ich aber eine Platte mit zwei Gitarren aufnehmen wollte, habe ich für den zweiten Gitarrenpart immer einen anderen Amp gespielt. Das war dann mal ein Vox, mal ein Orange oder ein Hiwatt. In puncto Gitarre war ich sparsamer: Ich habe auf allen Tracks ein und dieselbe Gitarre gespielt, meine Les Paul (´59 Les Paul Replica von Chris Derrig), die ich von jeher bei Aufnahmen einsetze.
Wie sieht es, abgesehen vom Wah Wah Pedal mit Effektgeräten aus?
Slash: Ich bin nicht der Typ, der viele Effektgeräte benutzt, aber Eric Valentine hat so einige Kisten. „He has this old funky fucked up shit laying around the studio…“ Also haben wir an einzelnen Stellen mal ein Fuzz benutzt. Außerdem kam ein Octavia zum Einsatz, dieses Jimi Hendrix Reissue von Dunlop. Aber wie gesagt: immer sehr sparsam!
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Die Aufnahmen
Ein Album mit 12 verschiedenen Sängern, deren Terminkalender aufgrund ihrer Popularität nicht gerade leer ist. Man könnte denken, es handele sich hier um ein Mammutprojekt, das mehrere Jahre in Anspruch genommen hat – aber so war es ganz und gar nicht.
Wie lange hat die Produktion gedauert – vom Songwriting bis zum fertigen Album?
Slash: Also eigentlich ging es schneller als man denkt. Ich habe Ende 2008 mit dem Songwriting begonnen. Bis Mitte 2009 waren dann die Demos fertig und an die Sänger verschickt. Im Juli 2009 gingen wir dann ins Studio, um die Basictracks aufzunehmen. Anschließend lud ich nach und nach die Sänger ins Studio ein, um Weihnachten 2009 war Mixen und Mastern angesagt. Eigentlich war es ein schneller und unkomplizierter Prozess. Ganz anders, als man vielleicht denken würde (lacht!).
Hast Du die Demos ganz alleine aufgenommen?
Slash: Nein. Ich war bei einem Freund, der in seiner Garage ein kleines Studio mit Pro Tools und dem ganzen anderen Kram hat. Ich selbst habe davon keine Ahnung, also lass ich die Finger davon und frage die Leute, die auch etwas davon verstehen. Wir haben mit Drumsamples und Drum-Machines gearbeitet, und er half mir dabei, die Drums zu programmieren. Anschließend hab ich dann Bass und Gitarre darauf gespielt. Aber seine Arbeit war extrem hilfreich.
Wie ging es dann weiter?
Slash: Ich sah mich nach einem Produzenten um, hatte im Vorfeld aber schon ein paar in die engere Wahl gezogen. Einer von ihnen war Mark Ronson (u.a. Robbie Williams, Amy Winehouse), der es auch machen wollte, dann aber leider nicht genügend Zeit hatte.
Also entschied ich mich für meinen zweiten Favoriten Eric Valentine, in dessen Studio wir auch aufgenommen haben. Für das Einspielen der Backingtracks engagiert ich Josh Freese (Drums) und Chris Chainey (Bass). Die beiden sind großartig! Sie haben eine unglaublich schnelle Auffassungsgabe. Der Aufnahmetag fing damit an, dass ich den Beiden das Demo des Songs vorspielte, ihn über Mittag probten und am Abend aufnahmen. In der Regel hatten wir die Titel nach fünf bis sieben Takes im Kasten.
So kommen die Songs auch rüber, frisch, knackig und mit einer gehörigen Portion Spielfreude. Außerdem klingt das Album auch fantastisch …
Slash: Oh ja! Das ist aber größtenteils Erics Verdienst. Er ist eben nicht nur Tontechniker und Produzent, sondern auch ein verdammt guter Musiker. „And he tunes the shit out of the drums“… Wir wollten einen organischen und rohen Rock-Sound mit Drums, Bass und Gitarre und haben alles analog auf einer alten Studer Bandmaschine aufgenommen. Und das macht den eigentlichen Unterschied aus. Ich liebe zwar Pro Tools, weil man gut damit editieren und auch arrangieren kann, aber ich kann diese Computerproduktionen, denen die ganze Seele der Musik genommen wurde, nicht mehr hören. Ich mag einfach keine digitalen Aufnahmen mit akustischen Drums, Marshall Amps und Ampeg Bass. „It doesn´t sound right!“
Wenn ihr die Backingtracks gemeinsam aufgenommen habt, wie seit ihr dann mit dem Problem des Übersprechens der lauten Marshall Amps umgegangen?
Slash: Das ist tatsächlich ein großes Problem beim Live-Recording. Aber wir haben das recht simpel gelöst. Die Drums standen im Haupt-Aufnahmeraum, die Lautsprecherboxen und das Bass-Equipment parkten in separaten Räumen, sodass es zu keinen Übersprechungsprobleme kam. Damit dennoch Live-Feel aufkam, spielten wir gemeinsam in einem Raum und hörten uns über Kopfhörer. Für mich gibt es keine bessere Arbeitsweise wenn man live aufnehmen will. Die Tontechniker und Produzenten flippen immer völlig aus, wenn der Marshall Amp im gleichen Raum wie das Drumset steht und in die Overheads plärrt …
Ich habe bisher keinen Tontechniker gefunden, der das mitmacht (lacht).
Wie groß war der Einfluss von Produzent Eric Valentine auf das Album?
Slash: Na ja, Eric hat das Ganze im Prinzip zusammengehalten. Ich kam ja schon mit den kompletten Arrangements ins Studio und hatte eine ziemlich klare Vorstellung, wie die Songs letztendlich klingen sollten. Eric hat hauptsächlich auf alles aufgepasst, z.B. dass immer alles in Tune war. Außerdem war er wirklich ein unermüdlicher Motivator, der das Beste aus uns allen herausgeholt hat. Sein Haupteinfluss aber war, dass alles wirklich gut klingt.
Dabei meine ich nicht nur die tontechnische Seite, sondern auch die Performance. Ohne eine gute Performance kannst Du auch mit dem besten Equipment der Welt nichts erreichen. Außerdem hat er auch noch diesen Monster-Drumsound gemacht. Wir hatten tatsächlich drei verschiedene Drumsets in drei unterschiedlichen Räumen aufgebaut und selbstverständlich mikrofoniert. Je nach Song haben wir dann entschieden, welches wir nehmen. Er hat diesen kompletten Technik-Kram voll drauf und ist nicht der Typ Producer, der ins Studio kommt und anfängt, den Song neu zu schreiben. Er nimmt das, was vorhanden ist, hört zu und macht das Beste daraus. Und wenn er dann doch eine andere Idee hatte, dann war es auch immer die richtige für den Song und brachte meine Vorstellungen noch ein Stück weiter ans Ziel. Es war wirklich eine sehr gute Zusammenarbeit.
Hast Du die kompletten Instrumentalaufnahmen inklusive Gitarren-Overdubs noch vor den Gesangsaufnahmen fertiggemacht?
Slash: Das war mal so mal so. Manchmal wurde der Gesang zuerst aufgenommen und ich habe die weiteren Gitarren danach gespielt, dann auch wieder anders. Das war aber keine rein musikalische Entscheidung, sondern abhängig vom Zeitplan der entsprechenden Sänger.