Der Berliner Streaminganbieter SoundCloud möchte mit einem neuen Konzept unabhängige Künstler besser entlohnen. Dabei wird vor allem die Verteilung der Einnahmen fairer gestaltet.
“A Game-Changing New Pay Model” – so beschreibt SoundCloud sein neues Vergütungssystem in einer Pressemitteilung. Die Worte scheinen aber mehr als übertriebener Marketingsprech zu sein. Denn ab dem 1. April wird es eine gerechteres Verteilungssystem der Einnahmen geben. Mit der Einführung von “Fan-Powered Royalties” gibt es für aufstrebende und independent-Künstler verbesserte Möglichkeiten mit Musik Geld zu verdienen. Damit bewahrheiten sich Berichte von Anfang Februar, die auf so ein Modell spekuliert haben.
Was sich ändern wird
Ab dem 1. April wird das neue System eingeführt. Dabei werden die Abonnement- und Werbeeinnahmen jedes Hörers auf die Künstler verteilt, die sie hören. Bisher wurden sämtliche Einnahmen zusammengefasst und in einen Topf geworfen, ehe das Geld aus dem Pool an hauptsächlich große Artists ausgeschüttet wurde. Jetzt richten sich die Einnahmen an das individuelle Hörverhalten. Wenn ich einen kleineren Artist intensiv höre, profitiert dieser direkt von dem Geld, welches ich durch mein Abonnement bzw. Werbeschaltungen generiere. Damit unterstützen Fans ihre Lieblingskünstler auf doppelter Weise – mit Interaktionen und Geld.
Der CEO Michael Weissman kommt damit “den vielen Wünschen aus der Branche entgegen”. In einem Statement sagt er dazu weiter: “Wir sind begeistert, dass wir diejenigen sind, die dies auf den Markt bringen, um unabhängige Künstler besser zu unterstützen. SoundCloud ist aufgrund der starken Verbindung zwischen Künstlern und Fans, die auf der Plattform stattfindet, einzigartig positioniert, um dieses transformative neue Modell anzubieten”.
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Mehr Geld für 100.000 Artists
Insgesamt sollen Artists, die derzeit über SoundCloud Premier, Repost by SoundCloud oder Repost Select Geld verdienen, von den Fan-Powered-Royalties profitieren. Über 100.000 Künstler sind das aktuell. Zwei Beispiele wurden auch direkt mitgeliefert. Der kanadische EDM-Künstler Vincent verdient mit seinen 124.000 Followern derzeit rund 120 USD im Monat. Bald werden es allerdings 600 USD sein. Ein weiteres Beispiel ist die Musikerin Chevy, die derzeit 12.700 Follower hat. Sie wird in Zukunft 217% höhere Einnahmen erzielen.
Auch wenn die ersten Auszahlungen erst abgewartet werden sollten, geht dieses Modell in eine richtige Richtung. Auf einer Direct-to-Consumer Plattform ist der Austausch zwischen den Musikern und Hörern enorm wichtig. Ob Kommentare bei Tracks oder direkt über private Nachrichten, es gibt kaum eine Plattform die das Networking unter Musikfans so einfach macht. Mit diesem Bezahlmodell könnten jetzt endlich auch Musiker belohnt werden, die mit der Community interagieren und aktiv bleiben. Mit dem Wissen dass bestimmte Artists durch das eigene Hörverhalten mehr Geld machen, ist eine Unterstützung naheliegend. Weissman sieht darin einen “bedeutenden Schritt in der strategischen Ausrichtung von SoundCloud”. Dadurch sei es möglich “unabhängige Künstler zu fördern … und neue Möglichkeiten direkt mit ihnen zu schaffen”.
Alle wichtigen Fragen und Antworten zu Fan-Powered-Royalties gibt es auf der dazugehörigen Soundcloud-FAQ-Seite.