Dieses Mal geht es in unserem Sound-Workshop um die Synthesizer-Sequenz aus dem Hit „One Day (Vandaag)“ von Bakermat. An dem Titel, der sich ansonsten des momentan wieder so beliebten Saxophons und der berühmten, ebenfalls nicht zum ersten Mal durch den Wolf gedrehten Rede von Martin Luther King bedient, ist die etwas verquer groovende Sequenz wahrscheinlich das Interessanteste.
Fast könnte man meinen, der leicht stolpernde Groove sei das Ergebnis eines Quantisierungsfehlers oder einer „Drauf-los-Programmierung“ im Stepsequencer, und vielleicht war es ja auch so. Jedenfalls ist es gerade diese nicht ganz alltägliche Rhythmik, die am Ende für den Wiedererkennungswert sorgt. Ihr braucht dafür ein 16tel-Swing-Quantisierungsraster. Damit alle mitbasteln können, habe ich zum Nachbauen wieder den Freeware-Softsynth u-he Tyrell N6 verwendet – ein Preset zum Download gibt’s am Ende dieser Folge.
Wir starten mit dem Default-Sound, der beim Öffnen des Plugins geladen ist. Er klingt so:
Als erstes dreht ihr die Wellenform von Oszillator 2 mit dem Regler SHAPE 2 etwa auf die Hälfte zwischen Sägezahn und Rechteck, also auf 12 Uhr. (In der Bedienoberfläche des Tyrell ist hier leider ein Fehler – am linken Anschlag erklingt ein Sägezahn und nicht das dargestellte Dreieck.) Mit dem Regler FINE wird Oszillator 2 leicht gegenüber OSC 1 verstimmt (etwa auf +4.00). Oszillator 1 belassen wir auf einer Sägezahnschwingung. Dann dreht ihr OSC1 im Mixer ganz auf und OSC2 auf etwa -15.00.
Jetzt wird die Amp-Hüllkurve ENV1 eingestellt. Sie bekommt folgende Werte: Attack = 0, Decay = 15, Sustain = 65, Release = 20. Durch die kurze Decay-Zeit, in der die Lautstärke schnell auf das Sustain-Level absinkt, bekommt jede Note am Anfang einen kleinen „Punch“. Der Regler VELO der ENV1 sollte ganz aufgedreht werden, damit wir die Lautstärke mit der Anschlagstärke bzw. MIDI-Velocity steuern können. So kann man einzelne Noten etwas betonen, was für den Groove der Sequenz nicht unwichtig ist.
Fehlt noch das Filter. Regelt den Cutoff CUT auf etwa 75.00 und die Resonanz RES auf ca. 15.00. Das Filter soll von der zweiten Hüllkurve ENV2 gesteuert werden. Der Regler MOD1 ist dafür bereits voreingestellt, weil im darunter liegenden Feld SOURCE 1 die zweite Hüllkurve ADSR 2 ausgewählt ist. Also brauchen wir ihn nur aufzudrehen, und das Filter wird von ENV 2 beeinflusst. Stellt MOD1 auf etwa +50.00. Die Hüllkurve ENV2 bekommt die folgenden Werte: Attack = 0, Decay = 30, Sustain = 0, Release = 20. Auch hier wird der Regler VELO aufgedreht, aber nur etwa zur Hälfte. Nun wirkt sich die MIDI-Velocity auch darauf aus, wie stark das Filter von der Hüllkurve beeinflusst wird. Leicht angeschlagene Noten klingen dumpfer, bei starkem Anschlag ist der Effekt der Hüllkurve dafür umso stärker.
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Jetzt sind wir schon fast fertig. Mit etwas Low-Cut, Kompression, Hall und einer Kickdrum aus der DAW klingt der fertige Sound nun so:
Den fertigen Sound für den u-he Tyrell N6 könnt ihr euch hier herunterladen. Wo die h2p-Datei gespeichert werden muss, damit sie vom Plugin gefunden wird, könnt ihr hier nachlesen.