In dieser Folge des Synthesizer-Sound-Workshops zeigen wir euch, wie ihr den perkussiven Chord-Sound aus dem Hit „Bang My Head“ von David Guetta feat. Sia & Fetty Wap programmieren könnt. Zum Einsatz kommt der Dave Smith Instruments Sequential Prophet-6, zusätzlich habe ich den Sound mit dem Arturia Prophet V und dem u-he Tyrell N6 nachgebaut. Am Ende des Artikels findet ihr die fertigen Presets zum Download.
Der heutige Sound kommt in den Strophen des Hits zum Einsatz und erinnert mit seinen knackigen Hüllkurven ein bisschen an eine synthetische Marimba. Ich habe den Sound mit dem fantastischen Prophet-6 programmiert. Die in Klammern angegebenen Parameterwerte beziehen sich auf die Werte im Soundtower Prophet-6 Editor. Wer keinen Prophet-6 besitzt, findet unten zwei ähnliche Presets für den Arturia Prophet-V und den Freeware Softsynth u-he Tyrell N6.
Hier hört ihr schon einmal den fertigen Sound vom Prophet-6:
Den Ausgangspunkt bildet das Default-Preset des Prophet-6 (Basic Preset), das durch gleichzeitiges Drücken von PRESET und WRITE aufgerufen wird. Der Sound besteht aus einem simplen Sägezahn von VCO1 und klingt so:
Bei diesem perkussiven Sound habe ich mich entschieden das Pferd von hinten aufzuzäumen und mit den Hüllkurven und dem Filter zu beginnen. Den Anfang macht die Amp Envelope. Attack steht auf Null, das Decay sollte ganz kurz eingestellt werden (der Editor gibt bei mir den Wert 9 an), Sustain auf etwa 3 Uhr (106) und Release auf etwa 12 Uhr (62). Das kurze Decay ergibt einen kleinen Impuls zu Beginn der Note, was den Sound nachher knackiger macht.
Weiter geht’s mit dem Tiefpassfilter und der Filter Envelope. Cutoff steht auf etwa 11 Uhr (66), Resonance auf 10 Uhr (64). Die unterschiedlichen Reglerstellungen für die fast identischen Werte ergeben sich daraus, dass der Wertebereich des Cutoff von 0 bis 164 reicht, der für Resonance hingegen von 0 bis 255.
Für dich ausgesucht
- Sound-Workshop: Bass Kiesza „Hideaway“
- Sound-Workshop: Pad Mark Ronson feat. Bruno Mars “Uptown Funk”
- Sound-Workshop: Der Bass aus “My Love” von Route 94 feat. Jess Glynne
- Sound-Workshop: Der perkussive Synth-Sound aus “Animals” von Martin Garrix
- Sound-Workshop: Der Synth aus „One Day (Vandaag)“ von Bakermat
Nun zur Filterhüllkurve, die hauptsächlich für den perkussiven Charakter des Sounds verantwortlich ist. Auch hier steht Attack auf Null. Auch das Sustain wird ganz herunter geregelt. Decay und Release stehen jeweils auf ungefähr 9 Uhr (22). Beim Tiefpassfilter wird der Regler ENV AMOUNT auf etwa 2 Uhr gestellt (42). Dadurch beeinflusst die Filterhüllkurve die Cutoff-Frequenz – zu Beginn jeder Note sinkt der Cutoff innerhalb der kurzen Decay-Zeit auf den eben eingestellten, recht dumpfen Wert ab.
Nun müssen wir uns um die Oszillatoren kümmern. Anders als beim Prophet-5 lassen sich die Schwingungsformen beim Prophet-6 stufenlos von Dreieck über Sägezahn bis Rechteck überblenden. Mit dem Regler SHAPE wird der VCO1 von Sägezahn etwas in Richtung Dreieck verändert (ca. 10 Uhr / 80). Im Mixer ist VCO1 voll aufgedreht.
VCO2 ist bei diesem Sound nicht zu hören und steht im Mixer auf Null, dient aber als Referenz zur Synchronisation des ersten Oszillators und als Modulator für die Poly-Mod-Sektion. Sein Tuning (FREQUENCY) steht auf C2 und KEYBOARD auf ON. Die Schwingungsform wird ganz nach rechts auf Rechteck gestellt (254), die Pulsbreite fast ganz nach links (10). Bei VCO1 wird der Schalter SYNC gedrückt und das Tuning um eine Oktave nach oben (C3) verändert.
Im Mixer wird nun die SUB OCTAVE auf etwa 1 Uhr aufgedreht (80). Dadurch verleiht der Suboszillator dem Sound wieder etwas Körper.
Nun kommt die Poly-Mod-Sektion ins Spiel, eine Besonderheit des Prophet. Über sie moduliert VCO2 die Frequenz von VCO1. Da dieser synchronisiert ist, äußert sich das in diesem Fall nicht in drastischen FM-Effekten, sondern macht den Sound runder und sorgt für einen gewissen Marimba-Klangcharakter. Bei der Einstellung von Poly Mod ist Fingerspitzengefühl gefragt, weil schon kleine Änderungen eine große Wirkung entfalten können. Der Regler OSC 2 in der Poly-Mod-Sektion wird auf etwa 2 Uhr aufgedreht (164) und der Button FREQ 1 gedrückt.
Um dem Sound etwas Biss zu geben, habe ich noch den Rauschgenerator hinzugefügt, ungefähr so stark wie die Sub Octave:
Mit dem Hochpassfilter wird der Sound nun im Bassbereich noch etwas ausgedünnt, damit er nachher im Mix nicht matscht. Der HPF Cutoff steht auf etwa 9 Uhr (28), Resonance brauchen wir hier nicht.
Damit ist der Grundsound fertig und wir können uns den Effekten zuwenden, die beim Prophet-6 digital erzeugt werden. Der Effektblock 1 produziert einen Chorus (CHO). MIX steht auf 30, RATE (Effektparameter 1) auf 17 und DEPTH (Parameter 2) auf 64.
In Block 2 könnt ihr nun noch einen Reverb hinzufügen. In einer Produktion würde man ihn wahrscheinlich eher extern erzeugen, um ihn mit den Halleffekten auf den anderen Spuren abstimmen zu können. Für diesen Workshop und einen möglichst runden Einzelsound ist der Hall aber sehr willkommen. In diesem Beispiel steht TYPE auf HALL, MIX auf 15, REV. TIME (Effektparameter 1) auf 47 und EARLY REFLECTIONS (Effektparameter 2) auf 40. Und damit ist unsere analoge Pseudo-Marimba fertig:
Hier hört ihr den Sound im Zusammenhang mit ein paar schnell gebastelten Drums und einem Bass:
Dabei muss es natürlich nicht bleiben, denn nun kann man nach Lust und Laune an den Reglern drehen und den Sound in Echtzeit beeinflussen. In diesem Beispiel drehe ich am Cutoff des Tiefpassfilters und später an der Poly-Mod-Sektion:
Wer keinen Prophet-6 hat, kann einen ähnlichen Sound mit einer der als Plug-ins erhältlichen Emulationen des Prophet-5 basteln, zum Beispiel mit dem Arturia Prophet V oder dem Native Instruments Pro-53. Ganz identisch wird es nicht, weil die beiden Synthesizer doch etwas anders aufgebaut sind (zum Beispiel fehlt dem Prophet-5 die Möglichkeit, die Schwingungsformen stufenlos zu überblenden). Aber der Großteil der Parameter stimmt überein, weshalb ihr auch damit einen ähnlichen Sound hinbekommt. Hier hört ihr den Arturia Prophet V2 (auch dieses Preset könnt ihr euch am Ende der Folge herunterladen). Der Hall ist in diesem Fall extern in der DAW erzeugt.
„Außer Konkurrenz“ gibt es hier noch einen Sound für den Freeware Synth u-he Tyrell N6. Er ist grundsätzlich anders aufgebaut als die Propheten, vor allem fehlt ihm die Poly-Mod-Sektion. Deshalb klingt der Sound völlig anders, würde aber in einer Produktion wohl auch funktionieren. Auch hier stammt der Hall aus der DAW:
Die drei fertigen Presets für den Prophet-6, den Arturia Prophet V2 und den u-he Tyrell N6 könnt ihr euch hier herunterladen. Der Ordner für den Prophet-6 enthält zwei Dateien, eine ist zur Verwendung mit dem Soundtower Editor (.P6_P), die andere (.SYX) kann mit einer SysEx-Utility (z.B. SysEx Librarian für Mac, MIDIOX für Windows) auf den Synth übertragen werden. Wo ihr das Tyrell-Preset speichern müsst, damit es vom Plug-in gefunden wird, steht in diesem Artikel.
Ich hoffe dass euch diese Folge wieder Spaß gemacht hat. Bis zum nächsten Synthesizer Sound Workshop – noch vor Weihnachten geht es weiter!