In dieser Folge nehmen wir uns den charakteristischen, perkussiven Synthesizer-Sound aus dem Dance-Kracher „Animals“ von Martin Garrix zum Nachbauen vor. Damit ihr den Sound nachbasteln könnt, habe ich wieder den Freeware-Softsynth u-he Tyrell N6 verwendet, den es für fast alle Plugin-Formate gibt. Am Ende der Folge gibt es den fertigen Sound wieder als Download für Ungeduldige.
Für diesen Sound machen wir uns ein Phänomen zunutze, das bei vielen Filterschaltungen auftritt: Viele gute Filter beginnen bei viel Resonanz selbst zu schwingen, sodass man durch Verändern der Cutoff-Frequenz unterschiedliche Töne erzeugen kann. Das wird als Eigenschwingung oder auch Selbstoszillation bezeichnet. Auch das virtuelle Filter des Tyrell lässt sich in die Selbstoszillation treiben.
Wir beginnen mit dem Default-Sound, der nach dem Öffnen des Plugins geladen ist. Er besteht aus einem Sägezahn- und einem Rechteckoszillator und klingt so:
Für diesen Sound benötigt ihr die „normalen“ Oszillatoren zunächst nicht, weil er hauptsächlich auf Rauschen basiert. Regelt also beide VCOs im Mixer ganz nach unten und dreht stattdessen den Rauschgenerator (NOISE) auf. Und ihr stellt am besten schon einmal die Amp-Hüllkurve (ENV 1) ein, um den perkussiven Charakter zu erhalten: ATTACK = 0, DECAY = 18, SUSTAIN = 0, RELEASE = 18.
Als nächstes stellen wir in der Filtersektion bei VCF MODE den Filtertyp auf Bandpass (BP) und bei VCF POLES die Flankensteilheit auf (unerhörte) 36dB/Okt. Dann regeln wir den CUTOFF herunter auf 84.
Wie ihr hört, bekommt der auf Rauschen basierende Sound durch die hohe Resonanz nun wieder eine tonale Komponente. Um das selbstoszillierende Filter musikalisch spielen zu können, müssen wir jetzt noch bei KEYFOLLOW das Filter-Keytracking ganz aufdrehen, sodass die Cutoff-Frequenz von den auf der Tastatur gespielten Noten beeinflusst wird. Et voilà: Der Sound lässt sich melodisch spielen. Indem man am Cutoff-Regler dreht, kann man ihn „stimmen“, damit beim Spielen der Taste „F“ auch wirklich ein „F“ erklingt. Beim eben eingestellten Cutoff-Wert von 84 passt es ganz gut.
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Um die tonale Komponente noch etwas hervorzuheben, dreht ihr nun OSC2 im Mixer wieder ein bisschen auf (etwa auf -80). In der Oszillatorsektion wird SHAPE 2 ganz nach links gedreht, wodurch der zweite Oszillator eine Sägezahnschwingung liefert. Leider ist auch bei der aktuellen Version 3 des Tyrell hier nach wie vor fälschlicherweise ein Dreieck „aufgedruckt“ – ein kleiner Lapsus in der Bedienoberfläche des Freeware-Plugins. Und jetzt der Grund, weshalb ich hier nicht OSC1, sondern OSC2 verwendet habe: Mit dem Regler TUNE 2 lässt er sich um eine Oktave nach oben stimmen (+12), sodass seine Tonlage mit dem Filtersound übereinstimmt.
Mit der Filterhüllkurve machen wir den Sound jetzt noch etwas perkussiver. Stellt zunächst ENV2 so ein: ATTACK = 1, DECAY = 5, SUSTAIN = 0, RELEASE = 0. Dann dreht ihr in der Filterabteilung MOD 1 auf etwa +30 auf. Hierfür ist standardmäßig ENV2 (ADSR2) als Modulationsquelle definiert. So bekommt der Sound noch einen kleinen perkussiven „Knack“.
Um den Sound aggressiver zu machen, habe ich ihn anschließend noch durch einen Bitcrusher-Effekt geschickt und etwas angezerrt. Außerdem darf natürlich der große Hall nicht fehlen, der dem Sound Körper gibt. Und dann sind wir auch schon fertig!
Das fertige Preset für den u-he Tyrell N6 könnt ihr euch hier herunterladen. Wo das Preset gespeichert werden muss, damit es vom Tyrell gefunden wird, erfahrt ihr hier.